E-Reader im Test: die drei Tolinos

Software & Funktionen, Fazit und Geheimtipps

Software & Funktionen

Beim Betriebssystem der Tolinos handelt es sich um ein für E-Reader-Zwecke angepasstes Android. Es gibt zwar keinerlei Play Store, aus dem man Apps herunterladen könnte, aber immerhin einen Webbrowser. Weil E-Ink-Displays konzeptbedingt monochrom sind (nur Graustufen) und ziemlich träge reagieren, will man den Browser wirklich nur fürs Allernötigste benutzen.
Hier könnte man sich manuell auf die Update-Suche machen
Wie es sich für alles, was ein Betriebssystem hat, gehört, brauchen auch die Tolinos gelegentliche Updates. Dabei werden Fehler ausgebügelt, Sicherheitslücken geschlossen und teils neue Funktionen ausgeliefert. Erfahrungsgemäss sind solche Updates weit mehr als zwei Jahre lang verfügbar. Das erste Update wird einem gleich bei der Inbetriebnahme angeboten. Die weiteren Updates kündigen sich – sofern vorhanden – jeweils an, wenn man den nächsten Internetzugriff startet, um etwa Bücher zu kaufen oder zu synchronisieren. Es ist aber auch eine manuelle Update-Suche möglich.
Ergänzung 20.11.2019: Laut Infos des Mediensprechers werden alle Tolinos, die je verkauft worden sind, auch heute noch mit Updates unterstützt. Während neuere Geräte manchmal in den Genuss neuer Funktionen kommen, beschränke man sich bei den ältesten Geräten auf Sicherheitsupdates.
Ein nettes, weil sehr praktisches Zubehör sind allerdings die Wörterbücher. Es lassen sich verschiedene Wörterbücher zur Begriffserklärung in verschiedenen Sprachen herunterladen. Auch ein Übersetzen von Begriffen von/in verschiedene/n Sprachen ist mit weiteren kostenlosen Wörterbüchern möglich. Das ist gerade für jene interessant, die etwa englische oder französische Bücher gerne in der Originalsprache lesen und dennoch das eine oder andere Wort nachschlagen müssen. Genau wie während dem Herunterladen oder Synchronisieren der Bücher ist auch für den Download der Wörterbücher eine Internetverbindung erforderlich. Sind die Wörterbücher aber mal installiert, braucht es fürs Nachschlagen keinen Webzugriff.
In manchen Haushalten liegen mehrere Tolinos herum; vielleicht hat man auch als Einzelperson mehrere davon parallel in Betrieb. Damit niemand mit dem falschen Tolino aus dem Haus stürmt, ist es eine praktische Sache, den «Schlafscreen» eines Tolino anpassen zu können – das geht bei allen dreien. Sie haben die Wahl zwischen dem bekannten Tolino-Smiley-Gesicht, dem Cover des aktuell gelesenen Buches (klappt nicht ganz mit jedem Buch) und einem eigenen Bild, das Sie via USB auf den Tolino kopieren können.
Ein paar kleine Kritikpunkte betreffs Software hat die Testerin dennoch, auch wenn sie diese schon von früheren Geräten kennt. Leider wurden diese Punkte noch nicht angegangen.
Das WLAN-Kennwort bleibt zwar langfristig gespeichert. Leider gehen aber andere Kennwörter hartnäckig bei jedem Update oder aufgrund des beim Update erforderlichen Reboots vergessen, etwa jenes für die Tolino-Cloud und den Buchshop. Es wäre noch verschmerzbar, wenn es bloss beim Kauf von Büchern wieder nach dem Kennwort fragte. Aber die Anmeldung in die Cloud ist auch erforderlich, wenn Sie bereits gekaufte Bücher aus der Cloud herunterladen oder Ihren Lesestand mit der Cloud synchronisieren wollen. Wer auf richtig gute Passwörter setzt, braucht dafür etwas Nerven. Nehmen Sie auf Reisen sicherheitshalber Ihr Tolino-Cloud-Passwort mit.
Die Autorin las während der Testphase Bücher aus der Scheibenwelt-Serie von Terry Pratchett. Diese enthalten immer wieder mal teils sehr kurze, teils längere Fussnoten, die im Text mit Ziffern markiert und mit einem Fussnoten-Teil im E-Book verlinkt sind. Beim Drauftippen auf die Ziffer gelangt man zur entsprechenden Fussnote. Hat man sie gelesen, führt am unteren Rand ein Button Zurück zu Seite X die Leserin oder den Leser wieder direkt zur richtigen Stelle im eigentlichen Buch zurück. So jedenfalls die Idee. Das klappt auch oft wie erwartet. Ausser in zwei reproduzierbaren und gar nicht mal so seltenen Fällen: Befindet sich die Fussnotenziffer im Text in der Nähe des linken oder rechten Displayrandes, interpretiert Tolino ein Tippen auf die Fussnote als Blättern in diese oder jene Richtung. Als «Workaround» gibts nur: Tolino drehen oder die Schriftgrösse vorübergehend ändern, in der Hoffnung, die geänderten Umbrüche verfrachteten die Fussnotenziffer weiter in die Mitte, wo ein Antippen der Ziffer wieder korrekt interpretiert wird. Nach Rückkehr zum Text muss man die Schriftgrösse halt wieder zurückändern.
Der zweite Fall, der das Fussnotenkonzept ins Straucheln bringt: Bei einzelnen längeren Fussnoten wird man zwangsläufig blättern müssen, um sie fertig zu lesen. Sobald man aber innerhalb der Fussnoten blättern musste, vergisst der Tolino, dass man sich in einer Fussnote befindet und beraubt einen des Zurück zu Seite X-Buttons. Workaround: Falls man in einer Fussnote blättern muss, schaue man vor dem Blättern den Button an, um sich die Seitenzahl zu merken, zu der man danach zurückwechseln möchte. Nach dem Blättern und Lesen der Fussnote tippt man in die Displaymitte und fährt mit dem unten eingeblendeten Navigationsregler zur gewünschten Seite zurück. Das klappt zwar, erfordert aber etwas Geistesgegenwart. Vielleicht liegts am EPUB-Format, vielleicht liegts an der Lese-App – es wäre aber angenehm, könnte man solches eines Tages lösen.

Fazit – welcher solls denn sein?

Tolino Epos 2 – einmal ins Querformat gedreht
Fangen wir mit dem Paradegerät an, dem Tolino Epos 2. Er ist ein sehr angenehmer, eleganter E-Book-Reader, mit dem man sich zu Hause gerne stundenlang in eine ruhige Ecke verzieht. Haptik und Display stimmen, die Blättertasten sind angenehm weich und leise. Aufgrund seiner Grösse passt er aber in praktisch keine Jackentasche und hat mit derzeit 349 Franken auch einen für unsere Begriffe zu stolzen Preis.
Tolino Vision 5 – hier mit Lesemenü für Drehung, Schriften, Helligkeit und Navigation
Der Tolino Vision 5 profitiert als kleiner Bruder des Epos 2 von praktisch all dessen Vorzügen, findet aber unterwegs in einer (grösseren) Jackentasche eher Platz. Da er – wie der Epos 2 – ebenfalls wasserdicht ist, macht ihm auch das herbstliche Regenwetter nichts aus. Wer 229 Franken für einen E-Book-Reader ausgeben will, macht mit ihm bestimmt nichts falsch.
Der Tolino Page 2 – von der Grösse her der portabelste, von der Fertigung her weniger reisefreundlich
Beim Tolino Page 2 gefiel der Testerin der klassische Formfaktor, an den sie sich in den letzten Jahren beim Lesen auf einem Vision 4 HD gewöhnt hatte. Eigentlich eine perfekte Grösse für E-Reader, die man überall hin mitnehmen würde, wären da nicht die Abstriche. Die führen dazu, dass man dem Gerät keine besonderen Reisequalitäten zutraut: billigst wirkendes Gehäuse, nicht ganz zuverlässig reagierender Touchscreen, fehlende Farbtemperatureinstellung, nicht wasserdicht. Vielleicht jammern wir hier ein wenig auf hohem Niveau. Die 99 Franken gehen für sparsame E-Book-EinsteigerInnen schon noch in Ordnung. Aber nur, wenn es unbedingt eins der drei hier vorgestellten neuen Modelle sein muss. Nehmen Sie das Gerät zuerst in die Hand, bevor Sie es kaufen.
Geheimtipps: Sind Ihnen 349 oder 229 Franken für einen Epos 2 oder Vision 5 zu viel – und hätten Sie dennoch gerne einen wasserdichten, gut verarbeiteten E-Book-Reader? Schauen Sie sich in den Buchhandlungen oder im Unterhaltungselektronik-Handel nach einem der Vorgängergeräte um: dem Tolino Vision 4 HD. Er ist etwa gleich gross wie der Page 2 bzw. klein genug für die Jackentasche, ist viel angenehmer als der Page 2 zu handhaben, im Gegensatz zu diesem wasserdicht – und hat sogar Tap2flip. Das Gerät ist derzeit vereinzelt noch für um die 165 Franken herum zu haben. Wer weiss, wie lange noch!
Ergänzung 19.11.2019: Alternativ gäbe es (seit einem Jahr und auch weiterhin im Orell-Füssli-Sortiment erhältlich) noch den Tolino Shine 3 (6 Zoll) für 129 Franken. Dessen Haptik kommt gefälliger als jene des Page 2 daher, sein Akku sei besser und er bietet ebenfalls SmartLight. Wie der Page 2 ist er jedoch auch nicht wasserdicht.



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