News 11.12.2013, 08:19 Uhr

Eine Million Schweizer sind komplett «offline»

Die Schweiz zählt bei der Internetverbreitung zu den Top-Ländern. Trotzdem soll eine Million Menschen nach wie vor vollständig «offline» leben.
Michael Latzer von der Universität Zürich hat eine Befragung über Internetnutzen gemacht. Sein Fazit: «Die Schweiz zählt bei der Internetverbreitung weltweit zu den Top-Ländern.» Die Studie zeigt unter anderem, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Jungen und Älteren seit 2011 geschrumpft sind. Sorgen und Vertrauen punkto Internetnutzung haben sich indes nicht wesentlich verändert. Die Hälfte der Internetinhalte werde von drei Vierteln der Befragten als glaubwürdig eingestuft. Trotz NSA-Skandalen vertrauen die Nutzer den Angeboten der Regierung, etwa der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), am meisten, Blogs oder sozialen Onlinenetzwerken am wenigsten, heisst es in der Studie.

Junge deutlich weniger um Datenschutz besorgt als Ältere

Punkto Datenschutz trauen die Befragten Unternehmen weniger als der Regierung. Grundsätzlich sind Junge deutlich weniger um Datenschutz besorgt als Ältere und Männer weniger als Frauen. Etwa 40 Prozent der Befragten wären «sehr oder extrem besorgt» bei der Nutzung einer Kredit- oder Bankkarte im Internet. 5 Prozent sind tatsächlich schon Opfer von Kreditkartenbetrug im Internet geworden. Jeder Zweite befand, man müsse sich damit abfinden, dass es keine Privatsphäre im Internet mehr gebe.

Politikfreier Raum

Die neue Studie zeigt, dass das Internet als Informationsquelle weiter an Bedeutung zunimmt – Spitzenreiter sind Produkt- und Reiseinformationen sowie Nachrichten. Damit hat das Internet die Zeitung als Informationsquelle eingeholt, bei den 14- bis 29-Jährigen diese sogar abgehängt.

71 Prozent diskutieren offline über Politik

Als zweitwichtigste Nutzung folgt die Unterhaltung mit Video- und Musikportalen an der Spitze. Allerdings rangiert das Internet noch immer nach dem Fernsehen. Politik hat indes im Internet einen schweren Stand: 71 Prozent der Befragten diskutieren Politik ausschliesslich offline. Nur 4 bis 7 Prozent glauben, dass das Internet der Demokratie nützt.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Smartphones und Facebook

Smartphones und Facebook

Smartphones und Facebook

Mit der Verbreitung von Smartphones wird das Internet heute häufiger als 2011 mobil benutzt. Zugenommen hat zudem die Präsenz auf sozialen Onlinenetzwerken wie Facebook oder Twitter, Letzteres vor allem von jüngeren Nutzern, heisst es in der Studie. Fast sechs von zehn Surfern verwenden demnach diese Netzwerke, zwei Drittel täglich.

63 Prozent vergleichen Preise aktiv im Internet

Das Internetshopping stagniert derweil auf hohem Niveau: 78 Prozent der Befragten suchen Produktinformationen online, 67 Prozent kaufen im Internet ein und 63 Prozent machen online Preisvergleiche.

Eine Million ist offline

Trotz der weiten Verbreitung des Internets fühlen sich vier von zehn Befragten «gar nicht oder nur ein wenig» in die Informationsgesellschaft eingebunden. Eine geschätzte Million Menschen ist ganz offline. Die Internetnutzung ist in der italienischsprachigen Schweiz sowie bei Personen mit geringem Einkommen, Bildungs- und Beschäftigungsgrad am tiefsten.

WIP-Studie umfasst 30 Länder

Das World Internet Project (WIP) ist eine Langzeitstudie, die in 30 Ländern die Verbreitung und Nutzung des Internets erfasst und analysiert. Die Daten für das zweite Schweizer WIP basieren auf einer repräsentativen telefonischen Befragung von 1114 Personen ab 14 Jahren, die im Mai und Juni 2013 von gfs Zürich durchgeführt wurde. (AWP)



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.