News
12.09.2013, 11:38 Uhr
Kommentar: Innovationen im Stil von Apple
Zu wenig billig, zu wenig innovativ und früher war alles viel besser: Die Apple-Kritiker sind in Bestform. Dabei haben die Kalifornier genau das gemacht, was sie am besten können.
Zugegeben: Die Präsentation der neuen iPhones endete für einige Kreise mit einer Enttäuschung. Wall Street schickte die Apple-Aktie auf Tauchfahrt, sie verlor am ersten Handelstag nach der Vorstellung über fünf Prozent. Die Presse sinnierte über Apples verlorene Innovationskraft. Und natürlich spulten die kategorischen Gegner ihre Textmakros ab: Alles schon da gewesen und Apple kopiert nur noch. Mein [name_des_mitbewerbers] ist grösser, kann das schon länger und mit mehr Ausdauer.
Das war schon bei früheren Apple-Vorstellungen der Fall, aber dieses Mal scheint die Kritik ein wenig heftiger auszufallen. Was ist passiert?
Die Enttäuschung dürfte vor allem dem fehlenden Überraschungsmoment geschuldet sein. Es gab während der offiziellen Präsentation keine magischen Momente, keine offenen Münder und kein ungläubiges Staunen. Das lag weniger an den Produkten, sondern an den zahlreichen Informationslecks der letzten Monate. Die waren dieses Mal nämlich so gross, dass sich Apple die Vorstellung gleich hätte sparen können.
Vorab durchgesickerter Kratztest an einem iPhone 5C
Alle wussten schon vor Wochen, dass es ein iPhone in Gold geben würde und eines aus buntem Kunststoff. Selbst der Fingerscanner galt als beschlossene Sache. Da bleibt nicht mehr viel Raum für Fantasien und Spekulationen.
Vorwurf 1: Fehlende Innovationen
Das ändert jedoch nichts daran, dass die vorgestellten iPhones einige bemerkenswerte Innovationen mitbringen, getreu nach dem Motto «Beste Technik bei maximaler Benutzerfreundlichkeit». Man muss lediglich erkennen, was einem überhaupt geboten wird.
Nehmen wir zum Beispiel den Fingerscanner des iPhone 5S. Diese Form der Zutrittskontrolle ist kalter Kaffee, auch für Privatpersonen. Ein solcher Fingerscanner regelt an unserer Haustür seit fast einer Dekade den Einlass, und das zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten:
Genau denselben hässlichen Scanner findet man übrigens in diversen Notebooks verbaut. Ausser Apple hat jedoch noch keine andere Firma einen Fingerscanner so ästethisch und kompromisslos in einem Consumer-Gerät verbaut, und erst recht nicht in einem kleinen Smartphone. Das Design könnte direkt einem SciFi-Film entsprungen sein. Der Scanner fügt sich nahtlos in das Erscheinungsbild ein und wer das iPhone 5S nicht kennt, käme gar nie auf die Idee, dass in der Home-Taste ein High-Tech-Gerät steckt.
Innovation kann auch heissen, eine bestehende Idee massgeblich zu verbessern – und das war schon immer eine Stärke von Apple. Die verwendete Technik hat denn auch nichts mit dem alten Türöffner zu tun. Stattdessen durchdringt der Fingerscanner sogar die oberste Hautschicht und «sieht» dabei Details, die dem Auge oder einer Kamera verborgen bleiben. Der Fingerabdruck wird ausserdem nicht bildlich erfasst; stattdessen leitet das iPhone eine mathematische Entsprechung ab und verstaut diese in einem verschlüsselten Bereich. (Mehr dazu im offiziellen Apple-Video, ab 00:44, leider nur in Englisch.)
Der Fingerscanner ist beispielhaft für die Arbeitsweise von Apple: Die Idee ist vielleicht nicht neu, aber die Technik dahinter ist vom Feinsten. Und vor allem bekommt der Benutzer nichts davon mit. Es gibt keine zusätzlichen Knöpfe zu drücken und keine Befehle zu lernen; stattdessen geht die Bedienung bereits nach der ersten Anwendung in Fleisch und Blut über.
Dasselbe gilt übrigens auch für die komplett überarbeitete Kamera. Der neue Signalverarbeitungs-Prozessor wirkt unsichtbar im Hintergrund und perfektioniert die Bilddaten. Der LED-Blitz besteht nicht nur aus weissem Licht, sondern wird automatisch durch eine Amberfarbige Lampe unterstützt, die den Hauttönen mehr Leben einhaucht. Auch hier: modernste Technik, aber ohne Lernkurve für den Benutzer. Was kann man sich mehr wünschen?
Nächste Seite: Vorwurf 2: Das viel zu teure Billig-iPhone
12.09.2013
13.09.2013
13.09.2013
13.09.2013
13.09.2013
13.09.2013
13.09.2013
13.09.2013