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28.04.2014, 07:58 Uhr
Nationalrat Balthasar Glättli als gläserner Bürger
Der grüne Zürcher Nationalrat Balthasar Glättli hat aus seinen Handydaten sein Leben ein halbes Jahr nachzeichnen und das Ergebnis ins Internet stellen lassen. Er will damit auf die Möglichkeiten der Überwachung aufmerksam machen – mit politischem Kalkül.
Telekomunternehmen müssen heute sechs Monate lang speichern, wo ein Kunde mit seinem Handy war, mit wem er telefoniert oder E-Mail und SMS ausgetauscht hat. Der Bundesrat will diese Speicherdauer auf zwölf Monate ausdehnen. Gegen diese Vorratsdatenspeicherung wehren sich unter anderem die Grünen.
Welch detaillierte Informationen sich aus diesen sogenannten Randdaten herauslesen lassen, will der grüne Fraktionschef Glättli deshalb am Beispiel seiner eigenen Person zeigen. Er stellte seine Handydaten von Januar bis Juli 2013 der «Schweiz am Sonntag» und dem Newsportal watson zur Analyse zur Verfügung. Diese, sowie NZZ.ch, berichteten am Sonntag über die Resultate.
Auf einer interaktiven Grafik, realisiert von der deutschen Firma OpenDataCity, lässt sich für jeden Tag sehen, ob Glättli sich in Bern oder Zürich befand, wann er seiner Freundin ein SMS schrieb und mit welchen Journalisten oder Politikern er in Kontakt stand. Ergänzt werden die Angaben mit öffentlich zugänglichen Daten wie Tweets oder Facebook-Einträgen.
Besuch in einer geheimer Anlage
Daraus lässt sich detailliert herauslesen, was Glättli wann getan hat: Die «Schweiz am Sonntag» und watson vermuten aufgrund der Daten beispielsweise, dass Glättli Anfang Juli mit der Sicherheitspolitischen Kommission in Andermatt an einem geheimen Militärstandort gewesen sein dürfte.
Er habe seine Daten offengelegt, «um den Menschen vor Augen zu führen, wie exakt die Position von uns allen ständig überwacht und gespeichert wird», sagte Glättli im Interview mit watson. Solche Randdaten seien mächtig, selbst wenn keine Gesprächsinhalte abgehört würden. Vorbild für die Auswertung war unter anderem ein deutscher Politiker, der seine Daten auf gleiche Weise analysieren liess.
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