Rohkost ist besser
10.12.2021, 09:45 Uhr
RAW-Fotografie für Einsteiger
Die Fotografie im Rohformat hat ihre Vorzüge, aber auch ihre Tücken. So finden Sie den einfachen Zugang.
Vieles lässt sich in der RAW-Fotografie nachträglich anwenden, etwa die Farbgebung der Kamera
(Quelle: PCtipp.ch)
Die Smartphones bieten bei der Fotografie einen nie gekannten Komfort. Selbst in der Nacht reicht es, einfach draufzuhalten und abzudrücken; den Rest erledigen schnelle Prozessoren und raffinierte Programme. Die «Computational Photography», also die computergestützte Fotografie, hebelt die Grenzen der Optik und der Physik aus.
Eine rauschfreie, freihändige Nachtaufnahme: Das schafft keine konventionelle Kamera (aufgenommen mit iPhone 11 Pro Max)
Quelle: PCtipp.ch
Doch jedes Pendel schwingt in zwei Richtungen. Engagierte Amateure und natürlich erst recht die Profis zelebrieren die manuelle Arbeit am Bild. Auf der Suche nach der perfekten Farbgebung und mit der Freude an den Details wird aus jeder einzelnen Aufnahme das Maximum herausgeholt. Doch das funktioniert nur, wenn die Fotos im RAW-Format aufgezeichnet werden.
Eine RAW-Datei (Rohdaten) enthält die ungeschönten Informationen des Bildsensors:
Eine unbehandelte RAW-Datei wirkt deprimierend
Quelle: PCtipp.ch
Es hat sich also noch keine Software daran zu schaffen gemacht, auch nicht jene in der Kamera selbst. Deshalb muss jede RAW-Datei zuerst am Rechner optimiert werden, bevor sich die Bilder herumzeigen lassen:
Doch auch die Farbgebung ist nur ein Schritt in der RAW-Verarbeitung
Quelle: PCtipp.ch
Das klingt zwar nach Arbeit, aber die macht eine Modelleisenbahn auch – und das ist ja das Beste daran.
RAW gilt bei Aussenstehenden als «Profi-Bildformat», aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Zwar lassen sich aus RAW-Dateien die letzten Feinheiten herauskitzeln, was es wohl zu einem Profi-Format macht. Allerdings erlaubt RAW auch die Korrektur von Fehlern, die eher den Ungeübten unterlaufen, etwa bei der Belichtung oder dem Weissabgleich. Hier kann RAW zu einem mächtigen Verbündeten werden, der die schönsten vermasselten Schnappschüsse rettet.
Hier punktet RAW
RAW-Dateien bieten zahlreiche Spezialitäten, aber im Kern sind es einige wenigen Eigenschaften, die dieses Format so attraktiv machen.
Weissabgleich. Wenn die Kamera die Farbtemperatur des Lichts falsch misst, kommt es zu einem Farbstich in der JPEG-Datei. Diese Falschfarben sind fest in das JPEG «eingebrannt» und lassen sich nur in ganz leichten Fällen entfernen. Bei einem RAW wird nach der Aufnahme kein Weissabgleich vorgenommen, sodass Ihnen nachträglich alle Korrekturen offenstehen.
Lichter & Schatten. RAW-Dateien weisen einen viel höheren Dynamik-Umfang auf. So lassen sich in sehr kontrastreichen Szenen auch jene Details herausarbeiten, die bei einem JPEG nur noch weisse oder schwarze Flecken sind.
Extreme Kontraste können aufwendig mit einer Belichtungsreihe gebändigt werden; aber oft reicht eine einzelne RAW-Datei
Quelle: PCtipp.ch
Verlustfrei. Keine Bildverarbeitung kann RAW-Dateien schreiben. Deshalb muss jedes Foto in einem anderen Format wie TIF oder JPEG gespeichert werden. So bleibt das Original zwangsläufig unversehrt – ganz egal, was Sie damit anstellen.
Details. Oft sind spezialisierte Programme besser als die Software in der Kamera. Wenn Sie zum Beispiel bei schwachem Licht fotografieren, unterdrückt eine dedizierte Anwendung das Rauschen im Bild besser als die Algorithmen der Kamera – aber nur, wenn sich nicht zuerst die Kamera-Software am Bild vergreift.
Farbgebung
Aber auch die Farbgebung nimmt einen besonderen Stellenwert ein. Jeder Kamerahersteller liefert seine eigene Interpretation der Farben, wenn Fotos als JPEG-Dateien abgelegt werden. Die lassen sich in den Einstellungen der Kamera festlegen und hören auf Namen wie «Lebhaft», «Neutral» oder «Schwarzweiss». Fujifilm ist für seine Filmsimulationen fast schon legendär, aber auch die Farben von Canon begeistern eine treue Fan-Gemeinde.
Bei RAW-Dateien werden hingegen keine Farbprofile angewendet; die Bilder wirken blass und leblos. Doch genau das ist der Vorteil, weil anschliessend eigene Farbprofile angewendet werden können, die zum Beispiel die analogen Kodak- oder Fuji-Filme simulieren. Die Farbanpassung kann über Kameraprofile erfolgen, wie hier in der Software Capture One:
Profile, wie sie in der Kamera für JPEG-Bilder verwendet werden, lassen sich je nach Software auch nachträglich auftragen – so wie hier in Capture One
Quelle: PCtipp.ch
Eine andere Variante sind die «Presets»: abgespeicherte Einstellungen zu Farben, Lichtern, Kurven und mehr, die auf Knopfdruck sehr komfortabel angewendet werden. Besonders gelungen sind die Presets von Really Nice Images (kurz RNI), die für Lightroom und Capture One angeboten werden.
Die Presets von RNI bringen die Anmutung der Analog-Fotografie auf sehr überzeugende Weise zurück
Quelle: Really Nice Images
Dabei fokussiert das Paket vor allem auf die Simulation von analogen Filmen, die zu den besten der Branche gehören und die Ihre Fotos ins beste Licht rücken.
11.12.2021
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