Online-Shopping-Boom
27.11.2020, 11:30 Uhr
Corona fördert Konsum auf Pump
Der Online-Handel in der Schweiz boomt. Dabei shoppen immer mehr Kundinnen und Kunden auf Pump, zeigen Zahlen der Wirtschaftsauskunftei CRIF.
Beim Online-Shopping können Kundinnen und Kunden sich schnell verschulden
(Quelle: Megan Rexazin/Pixabay)
Die Verlagerung in den E-Commerce hat allerdings eine Schattenseite. Vier Fünftel der Online-Shopper zahlen ihre Käufe nicht direkt, sondern kaufen auf Pump. So zeigen die Zahlen der Wirtschaftsauskunftei CRIF, dass gut 79 Prozent der Online-Bestellungen in der Schweiz per Rechnung bezahlt werden. Beim Online-Fachhändler Brack.ch sind es 70 Prozent, bei Migros.ch rund 50 Prozent und beim zur Migros-Gruppe gehörenden Branchenprimus Digitec/Galaxus rund 33 Prozent. Bei letzterem ist der Anteil der Rechnungszahlungen 2020 nach eigenen Angaben gestiegen. Weitere 40 Prozent begleichen ihre Online-Einkäufe bei Digitec/Galaxus mit einer Kreditkartenzahlung.
Steigendes Risiko, sich zu verschulden
«Beim Online-Shopping birgt gerade die Bezahlung per Kreditkarte mit den Mindestraten das Risiko, in finanzielle Bedrängnis zu geraten», warnt Max Klemenz, Co-Geschäftsleiter der Schuldenberatung Kanton Zürich. Denn Ratenzahlungen hätten hohe Schuldzinsen zur Folge, die bei langen Laufzeiten oft stark unterschätzt würden, erklärt er. «Bei Zahlung auf Rechnung sehe ich das Risiko von zu vielen Bestellungen, die dann das Budget überlasten und nicht alle termingerecht bezahlt werden können. Oder es bleiben dann andere Rechnungen liegen, wie zum Beispiel die der Steuern oder der Krankenkasse», so Klemenz weiter.
Daher rät Comparis-Consumer-Finance-Experte Michael Kuhn, beim Kauf auf Pump Vorsicht walten zu lassen: «Viele verschaffen sich mit einem Zahlungsaufschub Spielraum auf dem Konto. Gerade bei höheren Beträgen und für Menschen mit tiefen Einkommen kann das in der gegenwärtigen Situation aber ins Auge gehen.» So drohe bei einem Einkommensverlust durch Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder bei ausbleibenden Aufträgen bei Selbständigerwerbenden ein Finanzengpass.
Datenbanken über Kreditwürdigkeit machen Kunden gläsern
Die Online-Händler schützen sich gegen drohende Finanzausstände vermehrt mit einer Prüfung der Zahlungsfähigkeit, einer sogenannten Bonitätsprüfung. Bei einer schlechten Bonität blenden die Online-Shops unter anderem oft die Möglichkeit zur Zahlung per Rechnung aus.
Bei den meisten Online-Anbietern wird während des Bestellvorgangs in Echtzeit die Kreditwürdigkeit überprüft. Dazu schicken Firmen eine sogenannte Bonitätsanfrage an eine der Wirtschaftsauskunfteien. Diese melden den Kredit-Score an die Unternehmen zurück. Ist dieser schlecht, werden Zahlungsoptionen nicht angezeigt.
Oft fallen Möglichkeiten, die Waren erst nach Erhalt zu bezahlen, weg. Allein CRIF verzeichnet pro Jahr über 40 Millionen Abfragen und wird von über 2000 Webshops genutzt. «Das heisst: Der gläserne Kunde ist heute mehr denn je Realität», warnt Comparis-Experte Kuhn.
Oft fallen Möglichkeiten, die Waren erst nach Erhalt zu bezahlen, weg. Allein CRIF verzeichnet pro Jahr über 40 Millionen Abfragen und wird von über 2000 Webshops genutzt. «Das heisst: Der gläserne Kunde ist heute mehr denn je Realität», warnt Comparis-Experte Kuhn.
Neben der Kreditwürdigkeit werden auch die Produktart und der Status – ob Neu- oder Bestandskundschaft – geprüft. Einige Firmen durchleuchten alle Neukundinnen und -kunden bei einer Bestellung auf ihre Bonität. Die Migros hingegen prüft nur Personen, die auf Rechnung bestellen wollen. Für ihre Bestandskundschaft haben einige Firmen zudem eigene Datenbanken über die Kreditwürdigkeit angelegt, so zum Beispiel Digitec/Galaxus.
Gefahr von fehlerhaften Daten
Die eigene Bonität zu kennen, ist entsprechend wichtig. Denn tatsächlich ist die Gefahr von fehlerhaften Bonitätsbeurteilungen real; Daten von Personen mit gleichen Namen können verwechselt und bezahlte Ausstände nicht aktualisiert werden oder zu wenige Informationen zu einem schlechten Kredit-Score führen.
Eine schlechte Bonität hat mitunter fatale Auswirkungen auch abseits des Online-Shoppings. «Der Bonitätsgrad bestimmt nicht nur, ob eine Person auf Rechnung zahlen kann, sondern auch die Höhe von Versicherungspolicen und die Chancen auf eine Mietwohnung», so Kuhn. «Es lohnt sich daher, besonders aktuell die eigenen Bonitätsdaten zu überprüfen. Vor allem für Personen, die Zahlungsrückstände beglichen haben, oder bei Betreibungen», rät er.
Eine schlechte Bonität hat mitunter fatale Auswirkungen auch abseits des Online-Shoppings. «Der Bonitätsgrad bestimmt nicht nur, ob eine Person auf Rechnung zahlen kann, sondern auch die Höhe von Versicherungspolicen und die Chancen auf eine Mietwohnung», so Kuhn. «Es lohnt sich daher, besonders aktuell die eigenen Bonitätsdaten zu überprüfen. Vor allem für Personen, die Zahlungsrückstände beglichen haben, oder bei Betreibungen», rät er.
Die Bewertung der Zahlungswürdigkeit kann jeder bei der Comparis-Bonitätsauskunft anfragen. Die gemeinsam mit der Wirtschaftsauskunftei CRIF erstellte Bonitätsauskunft zeigt die persönliche Bonität und eine Einstufung im Vergleich zur Schweizer Bevölkerung. Eine persönliche Identifikation ist dabei aus rechtlichen Gründen notwendig.
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