Klarmachen zum Entern – Sea of Thieves im Test
Die Warenkuriere der Karibik und gemeinsam ...
Die Warenkuriere der Karibik
Aber zurück zu den Fraktionen. Numero zwei hört auf den Namen Handelsbund und interessiert sich vor allem für den Transport von Gütern. Nimmt man von diesen geschäftstüchtigen Händlern Aufträge entgegen, gehts in erster Linie darum, Schweine, Hühner oder Schlangen zu finden, diese mithilfe von Käfigen einzufangen und dann unversehrt bei einem vorgegebenen Handelsposten abzuliefern. Klingt simpel, artet aber nicht zuletzt aufgrund einiger wieselflinker Borstentiere in urkomische Einfangsequenzen aus.
Bliebe noch der Seelenorden. Dieser mysteriöse Verbund aus Quacksalbern hat sich ganz dem Studium seltener Skelettfragmente verschrieben und braucht zu diesem Zweck vor allem eines: Grün leuchtende Schädel untoter Seeleute, die man meist in modrigen, gut bewachten Grabstätten findet. Für Action-Fans also genau das Richtige!
Doch egal, für welche Brötchengeber Sie nun Aufträge absolvieren, spannende Drumherum-Geschichten mit lustigen NPCs (non-player characters, also Figuren, die vom PC gesteuert werden), witzigen Zwischensequenzen und dergleichen erzählt «Sea of Thieves» leider nicht. Schade, denn so wirken viele Aufträge trotz wechselnder Örtlichkeiten und steigender Herausforderung nach einer gewissen Zeit ziemlich austauschbar und repetitiv.
Weitere Problematik: Sei es nun Kompass, Säbel oder Holzbein – praktisch alles, was man sich in «Sea of Thieves» bei den örtlichen Händlern kauft, ist kosmetischer Natur und hat keinen spielerischen Nutzen. MMO-typische Talent- und Fähigkeitenbäume sucht man hier daher ebenso vergebens wie neue Waffen-, Werkzeug- oder Schiffs-Upgrades.
Gemeinsam die Weltmeere erobern
Und trotzdem: Speziell in den ersten acht bis zehn Spielstunden macht «Sea of Thieves» unglaublich viel Laune. Ausschlaggebend hierfür ist zum einen der allgegenwärtige Koop-Aspekt und die Eleganz, mit der dieser in den Spielablauf integriert wurde. Seeschlachten zum Beispiel entfalten ihre ganz eigene Faszination, wenn alle an einem Strang ziehen: Spieler A klemmt sich hinters Steuerrad, Spieler B feuert die Kanonen, Spieler C repariert die Löcher im Bug, damit kein Wasser ins Schiff eindringt und Spieler D kraxelt auf den Ausguck, um mit dem Scharfschützengewehr zuzuschlagen. Mit anderen Worten: Teamwork ist bei «Sea of Thieves» Trumpf und sorgt in einer aktiv kommunizierenden Gruppe binnen kurzer Zeit für ein begeisterndes Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Zweiter entscheidender Spass-Faktor: Die Welt ist – mal abseits der eigenen Crew – stets von anderen realen Spielern bevölkert, die jeweils ganz eigene Ziele verfolgen. Typische Situation: Sie gehen mit Ihrer Mannschaft vor einer weitläufigen Insel vor Anker, suchen emsig nach Schätzen und stellen dann bei Ihrer Rückkehr zum Schiff entsetzt fest, dass dieses komplett ausgeplündert wurde. Oder schlimmer noch: In Richtung Meeresboden blubbert, weil es eine volle Breitseite Kanonenkugeln abbekommen hat und niemand zur Stelle war, um rechtzeitig die Alarmglocken zu läuten.
Aber auch Seeschlachten erhalten aufgrund der von menschlichen Gegnern bevölkerten Spielwelt eine ganz eigene Dynamik. Während unseres Tests kam es beispielsweise mehrfach vor, dass sich zwei Schiffe auf offener See duellierten, nur um dann von einem dritten Schiff überrascht zu werden, das mit vollen Munitionsvorräten auftrumpfte. Wichtig: Stirbt man bei Schlachten, muss man nur einige Sekunden in der Totenwelt ausharren, bis man wieder mitmischen darf. Die Einsteigerfreundlichkeit ist also auch diesbezüglich gegeben.
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