Samsung oder LG: Gibt es sonst nichts Neues?
Ubuntu auf dem Smartphone
Meizu (Pro 5 Ubuntu)
Meizu gehört nicht zu den bekanntesten Markennamen in Westeuropa. Und eigentlich ist das Meizu Pro 5 auch nicht mehr ganz neu. Genau genommen wurde das Smartphone bereits 2015 vorgestellt. Damals allerdings in einer Android-Version. Das neue Meizu Pro 5 kommt nicht mehr mit Android, sondern mit dem Linux-OS Ubuntu. In Sachen Hardware ist das Pro 5 im Prinzip fast ein Galaxy S6 minus ein paar der ausgefallenen Funktionen, dafür mit USB-Typ-C-Anschluss.
Die mobile Variante von Ubuntu unterschiedet sich besonders in ihrem Umgang mit Apps von Android. Statt einzelne Apps zu verwenden, werden diverse Applikationen zu einzelnen «Scopes» zusammengefasst. Beispielsweise zeigt ein Scope alle nützlichen Informationen zum Hier und Jetzt an: Auf dem Bildschirm sehen Sie dann eine Sammlung an Daten wie aktuelle Termine, Wetter, Uhrzeit oder Ähnliches. Ein weiteres Scope bündelt hingegen Musikfunktionen zu einem Screen. Zwischen den Scopes wischt man einfach hin und her, wie das bei den Home Screens von Android und iOS üblich ist.
Das Bedienkonzept von Ubuntu Mobile macht schlicht Sinn. #MWC16 pic.twitter.com/Fu8SMlPMnz
— PCtipp.ch (@PCtipp) February 22, 2016
Tasten zur Navigation braucht Ubuntu nicht. Alles geschieht per Wischbewegung. Ein kurzer Wisch vom linken Rand her öffnet das Menü, das praktisch gleich aussieht wie bei der Desktop-Version von Ubuntu. Wischt man hingegen weiter nach innen, bringt einen Ubuntu zurück auf den Home Screen. Ähnlich sieht es von der rechten Seite aus: Die kurze Wischbewegung bewegt zwischen Scopes, eine längere Bewegung öffnet den Task-Manager. Das ganze Wischsystem ist äusserst Intuitiv und wäre mir persönlich auch unter anderen Betriebssystemen willkommen.
Noch wichtiger als die ausgezeichnete Bedienung ist aber die Sicherheit. Ubuntu lässt seine Applikationen komplett in einer Sandbox laufen. Das heisst, die Apps sind vom restlichen Betriebssystem abgeschottet. Malware und andere Angriffsmethoden haben so praktisch keine Chance.
Zudem wird die Privatsphäre stärker geschützt als bei anderen Betriebssystemen. Android, iOS und Windows geben Applikationen jeweils direkten Zugang auf Nutzerdaten, beispielsweise kann eine App mit Zugriff auf die Kontakte direkt in das Adressbuch des Nutzers eingreifen. Malware kann so beispielsweise leicht Originaldaten zerstören oder verschlüsseln. Ubuntu lässt dies nicht zu, sondern gibt den Apps die gewünschten Daten nur über eine Art Datenbank. Ein analoges Beispiel dazu: Statt dem App-Entwickler Ihr Original-Adressbuch in die Hand zu drücken, gibt Ubuntu eine separate Liste mit den nötigen Informationen raus. Erweist sich der Entwickler als Dieb, ist die Liste zwar weg, aber das Adressbuch unversehrt.
Die grösste Hürde für Ubuntu wird der komplett andere Umgang mit Apps. Auch wenn die App-Stores von Apple, Google und Microsoft grösstenteils einer Abfallhalde gleichen, sind es doch die wenigen Goldnuggets, die immer wieder auftauchen und die Betriebssysteme relevant halten. Dienste wie Periscope oder Snapchat wären ohne das aktuelle App-System nie entstanden. Die Scopes von Ubuntu sind zwar äusserst praktisch, könnten aber komplexere Applikationen einschränken. Ganz zu schweigen davon, dass sich die Entwicklergemeinde von Ubuntu gegenüber Android und iOS stark in Grenzen hält.
Spannend ist das Betriebssystem jedoch allemal. Wer sowieso schon nicht viel mit zusätzlichen Apps anfangen kann und lieber etwas mehr Sicherheit hat, findet das mit Ubuntu allemal. Probieren Sie allerdings das Interface erst einmal aus, da es doch sehr anders ist und prüfen Sie, ob Sie Ihre wichtigsten Apps adäquat ersetzen können. Bei der Hardware können Sie mit dem Meizu Pro 5 nicht viel falsch machen.
Zurzeit ist das Meizu Pro 5 Ubuntu nicht offiziell in der Schweiz erhältlich, kann aber beispielsweise aus Frankreich importiert werden. Preislich liegt das Gerät, je nach Variante, zwischen 500 und 600 Franken.
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