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15.02.2018, 11:18 Uhr
Akku-Mythen-Check: Fakt oder Märchen?
Vor Inbetriebnahme 12 Stunden laden, geladene Akkus sofort vom Ladegerät nehmen – es kursieren zahlreiche Tipps rund um den Umgang mit Akkus. Stimmen die wirklich alle? Der PCtipp bringt Licht ins Dunkel.
In der Schweiz werden Millionen Smartphones und andere Geräte gekauft. Kaum eins davon kommt ohne Akku daher. Ausserdem trifft die Hochsaison der Computer-, Kommunikations- und Unterhaltungselektronikbranche in unseren Breiten auf die kälteste Zeit des Jahres. Das hat auch Auswirkungen auf die Laufzeit der elektronischen Begleiter. Gründe genug, sich mit den wichtigsten Tipps rund um die Akkupflege zu befassen.
Erst eine Nacht lang laden
Urteil: Märchen!
Begründung: Mit Begeisterung schälen Sie Ihr neues Smartphone aus der Packung, wollen es schon einschalten und etwas darauf herumspielen, da fuchtelt Ihr Mitbewohner mahnend mit dem Finger: «Aber weisst du nicht, dass du so ein Gerät zuerst eine Nacht lang aufladen musst?» Dies würde Ihre Geduld doch sehr auf die Probe stellen, haben Sie sich doch so auf den Neuzugang gefreut! Müssen Sie jetzt wirklich tatenlos neben dem Gerät brüten, während es endlose 12 Stunden lang Saft tankt?
Nein – müssen Sie normalerweise nicht. Bei Lithium-Ionen-Akkus ist es so, dass diese ab Fabrik meist schon teilweise aufgeladen werden. Ein erstmaliges komplettes Laden schadet zwar nicht, aber das können Sie gerne auf später verschieben. Spielen Sie ruhig mit dem Gerät herum. Falls der Fabriksaft nach ein paar Minuten zur Neige geht, stecken Sie das Gerät halt ein.
Kälte und Hitze schaden
Urteil: Stimmt teilweise.
Begründung: Smartphone-Besitzer können ein Lied davon singen: Im Herbst halten die Stromspender ihrer Geräte noch einen Tag lang durch – im Winter an der eisigen Bushaltestelle steht der Füllstand schon nach einer Runde Candy Crush auf Halbmast. Es liegt daran, dass der elektrische Widerstand in einem sehr kalten Akku höher ist und die Elektronen schlechter von einem Pol zum anderen gelangen. Dass sich der Akku im Winter schneller leert, schadet ihm auf Dauer aber kaum. Geräte mit Li-Ionen-Akkus können bei Temperaturen von -10 Grad Celsius bis etwa 55 Grad Celsius problemlos betrieben werden. Nur: Aufladen sollten Sie den Akku erst, wenn das Gerät wieder auf etwa +10 Grad Celsius gewärmt ist. Gefahr droht ihm oft weniger durch die kühle Temperatur als durch eine Nebenwirkung: Kondenswasser. Das entsteht, wenn sich kleinste Wassertröpfchen aus der feuchten, warmen Luft im geheizten Raum auf einer sehr kalten Oberfläche ansammeln. Wenn diese im Innern Ihres Smartphones liegt, kann dies dem Gerät schaden. Haben Sie vor, Ihr Smartphone nach Stunden in der Kälte wieder in der guten Stube zu verwenden, sollten Sie das Gerät vorher ein Stündchen liegen lassen.
Alternativ tragen Sie es draussen näher am Körper, zum Beispiel unter der Jacke. Da kühlt es nicht so weit ab. Extreme Hitze macht einer Batterie auch zu schaffen. Bei etwa 60 Grad Celsius hört der Spass auf; lassen Sie im Sommer keine akkubetriebenen Geräte im Auto, wenn dieses in der Sonne steht.
Akku nur leer lagern
Urteil: Falsch!
Begründung: Ein leerer oder fast leerer Akku verliert mit der Zeit noch sein letztes Quäntchen Restladung. Danach droht eine Tiefentladung. Bei halbwegs sicher gebauten Akkus hat dies «nur» zur Folge, dass er seine Ladekapazität verliert. Bei schlechter gebauten Akkus kann eine Tiefentladung dazu führen, dass sich darin Kurzschlüsse bilden.
Akku nur voll lagern
Urteil: Ebenso falsch!
Begründung: Ein voll geladener Akku verliert beim Lagern mit der Zeit mehr Ladekapazität als einer, der bloss mit etwa halber Ladung gelagert wird. Die beste Ladekapazität für einen Akku, den Sie ein Weilchen nicht brauchen, beträgt zwischen 40 und 60 Prozent. Es ist zudem sinnvoll, ihn alle ca. sechs Monate wieder nachzuladen.
Akku im Kühlschrank lagern
Urteil: Nicht unbedingt nötig.
Begründung: Manche Hersteller sprechen von 0 bis 10 Grad Celsius, manche von 5 bis 10 Grad Celsius, manche empfehlen wiederum eine Lagertemperatur von etwa 15 Grad Celsius. Es ist in der Tat so, dass sich Akkus zwischen 5 und 15 Grad Celsius pudelwohl fühlen. Wichtiger ist die Ladekapazität: Wenn Sie den Akku auf 40 bis 60 Prozent laden, macht ihm auch eine normale Zimmertemperatur wenig aus.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Überladen, Zubehörmythen und mehr
Überladen, Zubehörmythen und mehr
Akku nicht überladen
Urteil: Inzwischen kaum mehr eine Gefahr.
Begründung: Es stimmt zwar, dass ein Laden auf 100 Prozent die heutigen Li-Ionen-Akkus ein wenig stresst. Aber ein Überhitzen aufgrund eines «Überfüllens» kommt bei diesen nicht mehr vor.
Bei Nichtgebrauch entfernen
Urteil: Stimmt.
Begründung: Falls Sie zum Beispiel ein Notebook oder eine Kamera länger direkt am Stromnetz betreiben, schont es den Akku, wenn Sie diesen während dieser Zeit aus dem Gerät nehmen. Das ist allerdings nicht bei jedem Gerät möglich.
Nur mit Originalladegerät
Urteil: Stimmt nur bedingt.
Begründung: Bei jedem Gerät, das mit Akku läuft, ist das herstellereigene Ladegerät jeweils das beste. Hier geht es aber weniger darum, dass ein Gerät mit dem falschen Ladegerät kaputtgehen könnte, sondern eher um die Effizienz. Dies liegt daran, dass manche Hersteller ihre eigenen Schnellladefunktionen einbauen. So wird etwa Ihr Android-Smartphone mit dem mitgelieferten Adapter üblicherweise schneller geladen als mit jenem eines anderen Herstellers.
Sofern es sich aber um den gleichen Anschlussstandard handelt (zum Beispiel Micro-USB), dann bekommen Sie die Batterie dennoch voll; es dauert einfach je nach Gerät etwas länger. Das Smartphone oder Notebook wird kaum kaputtgehen.
Akku nie ganz leeren
Urteil: Stimmt – sozusagen.
Begründung: Schon im Abschnitt «Akku nur leer lagern» haben wir das völlige Leeren des Akkus und anschliessende Lagern zum teils gefährlichen Ammenmärchen erklärt. Ein komplett leerer Akku leidet fast zwangsläufig und stellt eine Gefahr dar, sobald es auf die Tiefentladung zugeht.
Dennoch gibts überhaupt keinen Grund zur Panik, wenn Ihre Kamera, Ihr Notebook oder Ihr Smartphone auf die letzten paar Akkustandsprozente zugeht. Wenn das Gerät aufgrund des «leeren» Akkus abschaltet, ist der Akku nämlich nicht wirklich leer. Die Akkuelektronik sorgt dafür, dass Sie den Akku gar nicht wirklich leeren können. Sie sollten ihn in diesem Zustand einfach nicht lange ohne neue Strombetankung lassen.
Akku vor dem Laden leeren
Urteil: Stimmt nicht.
Begründung: Das galt noch für die alten Nickel-Cadmium-Akkus. Bei Li-Ionen-Stromspeichern ist das nicht mehr nötig. Dennoch hilft es den Akkus bzw. der Ladeelektronik, wenn man sie ein- bis zweimal pro Jahr «leert» und danach wieder lädt.
Kalibrieren bei Akkuproblem
Urteil: Stimmt.
Begründung: Lädt Ihr Akku überhaupt nur noch auf 70 oder 80 Prozent? Dann ist nicht unbedingt eine schleichende Abnahme der Ladekapazität schuld, auch eine verpeilte Ladeelektronik kann der Grund sein. Oft hilft es, diese frisch zu kalibrieren. Leeren Sie dazu den Akku, sodass das damit betriebene Gerät abschaltet. Lassen Sie das Gerät anschliessend etwa zwei Stunden in diesem Zustand liegen. Laden Sie den Akku danach in einem einzigen Ladevorgang wieder voll auf.
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