Tests
13.02.2017, 09:07 Uhr
Test: Nvidia Shield TV (2017)
Die Suche nach dem perfekten Mediacenter nimmt hier ein gutes Ende.
Die meisten Fernseher sind heute «smart». Doch was die Funktionen angeht, sind wir dem Hersteller auf Gedeih und Verderb ausgeliefert (im Zweifelsfall eher auf Verderb). Wer seinen Medienkonsum neu definieren will, ignoriert deshalb die Funktionen im TV und nimmt die Sache mit einem externen Mediacenter selbst in Hand.
Dabei herrscht an solchen Programmen und der passenden Hardware kein Mangel. Die Auswahl gipfelt in spezialisierten Rechnern, die als «HTPC» angepriesen werden: als «Home Theater PC». Doch die meisten dieser vermeintlichen Lösungen sind entweder zu gross, zu laut, zu teuer, unausgereift, inkompatibel oder was auch immer. Es gibt jedoch eine strahlende Ausnahme: Shield TV von Nvidia, im folgenden kurz Shield genannt.
Nvidia Shield
Nicht viel grösser als ein Smartphone, entpuppt sich dieses Kästchen als Kampfzwerg. Die Möglichkeiten scheinen endlos. Natürlich versteht sich Shield mit Diensten wie Netflix, Spotify, YouTube und anderen. Android-Games lassen sich direkt am Gerät spielen, aber auch vom eigenen PC oder sogar aus dem Internet streamen. Und schlussendlich warten diverse Lösungen darauf, gesammelte Filme und Serien vom NAS auf den Fernseher zu übertragen.
Als Grundlage dieser Vielfalt dient Android TV 7 «Nougat». Die Oberfläche liefert jedoch Nvidias Software Shield Experience. Auf deren Möglichkeiten kommen wir ausführlich zu sprechen. Doch zuerst ist die Hardware an der Reihe.
Zwei Modelle
Shield wird in zwei Ausführungen angeboten:
Shield. Das kleine Modell bietet alles, was die breite Masse von einem Media-Center erwartet. Den Antrieb erledigt ein Tegra X1 Prozessor, dem 3 GB RAM zur Seite stehen. Die Ausgabe erfolgt über HDMI in 4K-Auflösung, wenn es das Endgerät zulässt. Auf der Rückseite befinden sich ein Gigabit-Ethernet-Anschluss und zwei USB-3.0-Anschlüsse. Für lokal gespeicherte Inhalte stehen 16 GB Flash-Speicher bereit. Der Preis für dieses Modell liegt bei etwa 250 Franken.
Shield Pro. Das Pro-Modell ist deutlich grösser, weil eine 500-GB-Festplatte verbaut ist. Darüber hinaus bietet es einen Micro-SD-Slot für die Speichererweiterung sowie einen Infrarot-Empfänger, der die Befehle einer lernfähigen Fernbedienung entgegennimmt. Alle anderen Leistungsmerkmale sind identisch. Dieses Modell kostet ca. 360 Franken.
Die Speicherfrage
Doch wie wichtig ist die Speichermenge? Shield wurde als Streaming-Box konzipiert – das heisst, die Inhalte kommen aus dem Internet oder aus dem lokalen Netzwerk. Der Speicher im kleinen Modell reicht deshalb in den meisten Fällen, weil er nur für Apps benötigt wird. Doch auch diese fallen irgendwann ins Gewicht, vor allem, wenn aufwendige Android-Spiele gesammelt werden.
Wenn sehr viel lokaler Speicher benötigt wird (zum Beispiel für Filme und Serien), schliessen Sie vorzugsweise eine externe Festplatte via USB 3.0 an. Modelle mit 2 Terabytes sind bereits für weniger als 100 Franken zu haben. Wenn Sie lediglich mehr Apps installieren möchten, greifen Sie zu einem kleinen USB-3.0-Stick. Dank der Android-Funktion Adoptable Storage wird dieser nahtlos zu den eingebauten 16 GB hinzugefügt.
Kurz gesagt: Wenn Sie für den Infrarot-Empfänger des grossen Modells keine Verwendung haben, werden Sie mit dem kleinen, günstigeren Shield vermutlich besser bedient.
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Installation mit kleinen Hürden
Die Einrichtung ist einfach, mit einem Android-Smartphone sogar kinderleicht. Es reicht, bei der Inbetriebnahme die Google-App zu öffnen und einen Link zu bestätigen. Nicht-Android-Anwender erfassen das Google-Konto manuell. So getan, sind alle Google-Dienste mit an Bord, darunter auch der Play Store und das YouTube-Konto. Alles läuft wie geschmiert.
Das einzige Problem bei der Einrichtung kam unerwartet: Der Ethernet-Anschluss wurde nicht erkannt. Doch bei einem Gerät, das 4K-Videos herumschaufeln soll, ist WLAN kein Alternative. Nach langem Probieren wurde das Problem gefunden: Erst das dritte (!) Ethernet-Kabel war der störrischen Box genehm.
Bedienung
Die Bedienung erfolgt wahlweise über die mitgelieferte Fernbedienung, den Shield-Controller oder über die Google-App «Android TV Remote Control» für iOS und Android – letztere sind deutlich praktischer für Texteingaben, funktionieren aber nicht mit allen Apps.
Der Umgang mit der Fernbedienung ist erfreulich einfach und komfortabel. Die Benutzeroberfläche reagiert praktisch ohne Verzögerung. Die Fernbedienung liegt sehr gut in der Hand und bietet ein angenehmes Klickgefühl. Die Lautstärke wird über eine Sensorfläche in der Mitte geregelt, kann aber auch einem anderen Signalgeber überlassen werden. Allerdings kam es sporadisch vor, dass die Fernbedienung nur nach kleinen Pausen reagierte, während der Controller praktisch verzögerungsfrei weiterarbeitete. Leider war dieser kleine Fehler nicht reproduzierbar.
Googles Sprachsuche und die Zukunft
Die Bedienung wird zum Beispiel im App Store mit Googles Sprachsuche deutlich einfacher: Drücken Sie die Mikrofontaste und äussern Sie Ihre Wünsche. Suchen Sie nach Apps oder fragen Sie nach dem Wetter. Und so weiter. Die Resultate waren überzeugend, der Mehrwert sofort ersichtlich. Allerdings haben wir die Spracheingabe nicht allzu intensiv getestet.
In einigen Wochen oder Monaten will Nvidia diese Funktion mit Software-Updates massiv ausbauen. Die Shield soll dann zu einem vollwertigen Ersatz für Google Home werden – jenem Lautsprecher, der auf Zuruf reagiert und verschiedene Funktionen wahrnimmt. Unter anderem wird es dann möglich sein, das Licht und andere Geräte im trauten Heim auf Zuruf zu steuern.
Streaming
Die Shield ist dafür gemacht, Inhalte zu streamen, woher sie auch kommen mögen. Die Konsole trägt allerdings nichts dazu bei, sondern stellt lediglich die Grundlage für die zahlreichen Android-Apps.
Apps für Online-Videos. Dazu gehören natürlich YouTube, Spotify und Netflix, die bereits vorinstalliert sind, und viele andere mehr. Eine unvollständige Liste weiterer wichtiger Apps finden Sie hier.
Übertragung vom Smartphone. Um Inhalte vom Smartphone auf den grossen Fernseher zu übertragen, wird am einfachsten Googles Chromecast-Protokoll verwendet, das ein fester Bestandteil von Android ist. Unter iOS unterstützen einige Apps wie Spotify Chromecast direkt, ansonsten helfen diverse Client-Apps von Drittanbietern weiter.
Übertragung vom NAS. Die Verbindung zu einem Netzwerkspeicher ist heute der beste Weg, um ein Mediacenter zu füttern. Die Nvidia Experience-Oberfläche bietet jedoch keine Möglichkeiten, um diese Medien abzuspielen. Stattdessen wird diese Aufgabe an die zahlreichen Apps im Play Store delegiert. Und das bringt uns zum vielleicht wichtigsten Thema.
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