Tests
01.10.2012, 08:42 Uhr
Test: Apple iPhone 5
Vertraut, und doch so anders: Die 6. Generation von Apples Smartphone bietet weit mehr als ein «moderates Upgrade».
Der erste Kontakt mit dem iPhone 5 wirkt fast ein wenig surreal. All die Spekulationen, gefälschten «Leaks» und Renderings weichen endlich dem realen Produkt. Für gestandene iPhone-Besitzer wirkt der Anblick angenehm vertraut. Gleichzeitig regt sich vielleicht die leise Befürchtung, dass die neuste Generation der 4er-Reihe zu ähnlich sein könnte – und damit zu unspektakulär.
Es sei schon jetzt verraten, dass diese Zweifel unbegründet sind. Allerdings verlagern sich die Qualitäten in eine Richtung, die man zwar sofort wahrnimmt, aber nicht automatisch korrekt einordnet. Auf der letzten Seite werden wir den Schleier lüften.
Gewicht und Verarbeitung
Das iPhone 5 wiegt gerade einmal 28 Gramm weniger als sein Vorgänger. Wenn man beide Geräte auf den Fingerkuppen balanciert und mit geschlossenen Augen gegeneinander abwiegt, lässt sich fast kein Unterschied ausmachen. Doch sobald man das neue Gerät auf die übliche Weise in die Hände nimmt, scheint es wie durch Zauberei die Hälfte seines Gewichts abzuwerfen. Die Masse wurde reduziert und gleichzeitig auf eine grössere Fläche verteilt, was dazu führt, dass sich das iPhone 5 leicht wie eine Feder anfühlt.
Der Glasanteil wurde deutlich reduziert und durch eloxiertes Aluminium ersetzt. Das Gefühl der Wertigkeit ist geblieben, die Ballaststoffe sind verschwunden. Doch keine dieser Beschreibungen wird dem Produkt gerecht; man muss das Gerät selbst in die Hand nehmen, um sich einen Eindruck zu verschaffen.
Wenig zu erklären gibt es hingegen bei der Verarbeitung. Egal, wie genau man hinsieht: Die Perfektion durchdringt das Gerät bis ins kleinste Detail. Das liegt einerseits am Unibody-Gehäuse, andererseits an der akribisch genauen Auswahl des Displays. Laut Apple wird im Produktionsprozess jedes Gehäuse von zwei 29-Megapixel-Kameras vermessen. Anschliessend wählt die Maschine aus einem Vorrat von 725 Gläsern jenes aus, das perfekt dazu passt.
Die subtilen Kanten sorgen dafür, dass der Übergang zwischen dem Gehäuse und dem Display wesentlich subtiler ausfällt. Im ersten Moment fühlen sich die Kanten fast ein wenig zu scharf an. Doch bereits nach kurzer Zeit verschwindet dieses Gefühl und ehe man sichs versieht, wirken die runden Glaskanten am iPhone 4(S) wie ungeliebte Speckröllchen auf den Hüften.
Der gefürchtete Zahn der Zeit
Wir blenden zurück ins Jahr 1999. Damals war das über-coole Nokia 8110 der heimliche Star in «The Matrix» und das Gadget der Begierde schlechthin. Heute würde niemand auch nur im Traum daran denken, sich einen solch hässlichen Plastikknochen ans Ohr zu halten, ausser vielleicht an einer Retro-Party.
Denken wir im Jahr 2025 über das iPhone 4 genauso? Wahrscheinlich nicht; aber der Zahn der Zeit nagt unerbittlich an unseren Vorstellungen. Trotzdem ist es erstaunlich, wie schnell der Glanz der Vorgänger neben dem neuen Flaggschiff verblasst. Vor drei Tagen war das iPhone 4 noch eine Design-Ikone, heute wirkt es ein wenig pummelig und zu kurz geraten, Modell «Abgebrochener Riese».
Schwarz oder Weiss? (K)eine Frage des Geschmacks
Bleiben wir beim Erscheinungsbild. Das Gehäuse aus eloxiertem Aluminium vermittelt zwar eine hohe Wertigkeit, entpuppt sich jedoch als Achillesferse. Besonders beim schwarzen Modell braucht es offenbar nicht viel, damit die oberste Schicht abgetragen und das blanke Aluminium zum Vorschein kommt. Bei unseren Kollegen von Macwelt reichte ein kleiner Ausrutscher beim Öffnen des SIM-Schachts, um dem edlen Teil seine erste Blessur zu verpassen:
Es liegt auf der Hand, dass man ein iPhone nicht mit den Autoschlüsseln und Münzen in dieselbe Hosentasche steckt, doch das schwarze Modell scheint in dieser Beziehung tatsächlich ein wenig empfindlich zu sein. (Unser eigenes Testgerät war weiss und vermittelte nicht den Eindruck, dass es gegenüber Kratzern besonders anfällig wäre.)
Doch beim schwarzen Modell werden Ringe, Reissverschlüsse, der Stecker des Kopfhörers oder des Dock-Connectors plötzlich zu Feinden. Wer sein iPhone 5 nicht ständig mit Samthandschuhen anfassen möchte, sollte sich eine Hülle dazu kaufen oder zum hellen Gerät greifen; aufgrund der farblichen Ähnlichkeit zu Aluminium bleiben mögliche Kratzer weitgehend unauffällig.
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