Lieferengpässe und Preiserhöhungen
24.02.2020, 16:00 Uhr
Coronavirus: Elektronik wird knapp – und teurer
China ist die Werkbank der Welt. Durch das Coronavirus steht diese teilweise still. Schweizer Distributoren und Fachhändler berichten über Lieferengpässe und Preiserhöhungen bei Elektronikprodukten. Mancherorts spitzt sich die Lage zu.
Die Epidemie des Coronavirus (2019-nCoV) wirkt sich auf die ICT-Branche aus. In Barcelona musste jüngst der Mobile World Congress – die grösste Mobilfunkmesse der Welt – abgesagt werden.
Und in der Schweiz?
«Ware wird knapp»
Heimische Distributoren und Fachhändler über Verknappung und Engpässe beim Nachschub von Elektronikprodukten.
In China laufe die Produktion bei vielen Herstellern und Zulieferern derzeit nur eingeschränkt, erklärt etwa Mediensprecherin Luzia Krieger vom Distributor Littlebit Technology. Viele Fabriken hätten dort nach dem chinesischen Neujahrsfest den Betrieb entweder gar nicht oder nur eingeschränkt wieder aufgenommen.
Das wirkt sich direkt auf die Verfügbarkeit von IT-Produkten aus. Laut Angaben des Distributors gibt es von einigen Produktgruppen zwar noch Warenbestände in Europa, ebenfalls kommen noch Warenlieferungen an, die vor dem chinesischen Neujahr verschifft worden seien. «Aber die Verknappung von IT-Ware aller Art ist abzusehen», heisst es seitens der Firma.
Als Reaktion auf die aktuelle Lage hätten Hersteller beispielsweise die möglichen Bestellvolumen pro Kunde limitiert. Insgesamt müsse sich der ganze Markt auf lange Lieferfristen von bis zu 12 Wochen einstellen, schreibt Littlebit Technology weiter. Genauere Angaben zu entsprechenden Produkten wollte man beim Disti auf Anfrage jedoch nicht machen.
Lage spitzt sich zu bei Digitec Galaxus
Deutlicher wird man bei Digitec Galaxus. Das Unternehmen schreibt in einem Communiqué, dass man die Warenlager dank frühen Direktbestellungen aus Fernost noch rechtzeitig habe füllen können. Nun spitze sich die Lage jedoch zu. «Inzwischen melden immer mehr Hersteller und Händler, dass die Puffermengen allmählich aufgebraucht sind», schreibt Firmensprecher Alex Hämmerli.
Seinen Angaben zufolge sind etwa iPhones aktuell kaum noch verfügbar. Frische Lieferungen gebe es momentan praktisch keine mehr. Auch Xiaomi kündigte Verspätungen an. Wie Hämmerli weiter schreibt, melden Apple, Samsung und Amazon Lieferverspätungen bei ihren Tablets. Ein Ende des Engpasses sei jeweils nicht genannt worden.
Lieferschwierigkeiten gibt es offenbar auch bei PC-Komponenten und Speichermedien. Hier erhielt Digitec Galaxus von Intel, MSI, AMD und Asus Meldung über Verzögerungen. Ausserdem komme der Drohnen-Hersteller Dji mit der Produktion nicht mehr nach.
Gute Verfügbarkeiten bei Competec
Bei der Competec-Gruppe scheint die Lage derweil noch einigermassen entspannt: «Knappheit herrscht momentan nicht, unsere IT-/CE-Produkte sind gut verfügbar», erklärt Firmensprecher Daniel Rei gegenüber Computerworld. Allerdings gebe es auch bei ihnen einzelne Hersteller, die Verzögerungen kommuniziert hätten. Das Spektrum variiere dabei von leichten Verspätungen bis hin zu «Liefertermin unbekannt».
Man stehe im Austausch mit den Herstellern, um Verfügbarkeiten aktiv abzuklären, sagt Rei weiter. Allerdings ist es ihm zufolge teilweise schwierig, die Unternehmen in China zu kontaktieren. Denn je nach Region sei nicht nur die Produktion, sondern auch der Verkehr auf dem Land-, Wasser- und Luftweg weitgehend stillgelegt. «Da nicht abzuschätzen ist, wann der chinesische Staat die Ausbreitung der Epidemie in den Griff bekommt, verfolgen wir die Situation weiterhin genau.» Immerhin ist, wie Rei erklärt, der Betrieb in einigen Fabriken bereits wieder aufgenommen worden.
Preiserhöhungen im Anflug
Die Coronavirus-Epidemie wirkt sich nicht nur auf die Verfügbarkeit der Produkte aus. Kundinnen und Kunden müssen auch mit erhöhten Preisen rechnen. «In welcher Spanne solche Erhöhungen auftreten werden, lässt sich zurzeit schwer abschätzen», sagt Rei von Competec dazu. Laut Digitecs Hämmerli verlangen Zwischenhändler, die beispielsweise noch iPhones an Lager haben, mittlerweile 5 bis 10 Prozent höhere Preise als vor dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie. Ihm zufolge bewegen sich diese bei Xiaomi im ähnlichen Bereich.
Im Übrigen sind von der gedrosselten Produktion nicht nur chinesische Hersteller betroffen, wie Rei von Competec zu bedenken gibt. «Was oft in Vergessenheit gerät ist, dass auch Hersteller aus anderen Ländern Verzögerungen anmelden, die Komponenten aus China beziehen oder teilweise in China produzieren lassen.»
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