News 24.07.2001, 16:15 Uhr

Final Fantasy - Beginn einer neuen Film-Ära?

Am 11. Juli 2001 wurde einem ausgewählten Filmpublikum noch vor der amerikanischen Erstaufführung der Film «Final Fantasy - The Spirits Within» gezeigt. Das Besondere daran: alle Schauspieler existieren nur virtuell...
Eine Woche nach der Weltpremiere in den USA (13.7.01) wird bei uns in den Kinos ein denk-würdiger Film starten. "Final Fantasy - The Spirits Within" ist der erste komplett am Computer entstandene Film, der totalen Realitätsanspruch erhebt. Also kein weiterer Comic-Strip à la "Toy Story" oder "A Bug's Life"! Seit dem Tomb Raider-Boom wissen wir alle, dass wahre Held(inn)en nicht aus Fleisch und Blut sein müssen. So auch hier: die Erde soll in der Person der Science-Fiction Heldin Aki vor zerstörerischen Kräften gerettet werden. Ein durchaus konventioneller Plot also.Über die Storyline mag man sich denn auch streiten, das esoterische Gedankengut ist nicht jedermanns Sache; der Applaus des Premierepublikums war durchaus verhalten. Bei Sequenzen, die von den Darstellern emotionale Qualität erfordern, merkt man noch immer, dass hier keine "echten" Schauspieler am Werk sind - aber man verstehe mich nicht falsch: noch nie waren virtuelle Schauspieler so lebensnah, wie in diesem Streifen. Der Film überzeugt mitunter dort am meisten, wo er die grösste Verwandtschaft mit 3D-Games hat: die dargestellten technischen Spielereien sind von der Realität nicht mehr zu unterscheiden, die Landschaften traumhaft. Eines steht fest, "Final Fantasy - The Spirits Within" könnte der Beginn einer neuen Film-Ära einläuten.
Erstmals sind alle Darsteller reine Computerkonstrukte - sie existieren nicht wirklich. Erstmals versucht ein Multimedia-Multi (Sony) so konsequent ein kommerzielles Spiele-Produkt (die Final Fantasy-Serie) völlig virtuell in andere Unterhaltungsbereiche zu transportieren und erstmals wird einem grossen Kreis von Menschen vorgeführt, wozu Computer-Animation heute fähig ist. Dieser Film ist nicht eine der weiteren (zum Teil sehr missglückten) Spiele-Verwurstungen à la "Wing Commander", "Mortal Combat" oder "Tomb Raider" mit realen Schauspielern. Dieser Film treibt den Anspruch des Films - die Kunst der Illusion - auf die Spitze, indem er selbst komplett durch Bits und Bytes realisiert wurde.
Wer die Spiele-Szene seit längerem verfolgt, der stellt fest, dass der Trend zu immer realistischeren virtuellen Welten unaufhaltsam voranschreitet. In den 80er-Jahren, zur Zeit der "Space Invaders"-Spiele, ahnten nur die wenigsten, was uns heute in 3D vorgeführt wird. Die Entwicklung ist gigantisch. Das immer engere Zusammenwachsen der Unterhaltungs-Industrie (Film, Musik, Computer-Games), das immer künstlichere Kino, der erstmalige komplette Verzicht auf echte Schauspieler - all das gibt zu denken und wird von ungeahnter Tragweite sein. Was am 11. Juli 2001 im Cinemax Zürich [1] zu sehen war, könnte für die Kino-Welt das bedeuten, was "Space Invaders" oder "Pong" für die Computer-Szene: der Beginn einer neuen Unterhaltungs-Ära mit all ihren Konsequenzen. [2]



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