Zahmes Update
23.12.2020, 10:00 Uhr
Test: Capture One Pro 21
Ziemlich genau ein Jahr nach Version 20 veröffentlicht Capture One den Nachfolger des erfolgreichen RAW-Converters. Die Neuerungen sind überschaubar, aber gelungen.
Capture One ist der (ge-)wichtigste Kontrahent zu Adobe Lightroom, wenn es um die Entwicklung von RAW-Dateien geht. Nur ein Jahr nach Version 20 springt der Zähler auf 21, aber da sich die Software seit Version 20 an der Jahreszahl orientiert, war das nicht anders zu erwarten. Das Jahr verging wie im Flug und deshalb verwundert es nicht, dass sich die Neuerungen in Grenzen halten. Vielleicht finden Sie trotzdem die Funktion, die ein Upgrade rechtfertigt.
Speed Edit
Zu den wichtigsten Neuerungen gehört die Funktion «Speed Edit», die eigentlich gar keine ist. Es handelt sich dabei eher um eine alternative Form der Bedienung, um die häufigsten Handgriffe deutlich zu vereinfachen. Statt zum Beispiel die Schatten via HDR-Panel anzuheben, halten Sie einfach die Taste «S» gedrückt und bewegen die Maus in die gewünschte Richtung. Die Werte werden am unteren Rand des Fensters angezeigt.
Mit diesem kleinen Kniff wird die Bearbeitung tatsächlich massiv beschleunigt. Nicht, dass der Griff zum Regler viel Zeit gekostet hätte – aber die Suche nach ihm ist in der Fülle der Paletten stets eine Herausforderung. Dank Speed Edit können Sie jetzt die eine oder andere Palette verschwinden lassen, was der Oberfläche deutlich zum Vorteil gereicht. Welche Tasten diese oder jene Funktion erfüllen, lässt sich in den Einstellungen festlegen:
Hilfe!
Mit den neuen Tool-Tipps wandelt Capture One 21 auf Adobes Pfaden. Verharrt der Mauszeiger über einem Werkzeug, wird eine kurze Beschreibung und ein Link zu umfassenden Informationen geliefert:
Diese Funktion kommt tatsächlich wie gerufen. Neben der Vollversion bietet der Hersteller mit «Capture One Express» eine abgespeckte Version, die für Sony- und Fujifilm-Kameras angeboten wird. Jede dieser Ausgaben kann nur RAW-Dateien des jeweiligen Herstellers entwickeln. Doch die Express-Version ist nach einer kostenlosen Registrierung genauso kostenlos nutzbar, was sie besonders für Einsteiger in die RAW-Fotografie zu einem idealen Schulpferd macht. Und obwohl ich die Oberfläche von Capture One 21 eigentlich sehr zugänglich finde, kann diese neue Hilfe dazu beitragen, Berührungsängste abzubauen.
Einen Haken hat die Sache dennoch: Die plakativen Tool-Tipps sind alle in Deutsch lokalisiert, die weiterführende Hilfe ist es nicht. Um sie vollständig auszuschöpfen, sind Englischkenntnisse unverzichtbar – zumindest nach dem aktuellen Stand der Dinge.
Dehaze
Diese digitale Dunstabzugshaube ist nun auch in Capture One präsent. Der Regler entfernt durch das Anheben der lokalen Kontraste den Dunst in der Landschaft und mildert atmosphärische Störungen. Er kann aber auch verwendet werden, um jede Art von Bildern knackiger zu machen und ihnen mehr Tiefe zu verleihen.
Die Resultate sind sehr ansprechend und kommen mit minimalem Aufwand zustande. Hier ein leicht überspitztes Vorher-Nachher-Bild, das sich lediglich durch die Anwendung der Dehaze-Funktion unterscheidet:
Normalerweise bestimmt Capture One die Tiefen automatisch. Doch wenn das Resultat nicht wunschgemäss ausfällt, kann eine Schattenpartie auch manuell mit der Pipette ausgewählt werden.
HEIF-Unterstützung
HEIF wird schon seit einigen Jahren als Wachablösung für das JPEG-Format gehandelt und kommt vor allem in den iPhones zum Einsatz. Das Kürzel steht für «High Efficiency Image File». Bei HEIF handelt es sich nicht einfach nur um ein neues Grafikformat, sondern um einen Container, der weit mehr Daten als nur ein Bild speichern kann. Dazu gehören neben Einzelbildern ganze Bildserien mit Metadaten, unterschiedliche Kompressionswerte, Animationen und mehr. Bearbeitungsschritte lassen sich zurücknehmen oder Teilbereiche anders komprimieren, ohne dass die ursprünglichen Bildinformationen verlorengehen.
Mit Version 21 kann endlich auch Capture One mit diesem Format direkt umgehen, sodass die Fotos aus dem iPhone eine würdige Überarbeitung erfahren.
Nebenbei: HEIF hat nichts mit Apples neuem ProRAW-Format zu tun, das mit dem iPhone 12 Pro zum Einsatz kommt. Bei ProRAW handelt es sich mehr oder weniger um eine TIF-Datei mit 12 Bit Farbtiefe, die in einem DNG-Container steckt. Und eben weil es sich um ein TIF handelt, kann Capture One vom Fleck weg damit umgehen, so wie jede andere halbwegs fähige Bildverarbeitung auch. DNG ist universell.
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