Elektronische Identität
09.09.2021, 12:15 Uhr
SwissID, SuisseID und E-ID – was bedeuten diese Begriffe eigentlich?
Abkürzungen sind praktisch, doch manchmal können sie dazu führen, dass man die Übersicht verliert. Wir haben uns drei herausgepickt, die mit digitaler Identität zu tun haben.
E-ID, SwissID, SuisseID... Welches war nun die Online-Identität zum Shoppen und wofür genau ist dann die E-ID gedacht? PCtipp erklärt die verschiedenen Begriffe.
SuisseID: der erste Versuch
Der Bund hatte mit SuisseID 2010 den ersten Versuch gestartet, den elektronischen Geschäftsverkehr zu lancieren. Vorangetrieben wurde sie vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Mit der SuisseID sollte eine rechtsgültige elektronische Unterschrift und eine sichere Authentifizierung möglich werden. Ähnlich wie eine Bankkarte funktionierte die SuisseID mit einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN-Code). Die SuisseID war als Chipkarte oder USB-Stick erhältlich.
Doch der SuisseID war nur mässiger Erfolg beschieden. Gründe waren gemäss Projekt-Evaluation die komplizierte technische Umsetzung und hohe Einstiegshürden. Ausserdem hinderlich: ein zu geringer Bedarf (das Ziel von 300'000 Nutzern konnte nicht erreicht werden) und die Kosten (in der Standardausführung rund 55 Franken pro Jahr, Fr. 164 für drei Jahre).
2017 übertrug das SECO die Markenrechte SuisseID an die SwissSign AG, welche noch im selben Jahr die SwissID lancierte.
SwissID: 1,9 Millionen Nutzende im 2021
Update 09.09.21:
Wer nicht zwingend eine staatliche Lösung als E-ID-Login für das EPD möchte und bereits eine SwissID besitzt, kann das SwissID-Login auch dafür nutzen. Der Anbieter SwissSign Group positioniert sich auf der Webseite bereits entsprechend. Demzufolge wird das Swiss-ID-Login bei den Stammgemeinschaften CARA und Mon Dossier Santé akzeptiert. Da die Redaktorin im Kanton Zürich wohnt und es dort noch keine offiziell anerkannte Stammgemeinschaft gibt, konnte dies nicht ausprobiert werden. Mehr zur E-ID und zum elektronischen Patientendossier finden Sie auf der letzten Seite dieses Artikels.
Im Mai 2017 übernahm die Post-Tochter SwissSign die Markenrechte der SuisseID. Das Gemeinschaftsunternehmen der Schweizerischen Post und der SBB gab ab Herbst 2017 die neue SwissID heraus.
SwissID ist ebenfalls eine digitale Identität. Damit kann man sich bei Schweizer Onlinediensten einfach und sicher einloggen. SwissSign Group hat aus den Fehlern des Bundes gelernt und bietet die Verwendung der SwissID kostenlos an. Wer sich für die erste Identifikationsstufe registriert, legt einen Benutzer mit Passwort an. Benötigt wird die E-Mail-Adresse und die Mobiltelefonnummer (2FA).
Die SwissID ergibt derzeit insofern Sinn, als es in der Schweiz auch 2021 keine staatlich geprüfte und anerkannte E-ID (digitale Identität) gibt. Ausserdem müssen sich Internetnutzer nur ein Login für diverse Onlineservices merken.
Wie funktioniert die SwissID?
Update 09.09.21: Auf swissid.ch kann man ein SwissID-Konto anlegen. Benötigt werden die E-Mail-Adresse und die Mobiltelefonnummer (2FA). Anschliessend kann man sich mit der SwissID sicher einloggen, digital unterschreiben und sich online ausweisen.
In Ihrem SwissID-Konto können Sie individuell definieren, welcher Onlinedienst was über Sie erfährt, beispielsweise Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder persönliche Angaben wie Ihre Adresse. Der Dienst bietet ein Login-Verfahren mit Zwei-Faktor-Authentifizierung über SMS oder Mobile ID.
In einem zweiten Schritt können Sie – wenn Sie dies möchten – eine geprüfte Identität hinterlegen (siehe nächste Seite).
Im September 2021 haben laut Webseite bereits 1,9 Millionen Nutzerinnen und Nutzer eine SwissID. Mittlerweile nutzten immer mehr Schweizer Dienstleister die SwissID, beispielsweise die Post, die SBB, das Zurich Film Festival, Versicherungen wie die Mobiliar und CSS; Banken wie die St. Galler Kantonalbank; Behörden wie der Kanton Graubünden, Kanton Wallis oder Zug sowie Medien wie der Blick oder Beobachter.
SwissSign wurde ursprünglich 2001 als SwissSign AG gegründet, seit 2017 ist es ein Joint Venture von Post und SBB, seit 2018 die SwissSign Group AG mit staatsnaher Trägerschaft. Ausserdem sind Krankenkassen wie Axa, CSS, Helvetia, Mobiliar oder Swica dabei.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Sie die SwissID-Identitätsprüfung durchführen.
SwissID-Identitätsprüfung: So funktionierts
Eine geprüfte Identität hat den Vorteil, dass man SwissID bei Onlinegeschäften einsetzen kann, die einen elektronischen Identitätsnachweis erfordern. Dies ist allerdings nicht zwingend.
Mit der SwissID-App ist die Identitäts-Prüfung kostenlos. 2021 kann man übrigens in der App auch direkt einen Betreibungsregisterauszug bestellen oder den Signaturservice nutzen.
Sie können die Identitätsprüfung grundsätzlich aber auch via Postschalter, Gemeinde-/Stadtverwaltung oder per App durchführen. Es sind aktuell allerdings nur drei Identifikationsstellen auf der Webseite gelistet. Und es muss ein Termin gebucht werden. Über diesen Link finden Sie die Identifikationsstellen in Ihrer Region.
SwissID-App: So funktionierts
Update 09.09.21: Mit der SwissID-App (Android, iOS) ist die Prüfung kostenlos. Zu Beginn war nur eine iPhone-Version verfügbar, mittlerweile kann dies auch mit Android-Smartphones durchgeführt werden.
Sie laden die App herunter, melden sich mit dem SwissID-Login an und folgen den Schritten in der App. Das Prozedere unter Android ist detailliert in diesem Tipp erklärt.
Wie Sie Ihre Identität mit der iPhone-App prüfen lassen, haben wir in diesem Tipp beschrieben (Achtung, Stand 2019).
E-ID: das Sorgenkind
Update 09.09.21:
Seit Jahren arbeitet der Bund an der E-ID. Es geht um eine staatlich anerkannte elektronische Identifizierung (E-ID). Im Alltag können Sie Ihre physische Identitätskarte oder den Pass vorzeigen; online gestaltet sich die einwandfreie Identifizierung schon schwieriger. Zweck der E-ID ist also eine sichere und einfache Identifikation für den Online-Geschäftsverkehr. Die E-ID soll für das Vereinbaren von Arztterminen, Onlineshopping, oder E-Government-Anwendungen nutzbar sein, beispielsweise, wenn man einen Strafregisterauszug bestellen möchte.
Bundesrat und Parlament hatten ein Gesetz ausgearbeitet als Grundlage für eine vom Bund anerkannte E-ID. Gegen das Gesetz wurde das Referendum ergriffen. Hintergrund ist ein Grundsatzentscheid über die Aufgabenteilung von Staat und privaten Unternehmen. Die Abstimmung fand bekanntlich am 7. März 2021 statt; das Bundesgesetz über die elektronischen Identifizierungsdienste (E-ID) wurde vom Volk klar abgelehnt. Schon wenige Tage nach dem klaren Nein der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger reichten Parlamentarier eine Motion ein, in welcher der Bundesrat (BR) dazu aufgefordert wird, eine staatliche E-ID zu schaffen (PCtipp berichtete).
Im Mai 2021 hiess es, der BR wolle bei der E-ID vorwärts machen. Bis Ende Jahr soll das Grobkonzept zu einer neuen Lösung vorliegen. Das angepasste Gesetz soll im Mai 2022 in die Vernehmlassung geschickt werden (PCtipp berichtete).
Wenn Sie mehr über die E-ID erfahren möchten, können Sie sich auch unsere E-ID-Podcasts anhören. Die Podcast-Reihe entstand im Vorfeld der E-ID-Abstimmung vom 7. März 2021. Darin kamen sowohl Befürworter als auch Gegner zu Wort. Moderiert wird die Podcast-Reihe von Thomas Kläusli, einem Marketing- und Kommunikationsexperten.
E-ID nötig fürs elektronische Patientendossier
Eine E-ID, eine zertifizierte elektronische Identität, ist beispielsweise auch zwingend notwendig für das elektronische Patientendossier (EPD), welches in der Schweiz zwar extrem verspätet ist, aber jetzt langsam Realität wird – je nach Wohnkanton. Beispielsweise im Kanton Aargau (emedo) kann man mittlerweile sein EPD erstellen.
Auch andere Kantone haben nun eine eigene E-ID lanciert und bieten das EPD an. Beispielsweise der Kanton Waadt hat im August 2021 seine eigene E-ID, die VaudID-santé, vorgestellt (PCtipp berichtete). Hat man seine VaudID-santé, kann anschliessend ein EPD/DEP (Dossier Electronique du Patient) auf der CARA-Webseite eröffnet werden. CARA und emedo (AG) sind zertifizierte EPD-Anbieter. Mehr über das elektronische Patientendossier erfahren Sie in diesem Artikel.
Wer nicht zwingend eine staatliche Lösung für das EPD möchte und bereits eine SwissID besitzt, kann das SwissID-Login auch dafür nutzen. Der Anbieter SwissSign Group positioniert sich auf der Webseite bereits entsprechend. Demzufolge wird das SwissID-Login bei den Stammgemeinschaften CARA und Mon Dossier Santé akzeptiert. Da die Redaktorin im Kanton Zürich wohnt und es dort noch keine offiziell anerkannte Stammgemeinschaft gibt, konnte dies nicht ausprobiert werden. Welche Voraussetzungen Ihr SwissID-Konto erfüllen muss, damit Sie auf das elektronische Patientendossier zugreifen können, erklärt der Anbieter auf dieser Webseite in den FAQs.
Das sind laut der EPD-Webseite patientendossier.ch die zertifizierten elektronischen Identitäten für das EPD:
Es ist zwar zu begrüssen, dass die Kantone nun selbst vorwärtsmachen, doch mangels E-ID auf Bundesebene kocht so jeder Kanton sein eigenes Süppchen, was die Sache einerseits etwas unübersichtlich macht und andererseits die Gefahr birgt, dass man letztlich dann doch wieder mehrere E-IDs bzw. Logins benötigen wird.
(Dieser Artikel erschien erstmals im Juni 2019 und wurde am 09.09.21 aktualisiert.)
11.09.2021