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10.06.2013, 07:43 Uhr
Prism-Whistleblower outet sich
Der Mann, der Informationen über die US-Abhöraktion «Prism» an die Presse weitergegeben hat, hat sich geoutet. Nach der Flucht nach Hongkong gab er dem Guardian ein Interview.
Beim Informanten handelt es sich um den 29 Jahre alten Edward Snowden, der für den US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) als Angestellter des Regierungsdienstleisters Booz Allen Hamilton technische Aufträge ausführte.
Er hatte unter anderem der englischen Tageszeitung «The Guardian» Details zu einer grossen Abhöraktion der US-Behörden beim Fernmeldeunternehmen Verizon und bei den Internetdiensten von Microsoft, Google, Facebook sowie Yahoo zugespielt.
Nun hat er sich ebenfalls in dem britischen Blatt geoutet und seine Beweggründe für die Weitergabe des belastenden Materials genannt. In dem Bericht gibt er zu Protokoll, er habe «die Öffentlichkeit informieren wollen über das, was in ihrem Namen und gegen sie unternommen wird». Snowden ist laut der Zeitung nach Hongkong geflüchtet, wo er nun in einem Hotelzimmer der Dinge harrt, die da kommen mögen. Er nimmt an, dass ihn die USA für sein Vorgehen belangen werden.
Dem Guardian sagte Snowden weiter, dass er sich bewusst sei, durch sein Verhalten seinen gut bezahlten Job auf Hawaii aufs Spiel zu setzen. «Ich kann nicht mit gutem Gewissen zusehen, wie die US-Regierung mit dieser riesigen Überwachungsmaschinerie, die sie im Geheimen errichtet, die Privatsphäre, die Internetfreiheit und die Grundrechte der Leute weltweit zerstört», sagt er.
Laut dem Artikel des Guardian stammt Snowden aus dem US-Bundesstaat North Carolina und kam 2003 zur US-Armee. Später war er als IT-Security-Spezialist für die Central Intelligence Agency (CIA) tätig. Eigenen Angaben zufolge stieg die Unzufriedenheit mit der US-Regierung während dieser Zeit. Snowden setzte sodann grosse Hoffnungen auf den neuen US-Präsidenten Barack Obama. Von ihm hatte er erwartet, dass er die für ihn zweifelhaften Praktiken unter der Regierung des Vorgängers George W. Bush korrigieren werde. Zu seiner Enttäuschung seien die Abhörmassnahmen aber unter der neuen Führung eher ausgeweitet und intensiviert worden.
Der Guardian hat ein Video mit den Aussagen von Snowden bereitgestellt.
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Obama rechtfertigt Prism
Derweil hat US-Präsident Obama das Vorgehen der USA verteidigt. Die bekannt gewordenen Methoden zur Abhörung des Telefon- und Internetverkehrs seien vom Kongress und von den Gerichten autorisiert und überwacht worden. Die Regierung habe «die richtige Balance» gefunden zwischen Sicherheit und Privatsphäre, meinte er.
Daneben betonte er, dass US-Bürger nicht von den Abhöraktionen betroffen gewesen seien. «Niemand hört Ihre Telefongespräche ab», sagte er an die Bürger der USA gewandt.
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