Tipps & Tricks 04.06.2003, 23:45 Uhr

Gibt es eine «Silberkugel» gegen Viren?

Ich hatte mir einen Virus eingefangen. Der nächste PC-Start zeigte, dass die Festplatte weder von Windows XP noch vom BIOS erkannt wird. Ein Versuch, per Boot-CD aufzustarten und die Platte neu zu partitionieren, schlug auch fehl. Am Ende habe ich die Festplatte ausgebaut und beim PC-Händler den Bootsektor löschen lassen. Nun funktioniert alles wieder. Meine Frage: Wie und mit welchem Programm kann ich mir im Notfall selbst helfen?
Sie fragen im übertragenen Sinn nach einer Art "Silberkugel", die Sie abfeuern können, um den nächsten "Werwolf" bzw. Virus zu töten und die Folgen seines Wirkens zu beseitigen. Eigentlich ist schon diese Fragestellung aus zwei Gründen der falsche Ansatz.
Erstens: Sie gehen davon aus, dass Sie sich wieder einen Virus einfangen werden. Es klingt so, als würden Sie es in Kauf nehmen, den PC wieder infizieren zu lassen. Sie nähmen damit ebenfalls in Kauf, dass sich der nächste Virus automatisch (von Ihnen unbemerkt) von Ihrem PC aus an hunderte oder tausende andere Leute ausbreitet, bevor dann Ihr eigener PC wieder nicht mehr läuft (oder Ihr Provider Ihnen wegen des Virenversands die Verbindung kappt). Die meisten zerstörerischen Viren verbreiten sich erst eine Weile lang, bevor sie dann den Schadens-Teil (falls vorhanden) ausführen und eine Festplatte löschen.
Zweitens: Jeder Viren-Notfall kann von technischen Gesichtspunkten aus wieder völlig anders aussehen. Was gegen den einen Virenbefall hilft, könnte bei der Infektion mit einem anderen Virus die Auswirkungen noch verschlimmern.
Aus diesen beiden Gründen wollen und können wir Ihnen keine Muster-Anleitung "für's nächste mal" liefern. Sie werden aber mit Viren generell keine Probleme haben, wenn Sie Ihre Sicherheitsvorkehrungen und Ihr Verhalten optimieren, damit sich Ihr PC schon gar nicht erst ansteckt.
Die Prävention ist in jedem Fall der beste Schutz. Diese ist durch ein nachträgliches Bekämpfen von Virenproblemen nicht zu ersetzen. Wenn ein Virus gar nicht erst installiert wird, kommen Sie auch nie in die Situation, seine teils schwerwiegenden Folgen auszubaden.
Der sichere Umgang mit Computern nennt sich im Fach-Jargon "Safe Hex". Die wichtigsten Punkte daraus sind:
1. Vermeiden Sie Sicherheitslücken
Das bedeutet: Installieren Sie regelmässig Sicherheitsupdates für Ihr Betriebssystem.
2. Vermeiden Sie Risiken
Extreme Risiken sind: Laufwerke oder Ordner, die Sie ohne ein cleveres Passwort freigeben. Auch die Benutzung von KaZaA oder anderen Tauschbörsen-Programmen ist ein Risiko, denn Sie wissen nie, was Sie sich von dort herunterladen. Und auch via IRC werden Viren verbreitet. Eine häufige Virenquelle sind zudem Webseiten oder FTP-Server, die gecrackte Programme (Warez) anbieten.
3. Trauen Sie keiner Mail-Beilage
Egal, was im Mail-Text steht, trauen Sie keiner Mail-Beilage, sofern Sie dem Absender nicht 100prozentig vertrauen und Sie nicht genau wissen, was er Ihnen da schickt. Fragen Sie sicherheitshalber nochmals nach, bevor Sie die Beilage öffnen.
4. Der gut gepflegte Virenscanner
Legen Sie sich einen guten (aktuellen) Virenscanner zu. Wichtig: Damit dieser auch neuere Viren abfangen kann, bevor sich diese im System einnisten, müssen Sie den Virenscanner regelmässig via Internet aktualisieren. Und zwar mindestens wöchentlich, besser täglich.
5. Sichere Einstellungen
Bei vielen Programmen ist es nötig, die Einstellungen etwas auf Sicherheit zu trimmen. Allen voran Ihr Browser und Ihr E-Mail-Programm. Lesen Sie hierzu den Artikel "Die PC-Festung" aus dem PCtip 06/2001. Sie können den Artikel auch als PDF-Datei aus unserem Archiv [1] herunterladen.
6. Backups
Ein Betriebssystem und gekaufte Programme können Sie im Notfall neu installieren. Aber Ihre Daten (Dokumente, Mails, Digicam-Fotos, MP3-Dateien etc.) könnten durch einen Virus in Mitleidenschaft gezogen werden. Sichern Sie regelmässig alles, was Ihnen lieb ist, auf externe Datenträger (z.B. per CD-Brenner).
Sie halten durch solche Vorsichtsmassnahmen den Viren-Ärger nicht nur von Ihrem eigenen System fern. Als Internet-Anwender sind Sie ein Teil des weltgrössten Netzwerks und somit zu einem kleinen Teil auch dafür verantwortlich, was in diesem zwar chaotischen, aber auch wundervollen Netzwerk geschieht.



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