Klarmachen zum Entern – Sea of Thieves im Test
Ein Hingucker und das Fazit
Ein Hingucker – in jeder Hinsicht
Technisch betrachtet stemmt «Sea of Thieves» dank Unreal Engine 4 teils beeindruckende Bilder. Wer sich ausreichend Zeit nimmt, kann unter anderem sehr genau beobachten, wie die Sonne in den Abendstunden am Horizont untergeht und den Ozean in schillerndes Orange taucht. Zeigt sich dann wenig später der Mond am Firmament, reflektiert natürlich auch dessen Glanz in den ständig tänzelnden Fluten.
Apropos Fluten: Die Wellensimulation von «Sea of Thieves» toppt alles, was die Branche bisher hervorgebracht hat und sorgt auch spielerisch für zahlreiche Aha-Momente. Etwa, wenn die eigene Schaluppe mal wieder unsanft gegen einen schroffen Felsen schmettert, weil man sich mitten im einem drei Meter tiefen Wellental befindet und Hindernisse völlig aus den Augen verloren hat. Wirklich grossartig! Und definitiv die neue Messlatte, was Wasserdarstellung in Spielen angeht! Lob gibts darüber hinaus für den charmanten Comic-Look. Piraten, Tiere, Boote – alles wirkt aus einem Guss und wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Akustisch zeichnet sich ein weniger harmonisches Bild. Zugegeben, wenn Holzplanken knarzen, Pulverfässer explodieren, Giftschlangen fauchen, Blitze den Nachthimmel durchzucken und Kanonenkugeln mit voller Wucht Schiffwände zerschlagen, dann hört sich das verdammt gut an. Dass der Entwickler Rare jedoch – obwohl es sich hierbei um ein prominentes Microsoft-Exklusiv-Spiel handelt – nur ganz wenige Dialoge vertonte und dann auch noch auf eine deutsche Synchro verzichtete, ist ehrlich gesagt ein ziemliches Armutszeugnis. Und die Musik? Schwankt zwischen dramatischen, einfach perfekt auf die Situation abgestimmten Klängen bis hin zu nettem, aber immer gleichem Akkordeongedudel.
Fazit
«Sea of Thieves» zeigt beeindruckendes Potenzial, kann dieses unterm Strich aber (bisher) nur teilweise in Langzeitspielspass ummünzen. Denn so motivierend das gemeinsame Schätzesuchen, Tierefangen, Skeletteumnieten und Schiffeversenken anfangs auch sein mag und so schick Grafik und Spielwelt auch aussehen mögen – spätestens nach 15 Spielstunden stellen sich erste Abnutzungserscheinungen ein und man wünscht sich nichts sehnlicher als mehr von allem. Mehr unterschiedliche Schiffs- und Gegnertypen, mehr Aufgabenarten und natürlich mehr Möglichkeiten, mit der Welt zu interagieren. Nicht zu vergessen ein Fortschritts- und Belohnungssystem, das spürbar über schicke Kosmetik-Extras hinausgeht.
Die gute Nachricht: Zukünftige Gameplay-Updates werden aller Voraussicht nach stets kostenlos angeboten. Ausserdem arbeiten die Briten bereits jetzt mit Hochdruck daran, Wünsche der Community umzusetzen (Angeln steht ganz oben auf der Liste). Die Chancen stehen also in der Tat nicht schlecht, dass die Entwickler bis Ende des Jahres ein noch runderes Produkt anbieten können und viele Kritikpunkte der Vergangenheit angehören.
Fürs Erste kann Rare dennoch stolz sein, denn so charmant fühlte sich das virtuelle Piratenleben noch in keinem Videospiel an. Kleiner Tipp für Interessierte: Holen Sie sich für 9 Franken den Xbox Game Pass. Dort nämlich ist die Vollversion des Spiels für einen Monat integriert.
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