Test: iMac 5K mit Retina-Display
Die Profiteure
Wer profitiert am meisten?
Fast jedes Mal, wenn ich von den Qualitäten des 5K-Displays schwärme, folgt die Standard-Antwort wie eingeübt: «Ach weisst du, mit meinen Augen sehe ich sowieso keinen Unterschied.» Diesen Satz habe ich allerdings von niemandem gehört, der das Display in natura gesehen hat.
Und dem Rest sei gesagt: Es macht sehr wohl einen Unterschied! Eine nachlassende Sehschärfe und ein niedrig aufgelöstes Display kumulieren ihre schlechten Eigenschaften – doch der iMac 5K verpasst den alten Glubschern ein willkommenes Upgrade.
Aber eigentlich wollten wir über die grössten Profiteure sprechen:
Layouter und Grafiker. Sie stehen natürlich auf der Sonnenseite. InDesign-Dokumente sehen nicht «wie gedruckt» aus, sondern unglaublich viel besser. Schriften mit Serifen wirken bei kleinen Schriftgraden hauchzart, bleiben aber einwandfrei lesbar. Wenn eine Seite in das Fenster eingepasst wird, bleiben winzige Texte in Logos oder Tabellen immer noch lesbar. Und in der 100%-Ansicht lässt sich eine Haarlinie mit 0.25 Punkt einwandfrei von einer Linie mit 0.4 Punkt unterscheiden!
Hier ein Vergleich in der 100%-Darstellung. Allerdings kann der Unterschied auf einem herkömmlichen Display nicht repräsentativ gezeigt werden. Stellen Sie sich das Ganze einfach doppelt so scharf vor, dann passt es ungefähr:
Bildverarbeiter. Pure Ironie: Ausgerechnet hier kann die Auflösung ein wenig irritieren, wenn zwingend in der 100%-Ansicht gearbeitet werden muss (lies: 1 Bildschirmpixel = 1 Fotopixel). Diese Darstellung ist zum Beispiel beim Schärfen oder bei der Rauschreduktion Pflicht. Da die einzelnen Pixel in dieser Ansicht jedoch nicht mehr auszumachen sind, muss die Beurteilung neu geübt werden.
Dafür sehen Miniatur-Abbildungen auf dem 5K-Display deutlich besser aus. Sie lassen eine bessere Beurteilung zu, ohne dass das Foto in der Vollansicht geöffnet werden muss. Hier ein Thumbnail aus Apples Software iPhoto:
Ein Foto-Thumbnail auf einem regulären Display und am iMac 5K
Quelle: IDG
Schreiberlinge. Absolut! Texte sahen nie besser, schärfer und klarer aus. Die Lesbarkeit steigt sprunghaft an. Auch wenn es wie Ironie klingt: Die Schreiberlinge gehören zu jenen Zielgruppen, die am meisten von der enormen Auflösung profitieren. Ein Tipp aus dem Nähkästchen: Verwenden Sie für die Rohtexte das minimalistische Byword, laden Sie sich bei Google Fonts die kostenlose Schrift Asap herunter und verwenden Sie diese in der Grösse 24 Punkt. Sie werden nie wieder etwas anderes wollen.
Videoverarbeitung. In der Videoverarbeitung wirkt die hohe Auflösung dem chronischen Platzmangel entgegen. Auch wenn der Film in der Original-Auflösung dargestellt wird, bleibt gleichzeitig jede Menge Freiraum für das Rohmaterial, die Timeline und die Bedienelemente. Profis werden zwar sowieso mit zwei Monitoren arbeiten. Im privaten Einsatz fühlt sich der Umstieg auf den iMac 5K jedoch an, als wäre man gerade viel zu engen Schuhen entstiegen. Der rote Rahmen im folgenden Screenshot zeigt das 1080p-Filmmaterial in der 1:1-Darstellung. Bei der Software handelt es sich um Final Cut Pro von Apple, aber die Vorzüge gelten für das mitgelieferte iMovie genauso:
Büro. Natürlich profitieren auch Office-Anwender, besonders bei komplexen Dokumenten oder Excel-Tabellen. Hier setzt nur die Schriftgrösse die Grenze, die man auf Armlänge noch lesen kann. Ansonsten gelten dieselben Vorzüge wie für die Schreiberlinge.
Gamer. Als Konsolen-Anhänger erlaube ich mir hier kein Urteil. Ausserdem fehlen die geeigneten Messmethoden, um den Leistungsunterschied zwischen den beiden Grafikkarten zu quantifizieren. Zur Auswahl stehen die AMD Radeon R9 M290X mit 2 GB oder die AMD Radeon R9 M295X mit 4 GB. Allerdings ist es wohl nicht sehr wahrscheinlich, dass ein solcher Rechner für Spiele angeschafft wird; diese Zielgruppe wird sich stattdessen für ähnliches Geld einen reinrassigen Gamer-PC zusammenschrauben.
Vielsurfer. Schriften werden im Browser genauso scharf dargestellt, wie in jedem anderen Programm. Die Qualität der Bilder steht und fällt jedoch damit, wie viel Mühe sich der Webdesigner gegeben hat. In den meisten Fällen bleibt alles beim Alten. Einige Seiten, zu der auch jene von Apple gehört, erkennen hingegen ein Hi-DPI-Display und liefern automatisch hochauflösende Bilder.
Eine Sache der Einstellung
Wie bereits erwähnt, ist die Auflösung des iMac 5K auf den Pixel genau viermal so hoch, wie beim regulären iMac. Ab Werk ist das Gerät so eingestellt, dass die Menüs, Fenster, Texte usw. gleich gross dargestellt werden, einfach nur viel schärfer. Das sieht in der Systemeinstellung Monitore so aus:
Mit einem Klick auf die Einstellung Skaliert wird die Darstellung verändert. So werden zum Beispiel die Bedienelemente verkleinert, um mehr Platz für Inhalte zu schaffen. Oder sie werden vergrössert, damit die Anzeige noch einfacher abzulesen ist. In allen Einstellungen bleibt das Bild gestochen scharf:
Wird mit gedrückter Alt-Taste auf die Option Skaliert geklickt, lassen sich zahlreiche vordefinierte Auflösungen anwählen, wobei die Darstellungsqualität nur minimal nachlässt:
Es herrschen also Friede, Freude, Eierkuchen. Doch schliesslich kaufen Sie hier kein Display, sondern einen Rechner. Und der ist nicht weniger beeindruckend.
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