Flimmerkiste
25.08.2021, 11:50 Uhr
Happy Birthday: Der Fernseher wird 90 Jahre alt
Am 21. August 2021 ist das elektronische Fernsehgerät 90 Jahre alt geworden. PCtipp blickt zurück.
Der Hamburger Erfinder Manfred von Ardenne präsentierte am 21. August 1931 auf der IFA (Internationale Funkausstellung) in Berlin das erste vollelektronische Fernsehgerät. Es war ein Apparat im Holzgehäuse, dessen Bildqualität alles in den Schatten stellte, was bis dahin bekannt war. Mit dieser Präsentation sei klar gewesen, «dass dem vollelektronischen Fernsehen die Zukunft gehört», erläutert die Halbleitertechnologin und Kustodin für Mediengeschichte im Museum für Kommunikation Frankfurt, Tina Kubot, im dpa-Interview.
«Prinz KP60» (Datierung: 1959 - 1960): Der portable Kompakt-Fernseher für Netzbetrieb war das erste tragbare TV-Gerät der Bundesrepublik Deutschland und galt als besonders schick und klein.
Quelle: Museum für Kommunikation Frankfurt/Sammlungen
Mit dem Gerät − eine von 600 Erfindungen des Physikers von Ardenne (1907-1997) − begann 1931 das Zeitalter einer Technik, die stark modifiziert bis in die 2000er Jahre vorherrschte. Es hatte laut Kubot «schon viele Elemente des späteren Röhrenfernsehers», war aber kein Schnäppchen − nach heutiger Kaufkraft umgerechnet 3750 Franken (3500 Euro) teuer.
Der hohe Preis war einer der Gründe, warum es noch dauerte, bis es der Fernseher in die heimischen Stuben schaffte. Der zweite Weltkrieg führte ausserdem dazu, dass es gegen Kriegsende nur noch in den USA ein Fernsehprogramm gab.
Eine Familie sitzt 1958 vor dem Fernseher und schaut gemeinsam fern
Quelle: Wikimedia Commons/Images of American Political History. Posting online by Dr. William J. Ball.
Früher war der Fernseher quasi ein Familienmitglied. Und ein Fenster zur Welt. Beispielsweise die Fernsehübertragung der Mondlandung 1969 wurde von geschätzt 500 bis 600 Millionen Menschen weltweit an den TV-Bildschirmen verfolgt.
Seit 20 Jahren leiten LCD-Flachbildschirme den digitalen Wandel ein. Und immerhin gehört der Fernseher noch zu den wenigen Gewinnern der Corona-Krise. Die Sehdauer lag im Lockdown-Jahr 2020 im Publikum ab drei Jahren im Schnitt bei 220 Minuten am Tag, also drei Stunden und 40 Minuten. Wie die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) errechnete, waren das ganze 10 Minuten mehr als im Vorjahreszeitraum.
Wie sieht die Zukunft aus und Fun-Fact aus der PCtipp-Redaktion
Wie sieht die Zukunft aus?
Doch der Zukunftsforscher Tristan Horx sieht für den Fernsehapparat ein «Ablaufdatum», als ihn die dpa auf das TV im Jahr 2030 anspricht. «Der Bildschirm per se ist das wirklich Interessante. Man stelle sich vor, man könnte sich mit einer eigenen ID an jedem Bildschirm an jedem Ort anmelden und sofort Zugriff auf die Streamingdienste, Fernsehkanäle und so weiter bekommen.» Horx zieht das Fazit: «Der Bildschirm als Interface wird durchaus bleiben, ob Kabel oder Satellit wird im Zeitalter des Internets immer weniger interessant.»
Fun-Fact aus der PCtipp-Redaktion
In der Schweiz konnte man früher übrigens bei Mediator, einem Schweizer Brand von Philips, Fernseher mit farbigem Gehäuse bestellen. Es gab bei einigen Geräten ein paar Farben zur Auswahl. PCtipp-Redaktorin Gaby Salvisberg arbeitete Anfang 1990er Jahre bei Mediator. Kunden konnten gegen einen Aufpreis auch ein Farbmuster bringen, beispielsweise vom Vorhang oder Sofa. Anhand einer Farbtabelle wurde die perfekt passende Farbe gewählt und das Fernseher-Gehäuse wurde bei einem Autospritzwerk in Urdorf gespritzt.
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