Kommentar
19.02.2015, 12:40 Uhr
Kommentar: alles inklusive!
Mit ihren neuen Infinity-plus-Abos lanciert die Swisscom eine neue Abo-Form und hofft, die Kunden bei Laune zu halten.
Heute ist ein schöner Tag für die Mobilfunkkunden in der Schweiz. Die Ankündigung der Swisscom, bei ihren Flatrate-Abos Roaming-Inklusiv-Einheiten einzuschliessen, ist ein Paradigmenwechsel und wird einen weiteren Rutsch bei den Mobilfunkpreisen in Gang setzen. Doch die Swisscom tut dies natürlich nicht aus altruistischen Motiven. Viel mehr ist der Druck auf den Ex-Monopolisten in letzter Zeit grösser geworden. Politik und Konsumentenorganisationen fordern seit Längerem günstigere Roaming-Preise für Schweizer Kunden. Vorschub für solche Forderungen kam für einmal von unerwarteter Seite: Die forsche EU-Komissarin Viviane Reding hatte die Roaming-Preise für EU-Bürger massiv gesenkt.
Doch auch im heimischen Markt sieht sich der Branchenprimus erstarkter Konkurrenz gegenüber. Sunrise hat sich nach dem Debakel unter Oliver Steil wieder aufgerappelt und der neue Chef Libor Voncina konnte Kundensupport wie auch Netzqualität steigern. Sunrise ist jetzt sogar an der Börse kotiert. Bei Orange ist der französische Grossinvestor Xavier Niel eingestiegen, der in Frankreich mit einer aggressiven Tiefpreispolitik die Konkurrenz das Fürchten lehrte. Nach dieser Ankündigung tauchte die Swisscom-Aktie um beinahe 10 %.
Mit der Einführung der Infinity-Abos setzte Swisscom einen weltweiten Massstab. Doch in letzter Zeit begann der Lack abzublättern. Die Flatrate-Abos sind bei der Kundschaft als teuer verschrieen. Das sind sie in der Tat. Mit Prepaid-Abos hat der gemeine Kunde oft die günstigere Variante. Die Swisscom muss die Attraktivität ihrer Infinity-Abos stärken und gleichzeitig die Konkurrenz weiter unter Druck setzen. Mit den Roaming-Inklusiv-Einheiten ist sie auf dem richtigen Weg. Und die Mitbewerber müssen und werden auf diese Ansage reagieren. Wir dürfen uns auf einen Frühling freuen, der die Konsumenten mit bröckelnden Preisen im Mobilfunk überrascht.
Autor(in)
Marcel
Hauri
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.