SIM-Karte 04.07.2023, 10:02 Uhr

Mobilfunkkunden: Menschliche Nutzer werden Minderheit

Kein Mobiltelefon funktioniert ohne SIM-Karte – eine Erfindung des Münchner Unternehmens Giesecke+Devrient. Doch die am schnellsten wachsende Kundengruppe im Mobilfunk sind nicht Menschen aus Fleisch und Blut.
(Quelle: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa)
Ein in Milliardenstückzahlen gefertigtes Requisit des Handy-Zeitalters verschwindet aus den ersten Mobiltelefonen: die SIM-Karte. Im Jahr 1991 vom Münchner Unternehmen Giesecke+Devrient entwickelt, vertreibt das Unternehmen nun auch eine digitale Version namens eSIM, die ohne Plastikkärtchen als Chip fest im Telefon verbaut ist. «Das iPhone 14 hat in den USA bereits keinen Slot für eine SIM-Karte mehr, sondern nur noch eine eingebaute eSIM», sagt G+D-Vorstandschef Ralf Wintergerst.
SIM steht für «Subscriber Identity Module». Ursprünglicher Zweck der Karten war die eindeutige Authentifizierung der Nutzer im Mobilfunknetz, inzwischen sind viele Sicherheitsfunktionen hinzugekommen. Der praktische Nutzen der eSIM liegt unter anderem darin, dass keine physische Karte in den Schlitz eingeführt werden muss – je nach Geschicklichkeit eine mehr oder minder schwierige Fingerübung. Urlauber oder auch Geschäftsreisende in Übersee kaufen bislang häufig eine zweite SIM, um einer astronomisch hohen Telefonrechnung vorzubeugen. Auf einer eSIM können mehrere Verträge gleichzeitig laufen.

Zielgruppe der eSIM vor allem Maschinen

Doch hat das Unternehmen mit der eSIM vorwiegend eine Zielgruppe im Sinn, die weder telefoniert noch WhatsApp schreibt: Maschinen. «Das eSIM-System ist heute auch beispielsweise in BMW-Modellen verbaut», sagt Wintergerst. «Wir investieren stark in Lösungen für das Internet der Dinge, um die Verbindungsdienstleistungen zwischen den verknüpften Devices auszubauen.»
Das «Internet of Things» ist mittlerweile der eigentliche Wachstumsmarkt. Das Hamburger Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IoT Analytics schätzt, dass es Ende 2022 weltweit 14,3 Milliarden vernetzte Geräte gab, davon knapp 2,9 Milliarden über Mobilfunk, wie ein Sprecher erläutert. Die übrigen Maschinen sind grossenteils über WLAN oder Bluetooth mit der Aussenwelt verbunden.
Bis 2027 könnte es laut Prognose von IoT Analytics schon 27 Milliarden vernetzte Maschinen und Geräte geben, davon sechs Milliarden über Mobilfunk. Und eines nicht allzu fernen Tages wird die Zahl der Maschinen mit Mobilfunkverbindung voraussichtlich die Zahl der Menschen auf dem Planeten überschreiten.


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