Test: Windows 8 auf dem Rechner
die Bedienung
Zur Bedienung
Die Bedienung der Windows-8-Oberfläche auf dem Desktop-PC verlangt Geduld und Nerven. Am neuen Kleid des Betriebssystems passt leider wirklich nichts: Die unterschiedlich langen Ärmel sind zugenäht, der Hosenschlitz ist auf der Rückseite, der Halsausschnitt viel zu eng. Anders gesagt: Verwirrung zieht sich durch unsere gesamte Testphase. Wie schliesst man eine Anwendung? Wie wechselt man zu einer anderen? Wo gehts zum Desktop? Welche Mausbewegung, welcher Tastendrücker hat jetzt plötzlich zu diesem Menübild oder jener Oberfläche geführt? Wo werden alle installierten Programme und Werkzeuge aufgelistet? Wieso gibts unter Metro keine Fenster mehr? Wie bringt man eine versehentlich auf
Metro gestartete Anwendung in ein richtiges Fenster? Die Antwort zu Letzterem: Das geht nur mit dem Internet Explorer. Logisch – nicht? Der Nutzer muss sich alleine durchwursteln und findet mit Glück das eine oder andere nur per Zufall. Ein Assistent, der einen begleitet, fehlt.
Metro gestartete Anwendung in ein richtiges Fenster? Die Antwort zu Letzterem: Das geht nur mit dem Internet Explorer. Logisch – nicht? Der Nutzer muss sich alleine durchwursteln und findet mit Glück das eine oder andere nur per Zufall. Ein Assistent, der einen begleitet, fehlt.
Der Nutzer muss zudem auf Bedienelemente zeigen, die er nicht sieht; beispielsweise die Hotspots in den Ecken. Zudem führen sie – wie auch die Kontextmenüs – oft nicht zum gewünschten Ziel. Wer Glück hat, dem fallen noch ein paar Tastenkombinationen von früher ein: Alt+F4 zum Schliessen eines Fensters oder Alt+Tab für den Wechsel zwischen Anwendungen. Die kennen zu müssen, ist aber wenig intuitiv.
Amüsierte man sich unter Windows XP noch darüber, dass sich der «Beenden»-Befehl hinter einem Knopf namens «Start» befand, darf man sich jetzt erneut wundern: Der Befehl fürs Herunterfahren steckt hinter dem Einstellungen-Charm. In diese Charms hätte Microsoft etwas mehr Sinn einbauen dürfen. Das Teilen-Charm hat auf der Desktop-Ansicht keine Funktion; gehört also nicht dorthin. Das einzige halbwegs selbsterklärende Icon ist Start: Man landet damit auf dem Startbildschirm. Ferner gibts da noch das Charm Geräte, hinter dem man so etwas wie einen Geräte-Manager erwarten würde. Falsch! «Vom Desktop können keine Inhalte gesendet werden». Auch gut, aber in diesem Fall sollte auch das Geräte-Charm dort weg.
Microsoft zeigt sich beim Bedienkonzept ausserdem nicht besonders konsequent. Zum Beispiel im Mailprogramm: Mal gibt es erkennbare Eingabefelder (Screen unter Punkt A), mal gibt es keine, etwa für Betreff und Mailtext (Screen unter Punkt B).
Auch die Bedienung des Mailprogramms von Windows 8 lässt zu wünschen übrig
Hinzu kommt: Für die zunehmend grösser werdenden Monitore ist der Metro-Look unhandlich. Grosse Displays wären prädestiniert für das Anordnen mehrerer Fenster. Metro ermöglicht das aber nicht. Ein riesiges Vollbild ist nur für das Betrachten von Filmen sinnvoll. Wer nun meint, er könne in Windows 8 problemlos DVDs gucken, der irrt. Die Codecs zum Abspielen von DVDs und Blu-ray-Disks sind in Windows 8 nicht mehr enthalten. Der vielversprechende Befehl Automatische Wiedergabe öffnen spielt den Film nicht ab. Sie brauchen also entweder eine kostenpflichtige Zusatz-Software oder machen sich auf die Suche nach einem geeigneten Gratisprogramm, zum Beispiel den VLC Media Player.
Erklärung Codecs: Um Video- oder Musikmaterial optimal mit wenig Platzbedarf auf der Festplatte zu speichern, muss es zuerst komprimiert und beim Abspielen wieder entpackt werden. Diese Aufgabe übernehmen sogenannte Codecs.
Es gibt übrigens trotz Metro eine Notlösung, zwei Anwendungen nebeneinander darzustellen: Sofern die Bildschirmauflösung mehr als 1280 Pixel breit ist, bringt man eine Anwendung in eine 320 Pixel breite Spalte am linken oder rechten Rand unter. An den drei Punkten auf dem Begrenzungsstreifen kann man die andere Anwendung auf «Gross» ziehen oder sie wieder zum Verschwinden bringen. Die Spaltenbreite lässt sich jedoch nicht ändern. Man kann auch keine zweite Spalte andocken.
Wenn der Start-Knopf zum Anzeigen aller installierten Programme fehlt, hofft man wenigstens auf eine gute Suchfunktion. Was würde jemand eintippen, der die Windows-Bildbearbeitung Paint sucht? Mit dem nicht sehr abwegigen Begriff Bild ist Paint unauffindbar. Wer nicht weiss, welche Suchbegriffe zum gewünschten Resultat führen, kommt bei diesem Bedienkonzept nicht weit. Der Text-Editor (Notepad) erscheint bei Eingabe des Suchworts Text übrigens genauso wenig. Man muss den Programmnamen kennen.
Für den Anwender ist es ausserdem undurchsichtig, warum sich manche Anwendungskacheln auf dem normalen Desktop öffnen und manche in der Metro-Ansicht. Der Schock wird gross sein, wenn beispielsweise der Lieblingsbrowser erst brav zur Desktop-Ansicht führt und nach einem Update plötzlich Metro-kompatibel wird. Dann öffnet er sich auf einmal nur noch im Vollbild.
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