Tipps, wie Sie beim E-Mail-Versand die Privatsphäre wahren

Vorsicht beim Provider

Im Mai 2019 entdeckten einige Anwender von Google-Mailkonten, dass Gmail an zentraler Stelle ihre Einkäufe und Hotel- oder Flugbuchungen auflistete, Bild 6. Als dieses Verhalten publik wurde, äusserten viele Medien und Experten Datenschutzbedenken. Laut Google seien diese aus der Google-Mailbox stammenden Informationen jedoch nur für den Anwender zugänglich und würden weder verkauft noch zu Werbezwecken genutzt.
Bild 6: Einkäufe wie diese versammeln sich an zentraler Stelle im Google-Konto
Quelle: PCtipp.ch
Funktionen wie eine spezielle Einsortierung oder Darstellung einer Mail aufgrund von Kennzeichen, die bereits in der Mail stecken, müssen in der Tat nicht zwingend mit Datenschutzverletzungen einhergehen. Und es kann eine praktische Sache sein, diese Informationen einigermassen zentral zu versammeln. Woher kommts? Grössere Mailanbieter wie Google oder Microsoft setzen zunehmend künstliche Intelligenz (KI) ein, um den Posteingang für den Anwender mit weiterem Nutzen auszustatten. Falls auch Sie solche Einträge in Ihrem Google-Konto entdecken: Wie sind die hier hineingeraten? Zum einen «kennt» Google inzwischen viele Shops, Hotels, Fluglinien oder Theater. E-Mails von diesen Organisationen sind naturgemäss oftmals Bestell- oder Reservationsbestätigungen. Zusätzlich kommt künstliche Intelligenz ins Spiel, die eintreffende Mails anhand bestimmter Stichwörter und Merkmale analysiert.
Der Absender kann die Mails sogar gezielt so gestalten, dass diese als Einkaufs- oder Buchungsbestätigungen erkennbar werden. Unternehmen, die etwa Buchungsbestätigungen verschicken, können in ihren via HTML formatierten E-Mails entsprechende Tags unterbringen, damit die Mailprovider diese für eine angepasste Darstellung nutzen, Bild 7. Infos zu solchen Konzepten gibts für Interessierte in Englisch unter schema.org.
Bild 7: Solche «Call to action»-Tags dürften in Zukunft normal werden
Quelle: Screenshot: moz.com
Bild 8: Hier gehts zu den Einträgen Ihrer Einkäufe, Abos etc.
Quelle: PCtipp.ch
Falls Sie als Google-Nutzer dennoch skeptisch sind, können Sie die Einträge entfernen. Dies erfordert aber, dass Sie auch die zugehörigen Mails löschen. Erst müssen Sie diese allerdings finden. Öffnen Sie die Google-Webseite unter google.ch, loggen Sie sich mit Ihrem Google-Konto ein und gehen Sie zu myaccount.google.com. Klicken Sie auf Zahlungen & Abos. Hier erscheinen mehrere Bereiche, Bild 8. Bei Zahlungsmethoden sind jene Zahlungsmittel (meistens Ihre Kreditkarte) hinterlegt, die Sie etwa bei Käufen im Google Play Store verwenden. Interessant wird es nun, wenn Sie darunter bei Käufe auf Käufe verwalten klicken. Hier könnte – ordentlich dargestellt – eine Liste von allem erscheinen, was Sie in den letzten Jahren unter Angabe Ihres Google-Mailkontos bestellt haben. Scrollen Sie zum Eintrag, den Sie löschen möchten, und klicken Sie ihn an. Greifen Sie zur Option Kauf entfernen. Es erscheint eine Bestätigungsmeldung, in der Sie via E-Mail ansehen zur eigentlichen Mail geleitet werden. Die können Sie nun zum Beispiel übers Drei-Punkte-Icon löschen. Anschliessend ist das Produkt von Ihrer Käufe-Liste verschwunden – damit aber auch die zugehörige Mail.
Es gibt im Google-Konto noch weitere Listen mit Einkäufen und dergleichen. Besuchen Sie mal via mail.google.com Ihr Google-Mailkonto und loggen Sie sich ein. Tippen Sie als Suchbegriff category:purchases ein, werden Einkäufe aufgelistet, Bild 9.
Bild 9: Google sammelt viele Infos zu Ihren Einkäufen
Quelle: PCtipp.ch
Oder dann gibts noch Ihre Buchungsbestätigungen, die Sie mit category:reservations finden. Bei diesen Listen handelt es sich um Kategorien, die in Gmail oben als Reiter erscheinen müssten, wie etwa Allgemein, Soziale Medien, Werbung, Benachrichtigungen etc. Normalerweise könnte man eine Mail aus einer Kategorie in eine andere verschieben, indem man sie auf den gewünschten Reiter zieht. Leider liessen sich beim Ausprobieren in unserem Testkonto ausgerechnet die Einkäufe- und Reservationskategorien nicht als separate Reiter einblenden. Hier hat Google also noch etwas Arbeit vor sich.



Kommentare
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Masche
18.05.2020
Gut, dass diese Stolpersteine hier einmal erwähnt werden. Es wäre schön, wenn alle Mailnutzer diese kennen würden. Es gibt aber noch weitere: 1. Oft passiert es, dass man zu früh ein Mail abschickt und man zu spät einen Fehler entdeckt. Dann ist es weg und jeder Empfänger kann es sofort lesen und sich entsprechendes denken. Bei Google Mail gibt es eine Funktion in den Einstellungen, die man unbedingt aktivieren sollte: die Verzögerung (Einstellungen -> Allgemein > E-Mail zurückrufen). Da kann man einstellen, nach welcher Zeit ein Mail verschickt wird. In der Zwischenzeit erscheint ein Balken mit der Aufschrift "Die Nachricht wurde gesendet" (d.h. in den Postausgang). Daneben steht aber auch "Abbrechen". Klickt man innerhalb der eingestellten Zeit auf "Abbrechen", so geht das Mail nicht aus dem Postausgang hinaus, sondern wieder zurück zu den Entwürfen. 2. In Firmen gibt es oft Verteilerlisten, z.B. alle Mitarbeitenden aus dem Verkauf. Bei uns ist es oft passiert, dass Leute, die so ein Mail bekommen haben, zurück geschrieben haben: "Ich möchte diese Mails nicht erhalten. Bitte mich aus dem Verteiler löschen", natürlich zurück an die Verteilerliste, wodurch alle auch dieses Mail erhalten haben. Es gab dann andere, die darauf geantwortet haben: "Mich bitte auch!". Natürlich wieder an die Verteilerliste. Dann kamen die dritten: "Bitte diese Mails nicht an die Verteilerliste zurückschicken". Wieder an alle in der Verteilerliste. Man sollte es sich deshalb angewöhnen, bei Verteilerlisten diese mit BCC zu verschicken. Um zu verhindern, das dann gewisse User das Mail an Kollegen weiterleiteten, mit der Frage: "Hast Du dieses Mail auch erhalten?", ist es empfehlenswert, dass der Verfasser unter dem Mail beispielsweise schrieb: "Dieses Mail geht an alle Mitarbeitenden des Verkaufs". Unsere IT Abteilung musste zudem, um den Mailserver nicht zu stark zu belasten, das Mailsystem so einstellen, dass man gar nicht mehr auf eine Verteilerliste forwarden konnte. 3. Übrigens, hätte man den Mitarbeitenden aus Punkt 2 gefolgt und hätte man sie aus der Verteilerliste gelöscht, hätten sie künftig keine möglicherweise für sie relevanten Mails erhalten und sie hätten sich dann sicherlich beschwert, dass sie nicht informiert worden wären.