Microsoft-Studie 18.03.2022, 07:00 Uhr

Hybride Arbeit in der Schweiz bringt Herausforderungen

Microsoft hat den jährlichen Work-Trend-Index-Bericht veröffentlicht. Die Daten zeigen: Wir sind an einem Wendepunkt angelangt – hybride Arbeit wird zur Realität in der Schweiz. Das hat Folgen für die Mitarbeitenden und Chefetagen der Unternehmen.
32 Prozent der Arbeitnehmenden im hybriden Arbeitsmodus in der Schweiz geben laut Microsoft-Studie an, dass sie im kommenden Jahr wahrscheinlich ganz auf Fernarbeit setzen werden
(Quelle: Microsoft.com)
Die Einführung hybrider Arbeitsmodelle, bei denen Mitarbeitende sowohl von zuhause aus arbeiten, als auch ins Büro kommen, ist in der Schweiz nicht nur Realität, sondern dürfte Bestand haben. Damit einhergehend wird sich die Rolle der Arbeit im Leben vieler Mitarbeitenden ändern. Dies zeigen auch die Ergebnisse von Microsofts jährlicher Work-Trend-Index-Studie. In deren Rahmen hat der Software-Riese 31’000 Personen in 31 Ländern befragt – darunter rund 1000 in der Schweiz.
Gemäss Studie kristallisiert sich heraus, dass Arbeitnehmende überall auf der Welt ihre Wertvorstellungen an einen idealen Arbeitgeber überdenken. «Die hybride Arbeitsform bringt einige Herausforderungen mit sich, insbesondere für Führungskräfte», kommentiert Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz, die Ergebnisse in einem Blogbeitrag. «Dabei geht es in erster Linie darum, die Erwartungen der Mitarbeitenden mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen. Das erfordert einen Dialog und die Offenheit, die eigene Unternehmenskultur neu zu denken.»
Tatsächlich zeigen die Ergebnisse des Work Trend Index 2022 für die Schweiz, dass Mitarbeitende den Stellenwert der Arbeit neu gewichten. So geben 36 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz der Gesundheit und dem Wohlbefinden eher Vorrang vor der Arbeit als vor der Pandemie. Und falls sie mit der Work-Life-Balance nicht zufrieden sind, scheinen sie auch eher Konsequenzen ziehen zu wollen und den Arbeitgeber zu wechseln. Dies ist besonders bei der Generation Z und den Millennials ausgeprägt: 53 Prozent von ihnen werden in diesem Jahr wahrscheinlich einen Arbeitgeberwechsel in Erwägung ziehen, das sind 9 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Regeln für den hybriden Arbeitsalltag erforderlich

Führungskräfte müssten daher für ein gutes Umfeld sorgen, sodass sich der Weg ins Büro für die Mitarbeitenden lohne, regt Microsoft folglich an. Denn 31 Prozent der Mitarbeitenden im hybriden Arbeitsmodus sagen, dass ihre grösste Herausforderung darin besteht, zu wissen, wann und warum sie ins Büro kommen sollen. Führungskräfte müssten folglich darauf achten, das Warum, Wann und Wie des Büros festzulegen, so Microsofts Folgerung.
Das bedeute, den Zweck der persönlichen Zusammenarbeit zu bestimmen, Teamvereinbarungen darüber zu treffen, wann man sich persönlich treffe, eine Etikette für hybride Meetings zu definieren und zu überdenken, wie der Raum eine unterstützende Rolle spielen könne. «Unternehmen, die die neue Intentionalität, die für die Definition der Rolle des Büros erforderlich ist, nicht erkennen, laufen Gefahr, die wahren Vorteile der hybriden Arbeit zu verpassen», hebt Microsoft hervor.

Frage der Produktivität und der Beziehungen

Und auch das zeigt die Studie von Microsoft: Offenbar herrscht eine Diskrepanz zwischen den Arbeitnehmenden und den Vorgesetzten bezüglich der Produktivität im Heimbüro. Obwohl 81 Prozent der Mitarbeitenden sagen, dass sie genauso produktiv oder produktiver sind, seit sie remote oder hybrid arbeiten, befürchten 54 Prozent der Führungskräfte, dass sich die Produktivität seit der Umstellung negativ verändert hat. Daraus folgern die Studienautoren, dass Führungskräfte nun Standards für flexible Arbeit in einer Weise setzen müssten, die ein Gleichgewicht zwischen den Geschäftsergebnissen und den Erwartungen der Mitarbeitenden herstelle.
Ebenfalls problematisch ist, dass es schwierig wird, Beziehungen zu Mitarbeitenden, Teammitgliedern und Geschäftspartnern auch in einem hybriden Arbeitssetting aufrechtzuerhalten. Schliesslich hat die Microsoft-Umfrage ergeben, dass 32 Prozent der Arbeitnehmenden im hybriden Arbeitsmodus in der Schweiz angeben, dass sie im kommenden Jahr wahrscheinlich ganz auf Fernarbeit setzen werden. Daher sagen laut Umfrage 50 Prozent der Führungskräfte in der Schweiz, dass der Aufbau von Beziehungen die grösste Herausforderung bei Remote- und Hybridarbeit ist. Das verloren gegangene Sozialkapital wiederherzustellen, sehen die Studienautoren daher als grosse Aufgabe an. «Führungskräfte müssen darauf bedacht sein, sowohl hybride als auch mobile Mitarbeiter wieder in das Gefüge des Unternehmens einzubinden», heisst es im Blogbeitrag folglich. Dies werde keine triviale Aufgabe sein, wird angefügt.
«Die Mitarbeitenden legen Wert auf Flexibilität und Wohlbefinden, und diese hohen Erwartungen sind eine Chance aber auch eine Herausforderung für jedes Unternehmen, die Integration von Arbeit und Privatleben für alle neu zu denken», sagt Microsoft-Schweiz-Chefin Hinkel. Den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, ihre beste Arbeit zu leisten, liege nicht nur in ihrem Interesse, sondern sei auch gut fürs Geschäft. «Um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern, müssen Führungskräfte die Unternehmenskultur vorleben, die Rolle des Büros neu überdacht werden und neue Praktiken für eine nachhaltige flexible Arbeit geschaffen werden», ist sie überzeugt. Dabei werde Technologie eine Schlüsselrolle spielen, aber auch dies erfordere eine neue Denkweise. «Während sich die Welt weiter entwickelt, werden Unternehmen mit einer ausgeprägten Lernkultur im Vorteil sein», folgert Hinkel.



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