News 02.11.2018, 11:51 Uhr

Kunden als Verlierer beim Kampf ums Schweizer Replay-TV?

Zeitversetztes Fernsehen stösst in der Schweiz auf immer grössere Beliebtheit. Ein Kampf zwischen den TV-Sendern und den Anbietern von Replay-TV wie Swisscom, UPC, Sunrise und Ähnlichen um die Entschädigungen dafür könnte negative Folgen für die Konsumenten haben.
In Zeiten von Netflix und Co. kommt auch Replay-TV bei den Kunden immer besser an. Sie können über ihren TV-Anbieter gegen eine monatliche Gebühr bei sehr vielen Sendern zeitversetztes Fernsehen geniessen. Die Nutzung von Replay-TV in der Schweiz ist von 9 Prozent 2013 auf 24 Prozent 2017 gestiegen. 
Der TV-Nutzer zahlt in der Schweiz also seine obligatorische Empfangsgebühr (Billag) sowie die Kosten des TV-Anbieters und bekommt dafür eine modernes zeitgemässes Fernseherlebnis. Er schaut, wann er will und kann bei Bedarf auch bei Werbung vorspulen. Gemäss der Interessengemeinschaft Radio und Fernsehen IRF machen das beim zeitversetzten Fernsehen 60 bis 80 Prozent der Nutzer, was den TV-Sendern gar nicht passt. Denn sie fürchten, dass sie so auf dem TV-Werbemarkt Einnahmen verlieren und ihre Existenz gefährdet sein könnte. 
Es gibt zwar eine ausgehandelte Abgabe der TV-Anbieter an die Sender von Fr. 1.60 pro Abonnent und Monat, doch das ist den Sendern mittlerweile zu wenig. Es stört sie auch, dass die Kontakte zwischen Sendern und TV-Anbietern nur zwischen den Verwertungsgesellschaften und den Verbänden der TV-Verbreiter ausgehandelt werden und es keine direkten Verhandlungen und Kontakte gibt. Um dies zu ändern, sind die Sender vor Gericht gegangen und auch im Parlament tätig geworden. Der Kampf vor Gericht war bis jetzt erfolglos, doch in der Politik konnte ein Erfolg erzielt werden. So entschied die Kommission für Rechtsfragen des Nationalrats letzte Woche wie folgt:
«Die Kommission betont, dass Replay-TV möglich bleiben soll. Sie ist aber der Meinung, dass die Finanzierung der Sendeunternehmen über die Werbung sowohl ein medienrechtliches wie auch ein urheberrechtliches Problem darstellt. Sie spricht sich deshalb mit 12 zu 9 Stimmen bei 3 Enthaltungen für einen neuen Artikel im Urheberrechtsgesetz aus, wonach die Sendeunternehmen direkt mit den Kabelunternehmen über die Möglichkeit zum Überspringen von Werbung verhandeln können. Eine Minderheit will auf diesen Zusatz verzichten, da die Finanzierung der Sendeunternehmen über die Werbung eine gesamtheitliche Betrachtung und vertiefte Untersuchungen der Faktenlage voraussetze.»
Für die Konsumenten ändert sich im Moment noch nichts. Doch in der Zukunft könnte es zu eher unerfreulichen Entwicklungen kommen. Dazu gehören möglicherweise:
  • Kein Replay-TV mehr bei verschiedenen Sendern
  • Keine Möglichkeit mehr, die Werbung beim Replay-TV zu überspringen
  • Zusatzgebühren für die Nutzung von Replay-TV
Es bleibt zu hoffen, dass nicht die Konsumenten die Leidtragenden des Kampfs zwischen Sendern und TV-Verbreitern um das Replay-TV sein werden. Mehr Hintergrundinformationen gibt es bei den Kollegen der Computerworld: Mögliches Replay-TV-Verbot sorgt für grosse Diskussionen.



Kommentare
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techdealer
02.11.2018
Werber und TV-Sender wissen nicht, was sie tun ... Offenbar ist mit dem Verstand bei den Werbern nicht weit her. Wer einen inhaltlich wichtigen Beitrag durch Unterbrecher stört zieht die Unmut des Zuschauers auf sich. Und wer dann trotz in der EU bereits fixem Verbot dennoch die Werbeunterbrechungen des Programms auf 170% der Zimmerlautstärke hochdreht in der CH ist komplett unsensibel in Bezug auf die Wirlkung die dies auf die Marke hat. Die Mehrheit meiner Freunde und Kollegen haben bei Unterbrecher-Werbung nur ein Ziel ... möglichst schnell wegdrücken oderw enn es nervt das zuvor geschaute abbrechen. Bei TV gehen sie dann aufs Klo oder holen Chips. Werbeforschung offenbar blind.

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othbuc
02.11.2018
Weniger und stilvollere Werbung Ich denke, eine gewisse Menge an Werbung goutieren Zuschauer schon. Aber heute ist sie teilweise einfach masslos. Man versuche mal an einem Samstag spät abends auf SF die Sportschau zu sehen!!! Oder auch rund um die Spätausgabe der Tagesschau. Schlicht und einfach Horror. Und bei den Privaten ist es sogar noch schlimmer.f Und dann das tiefe Niveau der Werbung!

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zueh
02.11.2018
Werber Einverstanden. Und wenn man dann auch noch in jeder Werbepause den exakt gleichen Schwachsinn über sich ergehen lassen muss, fragt man sich schon, was diese Werber für ein Menschenbild haben.

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dbaechli
02.11.2018
Gewinner. Je länger, je mühsamer herkömmliches Fernsehen wird, umso eher werde ich durch Kündigung sämtlicher In-House-Abos viel Geld sparen.. Ich hab betreffend Angebot, Dauer und Frequenz der Werbung, endlos aufeinanderfolgende MediaShop Sender, nicht abonnierte Sender, usw, sowie vor Allem auch von den konstanten Wiederholungen, die Nase voll. Ich kann also am Ende nur als Gewinner aus dem ganzen unsympathischen Schlamassel hervorgehen. Dann bleibt noch das Handy Abo und die Serafe/ex-Billag Gebühr - unterm Strich sind das dann pro Jahr vermutlich gut CHF 2'000 weniger, die ich dafür ausgeben werde. Ich glaub, ich melde die Abos schon dieses WE ab..

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Habicht42
02.11.2018
Replay behindern Dann kehren wir halt wieder zu den bewährten HD-Recordern zurück und nehmen die entsprechenden Sendungen auf. allerdings genügt dann das billigste Abo.

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Nitro
02.11.2018
TV sender müssen sich warm anziehen Ich verzichte schon heute auf alle Sender auf denen Replay nicht verfügbar ist hauptsächlich sind dies die Sender von Universal und mit Replay auch auf alle Sender mit Unterbrecherwerbung diese sind mir auch mit Replay zu dumm und unterbrechen viel zu viel. Wenn und falls irgendwann Werbung nicht mehr übersprungen werden kann werden solche Sender aus meinen Favoriten fliegen und komplett ignoriert werden. Wenn Replay nicht mehr brauchbar sein wird (falls) werde ich meine TV Abos kündigen und nur noch Streaming Angebote wie Netflix und Amazon benutzen. Auf Sport kann ich zum Glück verzichten da es mich schlicht nicht interessiert. Aber Filme und Serien will ich am Stück und ohne Unterbrechungen sehen. Die sollen bei den div, TV Sender mal in der Gegenwart ankommen anstelle auf veraltete und unbeliebte Methoden zurückzugreifen. Und Werbung in Unterbrechermanier ist ein Ding was nur Hirnamputierte Zombies sehen können. OT: @PCTipp euer Forum ist noch auf Sommerzeit eingestellt. (geändert um 16:20)

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Firebird-88
02.11.2018
Eigenwerbung nervt auch Wenn es nur die Reklame wäre, könnte ich noch damit leben. Da aber die meisten Sender (auch SRF) noch Eigenwerbung machen für ihre Sendungen wie z.B. "Bauer ledig sucht" "Bachelor" "Bumann ......" etc. etc. verlängert sich die "Werbepause". Ebenso werden Sendungen gemäss Programmvorschau vom Provider mit "Media-Shop" ersetzt (Dauerwerbesendung) Diese bezahlen doch für die Sendezeiten den Providern. Es gibt aber noch die Möglichkeit Sendungen in den Mediatheken zu sehen. Auf den Website der Sender zu finden. So gesehen hat das Live Fernsehen seine Berechtigung selbst in Frage gestellt. Da stellt sich die weiter Frage nach Sterben des klassischen Fernseher. Abhängigkeiten die nicht zu Unterschätzen sind.

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Wernilein04
02.11.2018
Werbung, ja aber... Von mir aus Werbung, aber nur ganz am Schluss der Sendung und nicht dazwischen

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foeldes
02.11.2018
Replay-TV ist immer beliberter - gibt es dafür irgendwelche harten Zahlen, oder ist das reines Wunschdenken? Nicht dass ich von mir auf die Allgemeinheit schliessen würde, aber TV brauche ich gerade noch für ganz wenige Sport Live Anlässe, ansonsten ist es ausschliesslich YouTube und Netflix...

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r4s6
02.11.2018
Betreffend Verstand Offenbar ist mit dem Verstand bei den Werbern nicht weit her...... Ich würde sogar soweit gehen, dass es mit dem Verstand unseres Nationalrates, der solches Ansinnen auch noch unterstützt nicht mehr weit her ist. Das einzig positive am Digitalen Ferhsehen ist die bessere Bildqualität. Alles andere wurde nur schlechter mit der Umstellung von Analog.