Testcenter
22.03.2021, 10:46 Uhr
LG UltraFine 32UN880-B
Grosses Display mit kleinen Problemen
Bei LG wird offensichtlich gerne ausprobiert. Wer in den vergangenen zehn Jahren ein LG-Smartphone in den Händen hatte, weiss das bestens. Auch bei den Monitoren ist noch Platz für Innovation da. Im Falle des UltraFine 32UN880-B betrifft das vor allem die Standvorrichtung. Leider nicht die Namensgebung. Diese ist so kompliziert wie bei allen Bildschirmen auf dem Markt und Online längst zu einem markenübergreifenden Meme geworden.
Das Hauptaugenmerk liegt beim 32UN880 auf seiner Halterung. Statt einem herkömmlichen Standfuss wird der Bildschirm mit einer Tischklemme ausgeliefert. Von dort geht eine Metallsäule senkrecht nach oben. Daran befestigt ist ein zweiteiliger Scharnier-Arm, an dessen Ende eine Vesa-Halterung an einem Kugelgelenk angemacht ist. Somit lässt sich der Bildschirm in ziemlich alle gewünschten Richtungen bewegen. Höhenverstellbar ist der Monitor am Ständer. Der Scharnier-Arm regelt die Distanz zum Benutzer, sowie die relative Position zum Standfuss. Und mit dem Kugelgelenk kann der Bildschirm gekippt und ins Hochformat gedreht werden. Der Ständer ist zudem ebenfalls drehbar, falls Sie den Bildschirm auch einmal von der anderen Tischseite her brauchen. Für den durchschnittlichen Büronutzer ist das wahrscheinlich weniger nötig. Für spezifische Anwendungen kann diese Flexibilität aber ein wahrer Lebensretter sein. Beispielsweise in Ateliers, in denen der Bildschirm aus verschiedenen Blickwinkeln sichtbar sein sollte. Oder im direkten Kundenkontakt. Ein weiterer Vorteil der Tischklemme: Sie spart Platz auf der Tischfläche. Es geht aber auch ein Element der Flexibilität verloren. Für den 32UN880 brauchen Sie zwingend einen Tisch, an dem die Klemme befestigt werden kann. Die Klemme selbst ist einstellbar und sollte an praktisch jeden Tisch passen. Den Monitor auf eine Kommode oder eine ähnliche Fläche stellen ist aber keine Option.
Was die Stabilität angeht, macht der 32UN880 einen guten Job. Standfuss und Halterung machen einen soliden Eindruck und sind gut verarbeitet. Bei ganz extremen Positionen braucht es aber ein wenig Vertrauen. Platziert man den Standfuss beispielsweise rechts aussen und zieht den Bildschirm weit nach links, entsteht ein ordentlicher Druck auf der Armhalterung. Ob dieser auch Monate in dieser Position durchhält, ist fraglich.
Merkwürdig ist hingegen die Kabelführung durch den Ständer. In der runden Stahlröhre ist ein Kabelschacht für Videokabel eingebaut. Um die Kabel durchzuziehen nimmt man oben die Kunststoffkappe ab, und zieht die Seitenabdeckung heraus. Danach lassen sich etwa zwei Videokabel durch den Ständer ziehen. Aber: Die Kabel lassen sich in den meisten Bildschirmpositionen nicht wirklich problemlos einfädeln. Klappt man den Haltearm nach rechts zusammen, befindet sich der Kabel-Eingang auf der falschen Seite. Wird der Haltearm nach links geklappt ist er den Kabeln im Weg. Dreht man den Bildschirm ins Hochformat, drehen die Kabelsteckplätze nach unten weg, die Kabelführung ist aber starr oben angebracht und zu eng, um die Kabel einfach flüssig durchziehen zu können. Am Ende ist es am angenehmsten, die Kabelführung einfach zu ignorieren. Dazu sei noch gesagt, dass der 32UN880-B über eine ordentlich grosse, externe Stromversorgung verfügt, welche auch irgendwo untergebracht werden will.
Wenns funktioniert, dann top
Viel besser sind dafür die Anschlüsse. Die Zeiten der unten angebrachten, kaum erreichbaren Steckplätze neigen sich immer mehr dem Ende zu. LG platziert seine Steckplätze einfach auf dem Rücken. So stehen zwar die Kabel etwas unschön ab, sind dafür aber viel einfacher anzuschliessen. Der Bildschirm bietet zweimal HDMI, einmal DisplayPort und einmal USB-C. Dazu kommen ein Kopfhörer-Anschluss und zwei USB-A-Steckplätze.
Bevor Sie jetzt aber schon Ihre genaue Anschlussverteilung planen: Der USB-C-Support des 32UN880 ist leider eher spärlich. Wir haben den Monitor mit einem Windows-PC (RTX2080, aktuelle Treiber) und einem Mac Mini (2018) getestet. In beiden Fällen funktionierten DisplayPort und HDMI problemlos bei voller Auflösung mit 60 Hz. Der USB-C-Anschluss machte jedoch beide Male Mühe. Am Windows-PC tauchten regelmässig Pixelfehler auf und der Monitor verlor zweimal komplett die Verbindung für einige Sekunden. Der Mac Mini kommt mit USB-C am 32UN880 gar nicht klar. Er liefert lediglich FullHD, obwohl sowohl der Mac als auch der Bildschirm UHD unterstützen. Diese Erfahrung deckt sich auch mit diversen Nutzerberichten online. Wahrscheinlich kann das Problem von Seiten von LG mit einem Firmware-Update korrigiert werden. Darauf verlassen sollte man sich aber nicht.
Funktioniert der Monitor am gewünschten Anschluss, gibt es nur Gutes zu berichten. Die Bildqualität des 32UN880 ist ausgezeichnet. Farblich macht das IPS-Panel die meisten Arbeiten mit. 95 Prozent DCI-P3- und 100 Prozent sRGB-Abdeckung sind für alle ausser den anspruchsvollsten Profis genug. Dabei ist das Display auch für Games noch reaktionsschnell genug. Kompetitive Gamer werden mit der 60-Hz-Bildwiederholrate wohl nicht glücklich, Erlebnisspieler bekommen aber alles, was sie brauchen. Oder schafft Ihr PC konstant deutlich mehr als 60 FPS bei den neusten Games in UHD? So oder so ist AMD FreeSync unterstützt.
Die HDR-Bezeichnung des 32UN880 ist dagegen hauptsächlich fürs Datenblatt. Der Bildschirm unterstützt lediglich HDR10 und ist mit 350 nits deutlich zu wenig hell für die meisten relevanten HDR-Zertifikationen. Diese beginnen typischerweise bei etwa 1000 nits. Ebenfalls spannend ist, was LG unter «Picture in Picture» versteht. Üblicherweise versteht man darunter die Option, mehrere Inhalte übereinander darzustellen. Bei Bildschirmen ist das meistens: Eine Quelle im Vollbild, eine andere als kleines Bild darübergelegt. Beispielsweise, um ein Fussballspiel im Auge zu behalten oder Notizen von einem zweiten PC einzublenden. Bei LG funktioniert das anders: Die Software OnScreen Control unterteilt den Bildschirm in verschieden grosse Rechtecke. Jedes dieser Rechtecke wird quasi als einzelner Vollbild-Screen behandelt, obwohl die Arbeitsumgebung sonst aussieht wie immer. Öffnet man eine App in einem der Rechtecke, wird sie dort stets im Vollbild angezeigt. Bewegt man die App in ein anderes Rechteck, wird sie dort im Vollbild eingefügt. Im Prinzip ein ähnliches System wie die Snap-Funktion von Windows 10, oder die Magnet-App unter macOS, einfach flexibler in der Einteilung, dafür weniger flexibel mit alternativen Fenstergrössen.
Ein letztes Stück anders bietet LG dann noch beim OSD. Dieses wird mit einem Joystick am unteren Rand des Displays gesteuert. Das funktioniert nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr gut. Das Menü selbst ist auch übersichtlich und gut verständlich angeordnet. Neben dem Hauptmenü bietet das OSD auch einige Schnellzugriffs-Funktionen für die Lautstärke, den Bildstil und den Quelleingang. Letzterer ist auch dringend nötig, da der 32UN880 leider nicht automatisch auf eine aktive Quelle wechseln kann. Mit dem Schnellzugriff geht das trotzdem mehr oder weniger angenehm von der Hand. Die Lautstärke-Funktion werden sich auch die meisten Nutzer sparen können. Wie bei praktisch allen PC-Bildschirmen ist auch beim 32UN880 die Tonqualität schwach und sollte durch eine externe Soundanlage ersetzt werden.
Fazit und Bewertung
Der LG UltraFine 32UN880-B ist ein wahrlich ultrafeines Display, montiert auf einem hochwertigen Ständer mit Tischklemme und maximaler Flexibilität. Ergonomisch gesehen ein Traum. Bei den Details hapert es hingegen. USB-C wird nur spärlich unterstützt und kann von Fall zu Fall funktionieren oder halt nicht. Einen automatischen Quellenwechsel gibt es genauso wenig wie eine PIP-Funktion im eigentlichen Sinn. Dafür LGs eigene Interpretation von Fenster-Snapping als optionale App. Wer sich von den Kleinigkeiten nicht beirren lässt, wird jedoch Freude am 32UN880 haben.
Testergebnis
Bildqualität, Ergonomie, Verarbeitung
Schlechter USB-C-Support. Kein automatischer Quellenwechsel, nutzloser Kabelschacht
Details: 31,5 Zoll, IPS, 3840 × 2160, 60 Hz, 5 ms GTG, 2 × HDMI, 1 × DP, 1 × USB-C, 2 × USB-A, 3,5 mm Audio, externes Netzteil
Preis: Fr. 736.-
Infos:lg.com
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