Das RAW-Dilemma
Gewaltentrennung
Gewaltentrennung
Die Lösung: Finden Sie sich damit ab, dass es den perfekten RAW-Konverter nicht gibt – und wahrscheinlich auch nie geben wird. Vergessen Sie die Idee, dass die Entwicklung und die Verwaltung in der gleichen Umgebung stattfinden müssen. Oder dass eine Originaldatei reicht, um alle erdenklicken Bearbeitungsschritte verlustfrei durchzuführen. Sobald Sie diesen mentalen Schritt vollzogen haben, sind Sie frei.
Ende.
Nein, doch nicht ganz. Das führt natürlich zu Konsequenzen. Wenn Sie die Fotos in Lightroom entwickeln und in Picasa verwalten, dann gibt es von jedem Bild mindestens eine Kopie, denn Picasa versteht nichts von der verlustfreien Retusche des Adobe-Produkts. Stattdessen muss das Bild von Lightroom mit allen Änderungen exportiert werden, damit es in Picasa wunschgemäss erscheint.
Ein Rückfall in dunkle Zeiten also? Nicht wirklich. Je intensiver Sie sich mit der Fotografie beschäftigen, desto grösser wird die Chance, dass Bilder regelmässig exportiert werden müssen – sei es für den Feinschliff in Photoshop, wegen den tollen Nik-Filtern, den Effekten in Snapseed oder wegen irgendeiner anderen Software, die eine Funktion beherrscht wie keine andere.
Wenn dieses Siegel erst einmal gebrochen ist, dann spielt es keine Rolle mehr, wie viele Programme in den Prozess involviert sind. Ausserdem sind Festplatten heute so gross und günstig, dass diese Doppelspurigkeit selbst bei umfangreichen Bildersammlungen kaum mehr ins Gewicht fällt – vor allem, weil die exportierten Fotos meistens im platzsparenden JPEG-Format abgelegt werden.
Die Praxis
Welche Software Sie verwenden, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Ich selbst war jahrelang zwischen Aperture und Lightroom hin- und hergerissen – so sehr, dass ich am Schluss meine Fotosammlung doppelt geführt habe. Auch eine Möglichkeit, seine Zeit zu verschwenden. Heute läuft der Prozess bei mir so ab:
Für die Entwicklung verwende ich in erster Linie Adobe Lightroom, weil es sich mit meinen Bedürfnissen bei der RAW-Veredelung am ehesten deckt. Ab und zu werden Dateien in andere Programme exportiert, um ihnen den letzten Schliff oder einen bestimmten Effekt zu verpassen, doch die dabei anfallenden Kopien landen ebenfalls wieder in Lightroom. Die Bilder werden in Lightroom auch verwaltet, aber eher lieblos, ohne Schlagworte und ohne Bewertung – halt so wie früher, als man die Fotos einfach in einen Schuhkarton warf.
Wenn es an einem Foto nichts mehr zu rütteln gibt, wird es aus Lightroom im JPEG-Format exportiert und landet in … iPhoto. Erst hier mache ich mir die Mühe, Schlagwörter und Wertungen zu vergeben oder Alben zu erstellen.
iPhoto ist die Spassabteilung, in der so ernsthafte Begriffe wie «Objektivprofile» oder «Rauschreduktion» keinen Platz haben. Hier dreht sich alles um Diashows, geprägte Glückwunschkärtchen und – natürlich! – die nahtlose Synchronisation mit den iOS-Geräten. iPhoto ist eine regelrechte Erleichterung nach den Ballaststoffen, die mir von Lightroom verabreicht wurden.
Aber natürlich können Ihre Anforderungen anders aussehen. (Oder Sie arbeiten mit Windows; dann hat sich das Thema iPhoto sowieso erledigt.) Doch zum Glück wimmelt es auf dem Markt vor Alternativen.
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