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02.03.2015, 13:44 Uhr
Lenovos Superfish: ein «Segen» für die PC-Branche
Lenovo gibt ein Versprechen ab: Künftig sollen bei Notebooks und PCs nur noch wichtigste Programme mitgeliefert werden.
Mit einer gefährlichen Adware hat sich der chinesische Branchenprimus Lenovo ein Debakel eingebrockt. Die Malware Superfish unterwanderte auf Rechnern verschlüsselte Internetverbindungen. Überraschend hat Lenovo indes ein öffentliches Versprechen für «saubere und sichere» PCs abgegeben. Man werde das Quantum an vorinstallierten Anwendungen auf neuen Systemen drastisch reduzieren, heisst es in einer Stellungnahme.
Das Vorinstallieren von sogenannter Bloatware, dazu gehören unerwünschte Programme wie Symbolleisten, Utilities und Bildschirmschoner, ist ein einträgliches Geschäft für die Software-Anbieter. Das Geschäftsprinzip dahinter ist einfach: Software-Anbieter offerieren den PC-Herstellern nicht selten verlockende Geldbeträge für das Vorinstallieren ihrer Angebote: ein profitables Geschäft für beide Seiten.
Wandel
Nach vielen abwiegelnden ersten Reaktionen bekennt sich nun Lenovo zu einem grundlegenden Wandel in der eigenen Software-Politik: Zum Einführungszeitpunkt von Windows 10 sollen nur noch Systeme mit Betriebssystem, dazugehörigen Anwendungen, Sicherheitssoftware und Lenovo-eigenen Tools im Umlauf sein. Zudem wolle Lenovo transparenter über Software informieren.
Betroffene Systeme
Betroffen vom «Superfish» waren Notebooks, die zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres verkauft wurden. Mit einem Online-Test können Anwender im Webbrowser überprüfen, ob der Rechner betroffen ist. Inzwischen erkennt die hauseigene Windows-Firewall das Superfish-AddOn als Schädling. Lenovo selber hat derweil ein Deinstallations-Tool im Angebot.
Lenovo setzt Zeichen
Mit dem Bekenntnis zu transparenterer Software-Strategie hat Lenovo taktisch richtig reagiert und rettet sich gerade noch rechtzeitig aus einem PR-Debakel. Denn mit der zunehmenden Flut an vorinstallierter Bloatware war früher oder später ein ebensolches Szenario abzusehen. Wie schnell andere PC-Hersteller nachziehen werden, bleibt abzuwarten.
Kaum noch Notebooks ohne OS
Schwierig hat es, wer noch gezielt nach einem «nackten System» ohne ein vorinstalliertes Betriebssystem sucht. Wie unsere Nachforschungen bei Onlinehändlern ergaben, erhält man zwar auf Wunsch über Schweizer Assemblierer wie Steg oder Beck PC noch Eigenbau-Komplettsysteme ohne OS. Von den grossen Herstellern finden sich zuweilen nur noch wenige Mini-PCs wie z.B. kleine Media Center PCs von AsRock oder vereinzelte Barebones von Fertigern wie Shuttle. Auch die Product Manager von Onlinern wissen meistens nicht, wo solche Geräte noch aufzutreiben wären, ergab eine Umfrage.
Schwieriger gestaltet sich die Suche nach Laptops ohne Betriebssystem. Zu weniger bekannten Schweizer Notebook-Herstellern, die auf Wunsch noch «Windows-freie» Laptops an Endkunden ausliefern, gehören z.B. die jET Schweiz IT AG oder die welsche Firma Why Open Computing.
Autor(in)
Simon
Gröflin
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