Test: Apple iPhone X
Face ID, Sicherheit und Bedienung
Face ID
Zu den meistbeachteten Funktionen des iPhone X gehört die Gesichtserkennung Face ID, die den Fingerscanner Touch ID beerbt. Allein die Erklärung mutet wie Science-Fiction an: Durch einen Projektor werden rund 30'000 unsichtbare Infrarotmarkierungen auf das Gesicht projiziert und von der brandneuen «TrueDepth»-Kamera erfasst. Die Vermessung resultiert in einem 3D-Modell, das künftig für die Entsperrung als Referenz hinzugezogen wird.
Die Einrichtung dauert etwa eine halbe Minute und wird von einer kleinen Show begleitet. Geniessen Sie diese, denn sie ist bereits wieder vorbei, bevor Sie wissen, wie Ihnen geschieht.
Genauigkeit. Dabei lernt das iPhone X seinen Besitzer immer besser kennen; deshalb funktioniert die Face ID auch mit einer Mütze, einem spriessendem Neubart oder mit einer Sonnenbrille, solange diese Infrarotstrahlen passieren lässt. Und weil die Markierungen durch Infrarot gesetzt werden, arbeitet die Face ID auch in der Dunkelheit. Sonnenbrille und verdecktes Kinn funktioniert, komplett verdeckter Mund nicht. Und so weiter. Sie werden schnell dahinterkommen, wo die Grenzen liegen.
Verwendung. Um Face ID zu entriegeln, müssen die Augen geöffnet sein und auf das Display blicken. Ausserdem lässt sich nur ein Gesicht hinterlegen; weitere Zutritte müssen über die althergebrachte PIN gesteuert werden. Weitere Details finden Sie in dieser Parodie von Conan O'Brien, die einfach viel zu gut ist, um an dieser Stelle nicht geteilt zu werden (leider nur in Englisch).
Sicherheit und Apple Pay. Die Erkennungsrate der Face ID ist bemerkenswert und in jeder Hinsicht alltagstauglich. Die Sicherheit ist ausserdem so hoch, dass auf diesem Weg auch Zahlungen mit Apple Pay autorisiert werden: doppeltes Drücken auf die Standby-Taste, Display kurz ansehen, Gerät an das Terminal halten, fertig.
Die Bezahlung mit Apple Pay ist übrigens die einzige Situation, in der mir die alte Touch ID besser gefiel: Finger auf den Sensor legen, Gerät ans Terminal halten, fertig. Aber aus irgendeinem Grund trägt man ja schliesslich eine Apple Watch.
Ein Foto funktioniert für die Entsperrung nicht, dafür sorgt die Tiefenerkennung der TrueDepth-Kamera. Allerdings macht Apple keinen Hehl daraus, dass die Erkennung unter Umständen von eineiigen Zwillingen ausgetrickst werden kann. Einen solchen Beweis trat die Website «Mashup» an. Wir haben dieses Thema nicht weiterverfolgt, weil in der Redaktion ein akuter Mangel an eineiigen Zwillingen herrscht.
Datenschutz. Das 3D-Modell des Gesichts verlässt das Gerät nie und wird erst recht nicht über eine Cloud synchronisiert. Das war bereits bei der Touch ID so. Und genau wie der alte Fingerabdruck werden auch die Ergebnisse des Gesichtscans in der «Secure Enclave» abgelegt: Einem verschlüsselten Hochsicherheitsbereich, der bis heute nicht überwunden wurde. Doch selbst bei einem Einbruch ist es laut Apple unmöglich, mit diesen Daten das zugrundeliegende Gesicht zu rekonstruieren.
Diskretion. Besonders durchdacht wirkt auch die Funktion, dass eine Mitteilung im Sperrbildschirm nur als solche angezeigt wird (Abbildung unten links). Sobald das iPhone X jedoch in die Hand genommen und angesehen wird, entfaltet sich die Nachricht zu ihrer vollen Grösse.
Die neue Bedienung
Durch den Wegfall des Fingerscanners wurden viele Gesten für die Bedienung überarbeitet – zwangsläufig, sollte man hinzufügen. So wird zum Beispiel die Übersicht über die laufenden Apps aufgerufen, indem das Display zur Hälfte von unten nach oben geschoben wird. Das wiederum kommt dem alten Kontrollzentrum in die Quere; es wird neuerdings geöffnet, indem die obere rechte Ecke nach unten gezogen wird. Und so weiter.
Der Umgang wird dadurch nicht komplizierter, aber am ersten Tag kämpfen gestandene iPhone-Anwender gegen die Macht der Gewohnheit und gegen das Muskelgedächtnis, wenn einmal mehr die Phantomtaste gedrückt wird, wo früher die Touch ID war.
Erstaunlich schnell ist die Umgewöhnung bei der Entriegelung vollzogen. Dabei wird das iPhone X angehoben und angesehen, damit es entriegelt wird. Dann wird das Display von unten nach oben gewischt. Um nur den Sperrbildschirm kurz aufzuwecken, reicht hingegen ein Tippen auf das Display.
Tipp: Die Entsperrung funktioniert praktisch gleich schnell wie mit Touch ID. Der Trick besteht darin, das iPhone X anzusehen und sofort nach oben zu wischen; es ist nicht nötig zu warten, bis die kleine Animation das Schloss im oberen Teil des Displays öffnet.
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