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31.10.2013, 11:23 Uhr
«5-Jahres-Garantie ist nicht unrealistisch»
Swico, der Verband der ICT-Anbieter der Schweiz, zeigt sich erstaunt über die Forderungen der SKS: Die Stiftung für Konsumentenschutz verkenne demnach einige Ursachen der schnelleren Produktelebenszyklen.
Die Schweizerische Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat seit Mai mehr als 400 Fälle dokumentiert, die klar der Kategorie Obsoleszenz zugeordnet werden können. Oft sind es Kleinigkeiten wie nicht leerbare Resttintenbehälter oder zu schwach ausgelegte Bauteile. Produktelebenszyklen seien demnach von den Herstellern vielfach zu kurz oder ob der Rentabilität bewusst zu kurz gehalten. Dem halten Hersteller das Argument entgegen, dass Konsumenten in gewissen Sparten auch billigere Produkte wollen und der Wettbewerbsdruck lange Lebenszyklen verunmögliche.
Diverse Forderungen seitens Konsumentenschutz
Die Stiftung für Konsumentenschutz fordert unter anderem eine Erhöhung der gesetzlichen Mindestgarantiedauer auf fünf Jahre, daneben fordert die SKS Deklarierungen bei der Mindest-Lebensdauer des Produkts sowie eine Kennzeichnung der Reparierbarkeit.
Wirtschaftsverband Swico hat Gegenargumente
Swico, der Verband der ICT-Anbieter der Schweiz, zeigt sich erstaunt über die Forderungen der SKS: «Die Forderungen der SKS verkennen die grundlegende Ursache des höheren Produkteverbrauchs. Heute tauscht oder rangiert die Mehrheit der Kunden ihr Produkt nicht aus, weil es defekt ist, sondern weil auf dem Markt neuere Produkte mit spürbar verbesserten Funktionen erhältlich sind. Produkte, welche die Anforderungen der Konsumenten nicht erfüllen – sei es nun Lebensdauer oder Reparierbarkeit – können im Markt nicht bestehen. Eine absichtliche Verschlechterung von Produkten ist deshalb nicht nutzbringend für die Hersteller», teilte uns eine Swico-Mediensprecherin mit.
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Die Sicht der SKS
Wir konfrontierten den Schweizerischen Konsumentenschutz vor allem mit der Frage, ob denn die geforderte Mindestgarantie nicht etwas unrealistisch ist:
Der Konsumentenschutz teilte uns auf Anfrage mit: «Die Forderung der 5-Jahres-Garantie ist nicht unrealistisch und auch nicht preistreibend: So gibt es bereits heute Anbieter und Hersteller, die 5-Jahresgarantien abgeben oder sogar darüber hinausgehen, je nach Produktkategorie. Eine Verlängerung der Garantiefirst ist die Gewähr, dass nicht kurzlebige Produkte auf den Markt kommen.»
Ihre Meinung zur Umfrage
Unsere nicht-repräsentative Leserumfrage hat ergeben, dass die eindeutige Mehrheit unserer Leser bereit wäre, einen um 20 Prozent erhöhten Verkaufspreis zu zahlen, wenn die Qualität des Produktes die Erwartungen besser als bis anhin erfüllt.
Das bestätigt zum einen ganz allgemein: Die Kaufkraft für teurere Produkte ist vorhanden.
Zum anderen, das meint zum Beispiel die Swico, sagt das Resultat nichts in Bezug zur Qualität eines Produktes aus. Denn Qualität eines Konsumguts, so zumindest eine Mitarbeiterin der Swico, kann schon seit jeher mit optionalen Garantien dazugekauft werden. Dann spiele auch noch die Marke des Produkts eine Rolle, weil es ein Unterschied ist, ob ein B&O-Anlage oder ein Billig-Marke gewählt wird. Die SKS selber meint zu unserer Abstimmung, ein Produkt, das langlebiger ist, koste in der Herstellung unter Umständen nicht viel mehr als ein kurzlebiges Produkt. Schliesslich seien schon heute Anbieter im Markt, die eine längere Garantiezeit als zwei Jahre anbieten. Seien als Beispiel Elektrolytkondensatoren genannt – stärkere Elektrolytkondensatoren kosten nur einige Rappen mehr. Die SKS sieht sich aber darin bestätigt, dass Leute gerne bereit wären, leicht mehr zu bezahlen, wenn sie garantiert dafür ein wirklich stabiles Produkt erhalten, meinte eine Mediensprecherin der SKS.
Gesellschaftliches Umdenken unabdingbar
In einem Punkt sind auch wir uns mit der Swico einig: «Für nachhaltigere Produkte braucht es ein gesellschaftliches Umdenken», meint eine Mitarbeiterin der Swico. Ob dieses Umdenken mit oder ohne zusätzliche Regulierungen langfristig möglich sein wird, wird sich zeigen. Klar: Das Idealszenario, wonach es auch ohne zusätzliche Regulierungen gehen müsste, würden auch wir (und mit Sicherheit auch die SKS) zu gerne propagieren. Der Konsumentenschutz glaubt, es werde auf politischer Ebene noch einiges zu diskutieren geben. Das glauben auch wir.
Autor(in)
Simon
Gröflin
31.10.2013
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