Als Ergänzung 05.11.2021, 13:15 Uhr

Bund prüft Einführung eines neuen Warndienstes für den Katastrophenfall

Um die Bevölkerung im Katastrophenfall schneller warnen zu können, prüft der Bund die Einführung eines neuen Warndienstes. An einer Konferenz machte sich kürzlich auch Verteidigungsministerin Viola Amherd dafür stark.
(Quelle: Parlamentsdienste 3003)
Bei drohenden Katastrophen müssen Informationen rasch an die Bevölkerung weitergegeben werden können. Das funktioniert hierzulande aktuell beispielsweise über die Alarmierungs-App Alertswiss. Schweizerinnen und Schweizer müssen diese jedoch zuerst herunterladen und aktivieren. Andere Länder setzen hierzu auf ein System namens «Cell Broadcast». In den USA nutzt beispielsweise das Emergency Alert System «Cell Broadcast» als primären mobilen Alarmkanal. In den Niederlanden kommt die Technologie bereits beim Warnsystem «NL-Alert» zum Einsatz, das griechische Pendant nennt sich «GR-Alert». In Deutschland beispielsweise ist die Einführung eines solchen Systems in Arbeit.
Wie «SRF» berichtet, könnte «Cell Broadcast» auch hierzulande bald zum Thema werden. Den Angaben zufolge sprach sich die Verteidigungsministerin Viola Amherd kürzlich an der Bevölkerungsschutzkonferenz in Davos in einer Videobotschaft für die Einführung der Technologie aus. «Auch in der Schweiz müssen wir die Zweckmässigkeit dieser Einrichtung prüfen», sagte sie.
Sandra Walker, die Kommunikationschefin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, erklärte gegenüber «SRF», dass es sich bei «Cell Broadcast» um kurze, dreizeilige Mitteilungen handelt, die auf alle Mobiltelefone in einem bestimmten Gebiet geschickt werden. Es sei damit eine Technologie, «mit der wir Millionen Menschen gleichzeitig im gleichen Funksystem mit einer Mitteilung erreichen können.» Im Gegensatz zu Alertswiss gingen die Mitteilungen somit an alle Personen, die ein Mobiltelefon dabei haben. Allerdings können via «Cell Broadcast» keine Bilder oder Grafiken verschickt werden. Das System sei deshalb eine Ergänzung zu bestehenden Alarmierungssystemen wie Sirenen, Radio, Fernsehen oder Alertswiss.
Laut Walker sei das Bundesamt nun daran, die Einführung des neuen Systems zu prüfen. «Auch wir sind überzeugt, dass Cell Broadcast eine gute und wichtige Ergänzung ist in unserem Alarmierungssystem in der Schweiz», so die Kommunikationschefin gegenüber «SRF». Allerdings rechnet ihr Bundesamt gemäss dem Bericht damit, dass es zuerst noch eine Gesetzesgrundlage braucht, um «Cell Broadcast» einführen zu können. Aus technischer Sicht seien dann ebenfalls noch zwei Schritte nötig, heisst es weiter. Und zwar brauche es einerseits eine Schnittstelle zu den Mobilnetzbetreibern, diese müssten andererseits «Cell Broadcast» in ihren Netzen aktivieren.



Kommentare
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Lupus42
06.11.2021
Warnmeldungen im Katastrophemfall, wenn schon, dann unbedingt per SMS versenden und nicht über's Internet, denn viele Handys sind nicht rund um die Uhr online.

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Klaus Zellweger
06.11.2021
Bei diesem Verfahren handelt es sich weder um einen Internet-Dienst noch um eine SMS. Wir haben in USA-Ferien schon zwei solche Alarme miterlebt, auf allen vier iPhones nahezu gleichzeitig. Zum Glück erfolgten die Warnungen tagsüber, denn der Alarmton ist extrem laut, unangenehm und schrill – egal, wie die Lautstärke am Gerät eingestellt ist. Ich wusste damals nicht, dass ein iPhone zu einem solchen Radau überhaupt fähig ist. Wäre der Alarm nachts ausgelöst worden, hätten wir in den Betten gestanden. Die Alarme bezogen sich übrigens auf schnellen Starkregen (flash flood) – einmal mitten in der Wüste in Nevada (spannend) und einmal im achten Stock eines Hotels in NYC (weniger spannend). Vermutlich sind mehr Leute durch Infarkte wegen des Alarms zu Schaden gekommen, als durch den Regen selbst.

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karnickel
06.11.2021
...und übrigens hatte Swisscom in den Nullerjahren "cell broadcast" leise genutzt, um Ortsnamen zu Gruppen von Sendemasten anzuzeigen. Diese Art von Nachricht konnte man sich einschalten. Sie war also nicht auf einem Kanal versendet worden, den jede/n, wie hier bei Alarmierungen, erreicht.

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Nundedie
09.11.2021
(ergänzend zu @karnickel) Cell Broadcast war von Anfang an ein Zusatzdienst im GSM-Netz, wurde aber leider nie im grossen Stil verwendet. Im damaligen NATEL-Netz konnte man sich die jeweils vermittelnde Basisstation auf dem Kanal 050 anzeigen lassen. (ich meine, mich zu erinnern, dass solche Meldungen über den Signalisierungskanal versendet werden und nicht über den Telefonie-/Datenkanal, daher geringe Netzbelastung und sicherer Versand)

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karnickel
22.11.2021
@Nundedie Genau, Datenverbindungen (CSD, HCSD, GPRS, EDGE, LTE usw.) sind für Cell Broadcasting, somit auch für die Zellenbenennung niemals nötig. 050 ? Schluck, ja. Du weisst sogar die Nummer noch. Jetzt wo ich sie lese... :)

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Nundedie
22.11.2021
Ist keine grosse Kunst. Ich arbeitete damals noch bei Swisscom Mobile. 😊