Test
28.04.2020, 07:50 Uhr
Final Fantasy VII Remake
Das Warten hat sich gelohnt! - Benjamin Braun, Games.ch
Ursprünglich sollte das Remake von "Final Fantasy VII" bereits vor rund vier Jahren erscheinen. Square Enix nahm sich jedoch deutlich mehr Zeit, damit die Neuauflage des PlayStation-Klassikers insbesondere den hohen Ansprüchen der Serienfans gerecht wird. Ob den japanischen Entwicklern dies gelingt und ihr zuschlagen solltet, haben wir vorab für euch herausgefunden.
Nun ist es endlich soweit! Auf die Erstankündigung des echten Remakes zu "Final Fantasy VII" im Juni 2015 folgt beinahe fünf Jahre später der finale Release. Die Neuinterpretation von Clouds Abenteuer erzählt dabei nicht seine gesamte Geschichte, bereichert das Rollenspielerlebnis jedoch mit vollständiger Sprachausgabe, mehr erzählerischem Tiefgang und neuer Technik. Doch lebt das Werk trotz der Neuerungen vornehmlich von den nostalgischen Erinnerungen an das Original? Oder kann Clouds Reise in Gänze überzeugen? Wir haben uns für euch vorab ins Spiel gestürzt und verraten euch, wo die Stärken und die Schwächen des Remakes liegen.
Starke Neuinterpretation
Das Remake von "Final Fantasy VII" erzählt zunächst einmal im Kern dieselbe Geschichte wie das PlayStation-Original von 1997. In der Rolle von Hauptfigur Cloud betätigt ihr euch in der Stadt Midgar als Söldner und arbeitet mit der Widerstandsbewegung Avalanche und deren Anführer Barret zusammen. Gemeinsam bekämpft ihr den Grosskonzern Shinra, der die Bevölkerung ausbeutet und mit seinen Bohrungen nach der Ressource Mako droht, die ganze Welt ins Chaos zu stürzen. Ehemals war Cloud selbst ein Mitglied von Shinra. Vom anfangs arroganten und regelrecht freudlosen Söldner wandelt er sich aber mehr und mehr zu einem Helden der Bewegung, während er zu den anderen Avalanche-Mitgliedern und der ihm schon aus Kindertagen bekannten Tifa zunehmend eine emotionale Beziehung aufbaut.
Das Remake erzählt dabei tatsächlich nur einen Teil der Geschichte des Originals, das sich auch um einen persönlichen Verlust Clouds und seine angeblich längst verstorbene Nemesis Sephiroth dreht. Obgleich aber ein Teil der Story erst in möglichen Folgeteilen erzählt werden könnte, gibt es auch eine Reihe von Ergänzungen. So wird eben gerade Clouds Wandel vom Söldner zum Heroen wesentlich ausführlicher und nachvollziehbarer in den Haupt- und Nebenmissionen beleuchtet. Atmosphärisch profitiert das Abenteuer, in dem ihr unter anderem selbstverständlich auch auf Blumenfrau Aerith und etliche weitere alte Bekannte trefft, aber vor allem durch die Sprachausgabe. Denn während das Original überwiegend in Form von unvertonten Textboxen erzählt wurde, sind die Dialoge nun vollständig vertont. Und Sprachausgabe gibt es nicht nur auf Japanisch und Englisch: Auch auf Deutsch erwartet euch ein vollständiges und, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, exzellentes Voiceover. Schade ist nur, dass wir ausserhalb der Haupt- und Nebenmission nur selten etwa mit anderen Bewohnern der Slums sprechen dürfen. Die Nebenfiguren dienen vornehmlich als nicht oder nur eingeschränkt interaktive Kulisse.
Das tut der Stimmung jedoch kaum einen Abbruch, da sie primär von der einnehmenden Charakterzeichnung der Hauptprotagonisten lebt und gleichzeitig vom grossartigen Soundtrack profitiert. Zudem gibt es immer wieder unglaublich tolle Momente zwischen Cloud und den anderen Beteiligten. Besonders positiv wird uns wohl die Szene in Erinnerung bleiben, in der Cloud mit Aerith Blumen für ein Waisenhaus in deren Slum-Bezirk sammelt und der scheinbar emotionslose Ex-Soldat Shinras dem Charme seiner naiv anmutenden Begleiterin nicht widerstehen kann.
Mehrwert statt Verzicht
Es gibt gewiss, vor allem im spielerischen Bereich, auch Elemente des Originals, auf die Square Enix im Remake teilweise oder gar komplett verzichtet. So fehlen zum Beispiel ein paar der Minispiele des Originals, die entweder nicht oder nur in stark abgewandelter Form in die Neuauflage gefunden haben. Es ist unterm Strich aber nicht der Verlust in einem, sondern der Gewinn in anderen Bereichen, der sich bemerkbar macht. So gut das Original auch war und ist, so bietet das neue "Final Fantasy VII" doch eine erheblich grössere Abwechslung und Vielfalt. Hier helfen wir Aerith mittels riesiger mechanischer Hände über einen Parcours, dort liefern wir uns eine spektakuläre Motorradsequenz mit Mitstreiterin Jessie oder beteiligen uns an fordernden Arenakämpfen.
Aber es sind vor allem die kleinen Momente in den (grösstenteils) optionalen Nebenmissionen. Die ständigen Dialoge zwischen Cloud und seinem aktuellen Begleiter (die Party besteht stets maximal aus drei Leuten), auch wenn sie gelegentlich weniger stark künstlich unsere Bewegungsgeschwindigkeit mindern müssten. Aber sukzessiv zu erkennen, dass Cloud ein Herz hat, wenn er etwa für lumpige 3 Gil einen Kampfauftrag für die Kinder eines Waisenhauses annimmt, entschädigt für alles, was das Remake auf der anderen Seite aussparen mag.
Trotz der Massen an Dialogen gelingt es Square Enix zudem viel besser als in den teils stark dialoglastigen Vorgängern, eine individuelle Beziehung zu den Akteuren aufzubauen, eben auch, da die Charakterzeichnung deutlich griffiger und nachvollziehbarer ist. Sehr gelungen ist dabei indes der Humor, egal ob in den anfänglichen Streitgesprächen mit Kanonenarm-Begleiter Barret oder dem leicht verfressenen Avalanche-Mitglied Wedge, der beim Abendessen bei Jessies Mutter gern noch einen Nachschlag selbstgemachter Pizza hätte.
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