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19.09.2014, 06:00 Uhr
Netflix-CEO: «Unser grösster Konkurrent ist die Piraterie»
Netflix ist endlich auch in der Schweiz gestartet. Im Interview reden wir mit CEO Reed Hastings und weiteren Vorstandsmitgliedern über das Angebot, den Schweizer Markt und die Technologie hinter Netflix.
Am Donnerstag landete der abobasierte Streaming-Dienst Netflix endlich in der Schweiz. Ab Fr. 11.90 im Monat lassen sich Filme und Serien à la Carte konsumieren, ob am Computer, am Fernseher oder auf Mobilgeräten. Im Rahmen des Schweizer Launches hatten wir die Möglichkeit, mit Netflix-Gründer und CEO Reed Hastings, Chief Product Officer Neil Hunt und Chief Content Officer Ted Sarandos über Ziele, Hintergründe und den Schweizer Markt zu sprechen.
PCtipp: Das Filmangebot von Netflix ist in der Schweiz noch nicht sehr umfassend. Man hat das Gefühl, dass der Fokus stärker auf Serien liegt. Ist dem so?
Ted Sarandos: Bevor wir in der Schweiz mit Netflix gestartet haben, hat sich unser Team sehr intensiv damit befasst, für welche Inhalte die Leute sich hier interessieren. Die eigentliche Arbeit fängt aber erst an: Wir beobachten sehr genau, was die Leute sich hier über Netflix anschauen und was nicht. Basierend auf diesen Erkenntnissen werden wir dann das Angebot laufend ausbauen. Es ist aber schon so, dass Serien für uns den Löwenanteil ausmachen.
Ein zentraler Bestandteil von Netflix ist das Empfehlungssystem, das dem Nutzer personalisierte Inhalte vorschlägt. Wie wichtig ist diese Komponente für Netflix?
Neil Hunt: Das ist in der Tat sehr wichtig für uns. Die Nutzer wollen nicht Stunden damit verbringen, interessante Inhalte zu finden. Das Ziel ist es, dass der Nutzer schon nach zwei, drei Minuten etwas findet, was ihm zusagt. Die Herausforderung für uns ist also: Wie reduzieren wir Tausende von Inhalten auf vielleicht 20, die für den Nutzer wirklich relevant sind.
Das ist auch der Grund, wieso wir nicht kommunizieren, wie viele Filme oder Serien bei uns verfügbar sind. Wir sind der Meinung, dass nicht die Anzahl entscheidend ist, sondern, dass jeder Nutzer Inhalte findet, die für ihn persönlich interessant sind.
Und wie machen Sie das?
Neil Hunt: Wir schauen uns ganz genau an, was die Leuten schauen und wie sie es schauen. Wir haben ein Team von rund 300 Leuten, die am Empfehlungssystem arbeiten. Jährlich werten wir 60 Milliarden «View-Events» aus. Wenn ein Nutzer eine Serie komplett schaut, gehen wir davon aus, dass sie ihm gefällt. Wenn er eine ganze Staffel am Stück schaut, gehen wir davon aus, dass sie ihm sogar sehr gut gefällt. Wenn er aber eine Serie beginnt und nach fünf Minuten schon wieder abbricht, dann gefällt sie ihm wahrscheinlich nicht so gut.
Aufgrund dieser Daten entstehen Profile, die wir mit anderen Nutzern vergleichen können, um besser vorauszusehen, welche Inhalte ihnen sonst noch so gefallen könnten. Wir testen laufend neue Algorithmen, um unser Empfehlungssystem noch besser zu machen.
Berücksichtigen Sie auch den Standort eines Nutzers beim Erstellen dieser Profile? Gehen Sie also davon aus, dass Schweizer vielleicht andere Interessen haben als Nutzer anderer Länder?
Neil Hunt: Nein. Wir sind der Meinung, dass der Aufenthaltsort und auch demografische Daten wie das Alter oder Geschlecht nicht dabei helfen, die Leute einzuordnen. Das Einzige, was uns interessiert, ist, was die Leute schauen. Ausserdem können die Nutzer Serien und Filme bewerten. Diese Daten fliessen ebenfalls in unsere Algorithmen ein.
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