Tests 15.05.2015, 06:11 Uhr

Test: MacBook 12 Zoll (early 2015)

Dieses lüfterlose Notebook wird zur Glaubensfrage.
Apple beweist wirklich Nerven! Ein Edel-Notebook mit Retina-Display auf den Markt zu bringen, ist eine Sache. Ihm nur einen einzigen, exotischen USB-C-Anschluss mitzugeben, eine andere. Nicht nur deshalb verlangt die Evaluation des neuen MacBooks, dass man sich gründlich mit den eigenen Bedürfnissen auseinandersetzt.
Das neue MacBook ist ein echter Hingucker
Quelle: Apple, Inc.

Die Hardware

Das neue 12-Zoll-MacBook wiegt gerade einmal 920 Gramm. Damit ist es satte 430 Gramm leichter als das MacBook Air mit 13 Zoll, was dem Gewicht einer gut gefüllten Wasserflasche entspricht. Damit würde es dem Familiennamen «MacBook Air» zur Ehre gereichen,  doch stattdessen begründet Apple mit diesem Gerät eine neue Baureihe.
Diese Flasche macht den Unterschied
Quelle: IDG
Der Arbeitsspeicher beträgt in jedem Fall 8 GB. Bei der Konfiguration im Apple Store sind keine Upgrades auf 16 GB möglich – und nach dem Kauf schon gar nicht. Hingegen unterscheiden sich die Modelle beim Prozessor und der SSD, doch darauf kommen wir später zu sprechen. Bei unserem Testgerät handelte es sich um das kleinste Gerät der Serie mit einem 1,1 GHz Dual-Core Intel Core M Prozessor (Turbo-Boost: 2,4 GHz) und einer 256 GB grossen SSD.

USB-C

Neben dem Kopfhörer-Ausgang bietet das MacBook eine einzige Buchse, die sämtliche Peripheriegeräte und sogar die Stromversorgung stemmen muss. Und gerade dieser Minimalismus sorgt dafür, dass das MacBook seit seiner Vorstellung im Mittelpunkt hitziger Diskussionen steht.
Der USB-C-Anschluss ist exklusiver, als es den meisten Käufern lieb ist
Quelle: IDG
Technisch gesehen handelt es sich um einen USB-C-Anschluss. Die neuste Generation nimmt den Stecker in beide Richtungen auf, so wie es der Lightning-Anschluss der iOS-Geräte seit Jahren vormacht. USB-C gehört unbestritten die Zukunft. Hier und heute werden Sie jedoch in der Stadt eher von einem weissen Tiger angefallen, als einem passenden Zubehörteil über den Weg zu laufen.
Wie lange wird der Lightning-Stecker (links) noch gegen USB-C bestehen können?
Quelle: IDG
Daten werden gemäss Spezifikation mit bis zu 5 Gbit/Sekunde übertragen. Die Bauform des Steckers ist jedoch nicht abwärtskompatibel, sodass für bestehende Geräte in jedem Fall ein Adapter verwendet werden muss. Apple selbst bietet ein USB-Adapterkabel für 21 Franken an:
Ohne dieses Adapterkabel wird es kompliziert
Quelle: Apple, Inc.
Für 89 Franken gibt es den USB-C-Digital-AV-Multiport-Adapter: Er bietet einen weiteren USB-C-Anschluss für Strom oder Peripherie, einen HDMI-Ausgang und einen regulären USB-3.0-Anschluss:
Der Adapter für HDMI-Stecker
Quelle: Apple, Inc.
Und zu guter Letzt bietet der USB-C-VGA-Multiport-Adapter dasselbe für VGA- statt für HDMI-Stecker:
Der Adapter für VGA-Stecker
Quelle: Apple, Inc.
So präsentiert sich die Situation hier und heute. Tatsächlich werden nur wenige Anwender ohne Adapter auskommen, denn USB-C-Geräte werden noch ein wenig auf sich warten lassen. Das könnte zu Beginn auch etwas peinlich werden – etwa dann, wenn man als Besitzer eines schicken MacBooks das Adapterkabel auspacken muss, um den USB-Stick des Kunden einzustöpseln. Immerhin hat SanDisk einen hybriden Stick auf das dritte Quartal angekündigt. Andere Hersteller sind vielleicht sogar noch schneller.

USB-C für alles

Von seiner Funktion als Datenschnittstelle abgesehen, gibt sich der USB-C-Anschluss als Hans-Dampf-in-allen-Gassen:
Strom. Das MacBook wird über diesen Port auch aufgeladen. Der beliebte MagSafe-Anschluss fehlt also bei diesem Modell. Allerdings ist dieser Verlust zu verkraften. Wir haben in unserem Test eine Laufzeit von fast neun Stunden erreicht – das ist genug, um ohne Netzteil das Haus zu verlassen und abends mit einer komfortablen Reserve heimzukommen.
Display. Über den passenden Adapter (siehe oben) lassen sich externe Displays als Zweitmonitor betreiben, wobei die Auflösung bis zu 3840x2160 Pixel reicht.
Adaptierte Adapter. Kurios wird es, wenn am USB-Adapter ein zweiter Apple-Adapter angeschlossen wird, zum Beispiel für Ethernet. Das sieht zwar seltsam aus, aber es funktioniert:
Von USB-C zu USB 3.0 zu Ethernet: Auch das ist möglich – ein fehlendes Schamgefühl vorausgesetzt
Quelle: IDG
Soviel zu den technischen Möglichkeiten des einzelkämpferischen USB-C-Anschlusses. Doch auch der Rest der Hardware zeigt sich im besten Licht.
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Feinste Hardware

Feinste Hardware

Das neue MacBook überzeugt in der Verarbeitung auf Anhieb, doch von Apple wird nichts anderes erwartet. Das Gehäuse ist neu in den Farben Silber, Spacegrau und Gold erhältlich – also passend zu den iPads und iPhones. Die Goldvariante mag ein wenig extravagant scheinen, doch die Farbe erinnert in keiner Weise an protziges Bling-Bling.
Das Apple-Logo muss ohne Hintergrundbeleuchtung auskommen, was wohl der ultrakompakten Bauweise geschuldet wird. Es ist kaum anzunehmen, dass sich Apple davon abwendet, denn unterdessen ist der Leuchtapfel nicht nur im Web, sondern auch im TV und in Filmen zu einem gewohnten Anblick geworden – besser und günstiger kann eine Marke nicht beworben werden.

Retina-Display

Das Display wirkt rasiermesserscharf – und das betrifft nicht nur die Darstellung, sondern auch die seitlichen Abmessungen. Die 2304x1440 Pixel führen zu einer Auflösung von 226 ppi. Der hervorragende Schwarzwert und die satten Kontraste sind eine Augenweide.
Scharf aus jedem Winkel
Quelle: Apple, Inc.
Die Darstellungsgrösse entspricht dabei einer Auflösung von 1152x720 Pixel. Das heisst, alle Elemente behalten ihre Grösse, sind aber viermal höher aufgelöst. Wer jedoch mit Adleraugen gesegnet ist, kann in der Systemeinstellung Monitore die Darstellung verändern, sodass zum Beispiel mehr Platz für die Fenster zur Verfügung steht:
Die Grösse der Bedienelemente ist variabel

Force Touch Trackpad

Das Force Touch Trackpad haben wir bereits im Test des neuen MacBook Pro 13 Zoll über den Klee gelobt. Jeder Klick fühlt sich genau richtig an – doch in Tat und Wahrheit gibt es gar keinen mechanischen Klick. Wenn das MacBook ausgeschaltet ist, gibt die Oberfläche des Trackpads kein bisschen nach. Stattdessen wird der vermeintliche Klick von der «Taptic Engine» mit Elektromagneten simuliert. Oder anders gesagt: Nicht Sie drücken das Trackpad, sondern das Trackpad drückt Sie.
Der schematische Aufbau des Trackpads
Quelle: Apple, Inc.
Insgesamt stehen drei Klick-Varianten zur Auswahl: das einfach Antippen ohne Klickgeräusch, den «leichten Klick» und den «kräftigen Klick». Was die Klicks im Detail auslösen, kann in den Systemeinstellungen definiert werden – genauso wie der dazu nötige Druck:
Das Force Touch Trackpad bietet unzählige Möglichkeiten zur Anpassung
Doch damit ist noch nicht Schluss, denn die Taptic Engine kann dem Anwender auch ein Feedback geben. Apple macht es vor: Die aktuelle Version von iMovie lässt den Benutzer durch ein Klopfen spüren, wenn ein Titel auf der Zeitachse einrastet oder beim Schnitt das Ende eines Clips erreicht wird. Im QuickTime Player kann während der Wiedergabe auf die Tasten für den Vor- und Rücklauf getippt werden; je stärker der Druck, desto schneller oder langsamer läuft das Video.
Und so weiter. Das Trackpad bietet also völlig neue Möglichkeiten der Interaktion, die auch stark sehbehinderte Anwender deutlich entlasten könnten. Allerdings müssen diese Möglichkeiten von den Programmierern unterstützt werden.

Die Tastatur

Die neue Tastatur ist beides: aussergewöhnlich, aber auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Zuerst fällt die extrem flache Bauform auf: Die einzelnen Tasten ragen kaum über das Gehäuse hinaus.
Flach und knackig: das neue Keyboard
Quelle: IDG
Das spezielle Tippgefühl entsteht jedoch durch die Unterlage. Statt die herkömmlichen Scherenmechanik zu verwenden, entwickelten die Ingenieure bei Apple einen «Schmetterlings-Mechanismus»: Wird eine Taste gedrückt, so kann diese nicht zur Seite kippen, sondern bewegt sich gleichmässig nach unten.
Die neue Unterlage sorgt für ein knackiges Gefühl beim Tippen
Quelle: Apple, Inc.
Das führt zu einem knackigen Tippgefühl, das sich nach kurzer Gewöhnungszeit sehr angenehm anfühlt. Beim Fläzen auf der Couch wird die neue Bauart jedoch eher hinderlich, weil die Tasten genauer getroffen werden müssen.
Die typische Liebe zum Detail zeigt sich auch in der Hintergrund-Beleuchtung: Statt einer einzelnen LED-Leiste am oberen Teil des Keyboard steckt jetzt hinter jeder Taste eine eigene LED – und jede einzelne davon wurde im Laufe des Produktionsprozesses kalibriert, um eine homogene Beleuchtung sicherzustellen.

Prozessor und Leistung

Jetzt wird es ein wenig spartanisch. Der Core-M-Prozessor unseres Testgeräts war mit 1,1 GHz getaktet. Bei anspruchsvollen Aufgaben wird er automatisch auf bis zu 2,4 GHz hochgetaktet (Turbo-Boost). Bei unseren Messungen mit Geekbench erreichte das Gerät einen Wert von 4488 Punkten:
Die Leistung des 1,1-GHz-Prozessors ist gerade noch zumutbar
Im Vergleich: Das zweijährige MacBook Air 13 Zoll (Mitte 2013) bringt es mit seinem Core-i7-Prozessor auf 6314 Punkte – und lässt damit das fabrikneue MacBook im Regen stehen. Immerhin garantiert das lüfterlose Design des MacBooks, dass es auch unter Volllast unhörbar leise bleibt.
Doch Benchmarks sind nicht alles, denn die gefühlte Leistung ist deutlich höher. Beim Surfen bewegen sich die Seiten butterweich. Full-HD-Videos werden in iMovie ohne den geringsten Ruckler geschnitten, während die Überblendungen und Titel in Echtzeit vorgeführt werden.
Sogar die Bearbeitung von Raw-Dateien in Lightroom geht problemlos vonstatten, was auch der GPU-Unterstützung von Lightroom 6 zu verdanken ist. (Den Test zu Lightroom 6 finden Sie hier.)
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Die Glaubensfrage

Die Glaubensfrage

Soweit hätten wir ein todschickes Notebook mit allerfeinster Hardware. Allerdings bringt das MacBook gerade einmal einen einzigen (!) USB-Anschluss mit. Dieser Anschluss ist zurzeit noch so exotisch, dass praktisch jedes Gerät über einen Adapter betrieben werden muss. Und zu guter Letzt hinkt der Prozessor den aktuellen Notebooks etwa zwei Jahre hinterher.

Wer will denn sowas?

Die Antwort ist einfach: Alle Anwender, die ein federleichtes Notebook suchen, das unter OS X läuft. Vielleicht liebäugeln Sie auch mit einem iPad, weil es so schön klein ist – doch die fehlende Maus und das Betriebssystem iOS sind nicht akzeptabel. In solchen Fällen wird das neue MacBook zu einem sehr gutaussehenden Favoriten.
Von oben nach unten: iPad Air 2, MacBook 12 Zoll, MacBook Air 13 Zoll
Quelle: IDG

Auf dem Selbstfindungs-Trip

Und was ist mit dem einzigen verfügbaren USB-Anschluss? Ist der nicht viel zu wenig? Erinnern Sie sich: Wie oft haben Sie in den letzten Monaten einen USB-Stick bespielt? Eine externe Festplatte angeschlossen? Fotos von einer Speicherkarte übertragen? Wenn das fast täglich geschieht, ist das neue MacBook wahrscheinlich nichts für Sie. Doch eventuell finden Sie auch heraus, dass diese Themen in Ihrem Umfeld überschätzt werden.
Keine Hilfe sind die ganz flinken Zubehör-Anbieter, die das «Manko» bei den Anschlüssen kompensieren möchten. Die Kickstarter-Kampagne Hub+ preist ein kompaktes Dock für das neue MacBook mit allen möglichen Anschlüssen:
Schön … aber leider komplett am Thema vorbei
Quelle: Nonda
Nur: Wer dieses Anhängsel kauft, hat sich für das falsche Gerät entschieden. Wenn viele Anschlüsse und höchste Leistung das Thema sind, ist das neue MacBook Pro (Test) die wesentlich bessere Wahl. Der einzelne USB-Anschluss ist keine Einschränkung; stattdessen zelebriert er die neue Einfachheit in einer vernetzten Welt. Wer das nicht berücksichtigt, wird vom neuen MacBook unweigerlich enttäuscht.
Und was ist mit dem USB-Adapter für 21 Franken? Die meisten Käufer werden nicht darauf verzichten können. Man könnte Apple deshalb Beutelschneiderei vorwerfen, doch bei genauer Betrachtung darf Apple keinen solchen Adapter gratis beilegen: Das wäre ein Kniefall vor der alten Technologie und das Eingeständnis, dass es ohne USB 3.0 (noch) nicht geht. Und bei Kniefällen war Apple noch nie sehr gut.
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Kaufberatung und Fazit

Kaufberatung und Fazit

Das neue MacBook wird in drei Farben und vier Konfigurationen angeboten, wobei sich die Modelle nur durch den Prozessor und die Grösse der SSD unterscheiden. In allen Modellen stecken 8 GB Arbeitsspeicher – nicht mehr und nicht weniger. Auch die Grafikeinheit ist bei allen Modellen dieselbe.
Die kleinere Konfiguration kommt mit dem Intel Core-M mit 1,1 GHz und der 256 GB grossen SSD. Der Preis beläuft sich auf 1399 Franken. Für 275 Franken mehr wird das Gerät mit dem schnelleren 1.3 GHz-Prozessor geliefert:
Die kleine Variante bietet nur 256 GB SSD
Die grössere Konfiguration bietet eine SSD mit 512 GB und ist mit 1,2-GHz-Variante des Core-M-Prozessors bestückt. Der Aufpreis für die schnellere 1,3-GHz-Variante kostet 165 Franken mehr.
Ein schnellerer Prozessor lohnt sich in diesem Fall
Am besten wählen Sie zuerst die passende SSD (256 GB oder 512 GB). Im nächsten Schritt sollten Sie jedoch zum schnellsten Prozessor mit 1,3 GHz greifen – Sie werden nicht nur den Leistungsschub spüren, sondern auch den Wiederverkaufswert des MacBooks erhöhen.
Fazit: Das neue MacBook ist ein fantastisches Gerät, das zeigt, wohin die Reise geht. Apple hat diese Zukunft vorweggenommen – doch das muss nicht allen gefallen. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie nicht zur Zielgruppe gehören, ist gross. Falls Sie hingegen Mobilität über Leistung stellen und mit einem iPad nichts anfangen können, liegen Sie hier genau richtig.

Testergebnis

Grösse, Gewicht, Verarbeitung, Display, Force Touch Trackpad, Software-Umfang
Leistung des 1,1-GHz-Prozessors eher knapp bemessen, Tastatur in der ersten Zeit gewöhnungsbedürftig

Details:  1,1 GHz Dual-Core Intel Core M (Turbo Boost: 2,4 GHz), 8 GB RAM, 256 GB SSD, Display mit 2304x1440 Pixel, 1xUSB-C, Audio Out, WLAN nach 802.11ac, Bluetooth 4.0

Preis:  1399 Franken

Infos: 
www.apple.com/chde

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