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11.01.2019, 08:28 Uhr
Sind Sprachassistenten eine Gefahr für die Privatsphäre?
In naher Zukunft könnten Sprachassistenten unseren Alltag weitgehend regeln. Sie steuern die Zimmertemperatur, kochen Kaffee, verbinden uns mit anderen. Eine neue, lokale Art der Datenverarbeitung soll dafür sorgen, dass die Privatsphäre dabei besser geschützt wird.
Alles ist eins, alles ist verbunden: die Kaffeemaschine mit dem Lichtschalter mit der Heizung mit dem Türschloss – und all das mit dem Internet.
Im Haus von Morgen genügt ein Sprachbefehl der Bewohner, um das Badewasser einzulassen, eine Geste, um den Fernseher zu bedienen. Wann sie das tun, was sie gucken, welche Wünsche sie äussern und welche Befehle sie geben – all das sind wertvolle Informationen für Konzerne wie Amazon und Google. Diese verwerten die Daten und verdienen damit Milliarden. Mit ihren Sprachassistenten Alexa und Co. kommen sie uns dabei so nah wie nie.
Technik stammt meist von Amazon oder Google
Es erscheint daher kaum verwunderlich, dass rund die Hälfte der Sprachassistenten, die bereits heute in den Haushalten stehen, von diesen beiden Unternehmen stammen. Dem Technologiemarkt-Analysten Canalys zufolge soll die Gesamtzahl solcher Geräte weltweit von derzeit rund 100 Millionen auf mehr als 300 Millionen bis zum Jahr 2022 zunehmen. Nahezu drei Viertel von ihnen wird mit Amazons oder Googles Technik ausgestattet sein, schätzen die Branchenexperten.
Datenschützern bereiten diese Zahlen Sorgen. Denn sobald die Alltagsassistenten per Stichwort (etwa «Alexa» oder «Ok Google») aktiviert werden, übertragen sie ungefilterte Aufnahmen inklusive Hintergrundgeräuschen in ihre jeweilige Cloud – zentralisierte, oft weit entfernte Serverstrukturen mit riesigen Speicherkapazitäten. Was dort mit den Daten passiert, bekommen die Nutzer nicht mehr mit.
«Niemand möchte, dass alle Dinge, die vor Ort passieren, eins zu eins irgendwohin übertragen und dort gespeichert werden», warnt Thomas Bendig, Forschungskoordinator am Fraunhofer-Verbund für Informations- und Kommunikationstechnologie in Berlin. Es sei unbedingt notwendig, dass solche Informationen beim Nutzer blieben.
Nutzung der Daten
In der Cloud würden die Daten etwa auch genutzt, um die maschinellen Lernalgorithmen zu verbessern, «damit Alexa noch besser verstehen und reagieren kann», teilt Amazon auf Anfrage mit. Und: «Wir erlauben unseren Kunden, der Datenverwertung für Trainingszwecke in den Alexa-Einstellungen zu widersprechen.» An Dritte würden keine Sprachdaten weitergegeben. Im Dezember kam es nach einem Bericht des Magazins «c't» zu einer Panne: In auf Anfrage zugesandten Dateien fand ein Kunde ihm völlig fremde Aufzeichnungen. Der Konzern sprach von einem «unglücklichen Fall» infolge «eines menschlichen Fehlers».
Es gibt längst Möglichkeiten, das Material der Nutzer auch vor Ort zu belassen. Eine Methode heisst Edge Computing – Rechenleistung am Rande (Edge) der Cloud. Die Daten werden dabei dezentral nah am Nutzer gesammelt und verarbeitet. «Das kann zum Beispiel der ganz normale Internetrouter übernehmen, den wir im Haus stehen haben», erklärt Andreas Seitz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für angewandte Softwaretechnik der TU München – auch wenn handelsübliche Router bislang noch nicht dazu in der Lage seien.
Möglich sei aber auch, dass solche Prozesse direkt auf der Hardware ablaufen, auf der die Sprachassistenten installiert sind. Eine Firma, die diesen Weg geht, ist das Start-up Snips mit Sitz in Paris und New York. Snips stellt Sprachassistenzsysteme für Geschäftskunden her, die diese in ihre Geräte einbauen können. Die Privatsphäre der Nutzer habe dabei oberste Priorität, betonen die Verantwortlichen.
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