Test: iPhone 7 (Plus)
Tempo und technische Eigenheiten
Die Sache mit der Klinkenbuchse
Apple hat die Klinkenbuchse gestrichen: zugunsten der Stereolautsprecher, mehr Elektronik und einem grösseren Akku. Das Nervige daran ist jedoch nicht diese Weglassung selbst, sondern das Gemecker im Internet, das erstaunlich oft mit Nichtwissen einhergeht. Die Fakten:
Im Lieferumfang des iPhone 7 befinden sich die bekannten EarPods, die schon seit Jahren jedem iPhone beiliegen. Diese werden direkt über Lightning verbunden. Zum Lieferumfang gehört ausserdem ein kurzer Adapter von Lightning auf die Klinkenbuchse, sodass alle alten Kopfhörer weiterhin funktionieren.
Ende der Mitteilung? Schön wärs. Denn gemäss den Meinungen in den Kommentarspalten wollen ab sofort etwa 90 Prozent der Leute ihr iPhone laden und gleichzeitig Musik hören. Und zwar während des ganzen Tages.
Natürlich sind die Anforderungen verschieden. Doch in meinem äusserst Apple-affinen Umfeld hob bis jetzt niemand auch nur eine Augenbraue, wenn das Thema auf die Klinkenbuchse fiel. Kopfhörer liegen bei. Adapter auch. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Und wenn in wenigen Wochen die kabellosen AirPods erscheinen, ändert sich alles erneut. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wasserfest nach IP67
Beide iPhone-7-Modelle sind nach der Norm IP67 – Schutz gegen Wasser und Staub – zertifiziert. Die «6» steht für «staubdicht». Die «7» steht für «Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen» oder genauer: Das Gerät muss einer Tiefe von maximal 1 Meter für 30 Minuten standhalten, ohne Schaden zu nehmen.
Darf man das iPhone 7 also mit in den Pool nehmen? Der befragte Apple-Repräsentant liess sich nicht festnageln und beharrte auf seiner Aussage: Das iPhone 7 sollte mit derselben Sorgfalt verwendet werden wie der Vorgänger. IP67 ist lediglich als Sicherheitsnetz gegen Missgeschicke zu verstehen.
Werde ich also das iPhone 7 in den anstehenden Badeferien mit ins Wasser nehmen? Nein. Oder doch. Mal sehen. Weiss der Geier! Diese Unsicherheit ist fast schlimmer als gar keine Zertifizierung, deshalb klingt der offizielle Rat des Apple-Mitarbeiters gar nicht so schlecht: Benehmen Sie sich so, als wäre das iPhone 7 überhaupt nicht wasserfest – es sei denn, Sie stehen einfach nur im Regen.
Touch-ID und Taptic Engine
Wenn es am iPhone ein «ikonisches Element» gibt, das seit dem ersten Modell gleich aussieht, dann ist es die kreisrunde Home-Taste. Seit dem iPhone 5s dient sie ausserdem als Fingerscanner. Diese Taste gibt es nicht mehr, auch wenn das spontan nicht zu erkennen ist.
Stattdessen befindet sich dort nur noch eine Vertiefung. Eine haptische Reaktion erfolgt stattdessen über die Taptic Engine: Sie lässt das ganze Gehäuse leicht vibrieren, wenn die vermeintliche Home-Taste gedrückt wird. Die Intensität der Vibration lässt sich in drei Stufen regulieren und ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Doch bereits nach einem Tag war ich von dieser Lösung sehr angetan, einen weiteren Tag später restlos überzeugt.
Meine neue Idealkonfiguration:
- Einstellung «Allgemein – Home-Taste – Klickwiderstand» auf 1.
- Einstellung «Anzeige & Helligkeit – Bei Anheben aktivieren» auf «Ein».
- Einstellung «Allgemein – Bedienungshilfen – Home-Taste – Zum Öffnen Finger auflegen» auf «Ein».
Um das iPhone zu entsperren, muss ich es nur noch in die Hand nehmen, damit der Sperrbildschirm aufleuchtet. Dann den Finger auf die Home-Taste legen (nicht drücken), um das Gerät zu entsperren. Und wenn im Betrieb die Home-Taste gedrückt wird, meldet sich das iPhone 7 nur mit einem dezenten Stupsen.
Die Taptic Engine macht sich ausserdem bemerkbar, wenn sie Interaktionen auf dem Display untermalt. Wird etwa in der App «Uhr» die Zeit über die bekannten Walzen verändert, klickert das iPhone vor sich hin, als wären echte Zahnräder dahinter verborgen. Faszinierend! Genauso werden Explosionen in Action-Spielen zu einer gefühlsechten Angelegenheit. Es wird spannend zu sehen, was sich die Entwickler sonst noch einfallen lassen.
Es gibt nur ein Gas: Vollgas
Das iPhone steht seit jeher für Tempo. Für Interessierte: Das folgende Video zeigt einen Praxistest, in dem ein einjähriges iPhone 6s ein top-aktuelles Samsung Galaxy Note 7 mit doppelt so viel RAM demütigt. Das ist nichts für schwache Nerven:
Der neue Apple A10 Fusion ist noch einmal rund 40 Prozent schneller als der A9 seines Vorgängers. In unserem Test mit GeekBench 4 erreichte der Prozessor phänomenale 3393 Punkte (Single-Core) respektive 5554 Punkte (Multi-Core). Zum Vergleich: Das schnelle MacBook Pro (!) von 2015 bringt es auf 3332 bzw. auf 7056 Punkte. Allerdings steckt der winzige A10 Fusion in einem ebenfalls winzigen Gehäuse ohne Lüfter. Apple selbst weist darauf hin, dass das iPhone 7 schneller ist als jedes MacBook Air, das bisher gebaut wurde.
Trotz der zusätzlichen Leistung beschert der A10 Fusion dem iPhone eine längere Laufzeit. Genau genommen besteht der Chip nämlich aus zwei Zweikernprozessoren. Der eine Doppelkern ist auf Leistung getrimmt, der andere auf Effizienz («big.LITTLE»-Prinzip). Die Wahl der Kerne bleibt dem System überlassen. Laut Apple sorgt die clevere Architektur für eine Stunde mehr Laufzeit beim iPhone 7 Plus, beim kleinen iPhone 7 sollen es sogar zwei Stunden sein.
Diese Leistung macht Freude – auch wenn sie ironischerweise jeden Gedanken an das Tempo verdrängt. Wir haben keinen Winkel in der Oberfläche gefunden, in dem auch nur ein leichtes Zucken zu spüren war. App-Starts, App-Wechsel, Foto- und 4K-Videobearbeitung: alles flutscht. Der A10 Fusion ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Spiele-Industrie. Wenn Sie nach Material suchen, um Ihr Umfeld zu beeindrucken, zeigen Sie das Free-to-play-Spiel Oz: Broken Kingdom:
Aber auch andere Funktionen wie zum Beispiel die OCR-Erkennung von komplexen Vorlagen mit ScanBot werden beeindruckend schnell abgearbeitet.
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