Computer kunterbunt 27.11.2023, 11:11 Uhr

Test: Apple iMac M3

Mit seinem 24-Zoll-Display ist er für viele bereits aus dem Rennen. Doch der neue iMac hat enormes Potenzial – und ist oft sogar die beste Wahl.
(Quelle: Apple Inc.)
An alle, die sehnlichst darauf gewartet haben: Es wird in den nächsten Jahren keinen iMac mit 27 Zoll mehr geben. Das bestätigte Apple-Sprecherin Starlayne Meza gegenüber dem US-Medium The Verge. Stattdessen sollte diese Zielgruppe zu einem Studio Display (Test) und einem externen Rechner greifen. Und irgendwie hat sie auch Recht: Meine eigene Kombo aus MacBook Air M2 (Test) und Studio Display vereint sich zum besten Mac, den ich je hatte.
Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Einheit wie der iMac keine Daseinsberechtigung mehr hätte, im Gegenteil: Hinter dem knuffigen Äusseren verbergen sich spannende Details, die ihn für ganz bestimmte Einsatzzwecke prädestinieren.

Das charmante Äussere

Der iMac M3 ist wohl der schönste, eleganteste und sympathischste All-in-One-Computer, den es zu kaufen gibt. Er versprüht fast schon eine naive Anmutung und wer gegenüber diesem Gerät Berührungsängste entwickelt, fürchtet sich wohl auch vor Schmetterlingen.
Ein iMac, der in der Küche während des Kochens benutzt wird
Es ist schwer vorstellbar, dass es eine Umgebung gibt, die mit dem iMac nicht harmoniert
Quelle: Apple Inc.
Farben. Am Empfang, in der Praxis, im Kinderzimmer und bei vielen anderen Gelegenheiten hat ein Rechner nicht nur potent, sondern auch hübsch zu sein. Und um die Erscheinung noch weiter aufzuwerten, ist der iMac in sieben Farben zu haben – mit Ausnahme des kleinsten Modells, das es nur in vier Farben gibt. In jedem Fall gilt: hinten knallig, vorn gepudert.
Netzteil und Ethernet. Die schlechte Nachricht: Das Netzteil ist nicht im Rechner verbaut, wie bei allen anderen Desktop-Rechnern von Apple. Die gute Nachricht: Auch der Ethernet-Port steckt im Netzteil. So führt auch weiterhin nur ein einziges Kabel zum iMac, falls eine Wi-Fi-Verbindung nicht ausreicht.
Das Netzteil des iMac
Im Netzteil steckt auf der Ethernet-Port
Quelle: PCtipp
Das kombinierte Netz- und Datenkabel endet mit einem proprietären Stecker, der fast von allein die korrekte Ausrichtung findet. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Apples MagSafe-Technik, im Gegenteil: Der Stecker hält so fest, dass der iMac zuverlässig in die Tiefe gerissen wird, wenn jemand über das Kabel stolpert.
Der Anschluss an den Rechner
Der Stecker überträgt Strom und Netzwerk-Daten gleichermassen
Quelle: PCtipp
Anschlüsse. Die sind nur vom Feinsten. Das kleinste Modell kommt mit zwei Thunderbolt-4-Ports, die mit USB-C 4 kompatibel sind. Darüber lassen sich bis zu 5 GB pro Sekunde übertragen, jedes erdenkliche Zubehör adaptieren und ein externes Display mit 6K-Auflösung bei 60 Hz betreiben. Die grösseren Modelle bieten zwei zusätzliche USB-C-Anschlüsse.
Ergonomie. Die Ergonomie ist allerdings nicht über jeden Zweifel erhaben. Davon zeugt zum einen die grässliche Maus. Apple hat es bis heute nicht geschafft, diese Qualzüchtung des ehemaligen Chef-Designers Jony Ive durch etwas zu ersetzen, das man gerne in die Hand nimmt. Nur die kreisrunde «Puck-Maus» des Ur-iMacs war noch schlimmer. Apple und Mäuse: diese Themen passen einfach nicht zusammen – und das ist an Ironie kaum zu überbieten.
Die Magic Mouse gehört zum Lieferumfang
Die vermutlich schlimmste Computer-Maus der Welt; aber Apple will nicht von ihr ablassen
Quelle: PCtipp
Tipp: Auch wenn Sie normalerweise mit einer Maus arbeiten, sollten Sie diese bei der Bestellung gegen das wirklich geniale «Magic Trackpad» für einen Aufpreis von 50 Franken austauschen. Wenn Sie damit nicht warm werden, können Sie sich immer noch etwas Richtiges kaufen, etwa eine Logitech MX Master 3.
Halterung. Die zweite Schwäche ist die Halterung, mit der sich das Display zwar neigen, aber in der Höhe nicht verstellen lässt. Das verwundert jedoch nicht, denn für das flexiblere Gelenk nimmt Apple sogar beim Studio Display einen Aufpreis von 400 Franken.
VESA. Wichtig fürs Büro oder wenn der Rechner schnell aus dem Weg geschafft werden soll: Der iMac lässt sich optional ohne Standfuss, aber dafür mit VESA-Mount bestellen. Die Preise bleiben dieselben, doch die Entscheidung ist endgültig: Ein Umbau ist in beide Richtungen nicht möglich.

Das Display ist der Schlüssel

Oder etwas weitergefasst: Das Display mit dem ganzen Drumherum ist der Schlüssel. Also eigentlich alles, ausser dem Standfuss. Und diese Kombo führt dazu, dass der iMac ein äusserst günstiger Rechner ist.
Zuerst einmal besticht die Qualität des Displays mit seiner 4.5K-Auflösung mit 4480×2520 Pixel bei einer Pixeldichte von hohen 218 ppi. Die Helligkeit von 500 Nits ist für den Innenbereich mehr als ausreichend. Die Wiederholfrequenz liegt bei 60 Hertz.
Das Display unterstützt den erweiterten P3-Farbraum, was es für die Videoverarbeitung auf hohem Niveau qualifiziert. Und schliesslich sorgt die True-Tone-Technologie dafür, dass sich die Farbgebung des Displays auf Wunsch an die aktuelle Farbtemperatur anpasst, was gerade in der Dämmerung und bei gedämpftem Licht für eine sehr angenehme Darstellung sorgt.
iMac mit Photoshop auf dem Display
Das Display ist eine Augenweide und deckt den erweiterten Farbraum P3 ab – und sRGB sowieso
Quelle: Apple Inc.
Die Oberfläche ist «nicht matt». Das Prädikat «glänzend» würde allerdings in die falsche Richtung führen, denn die Entspiegelung arbeitet hervorragend. Und so sehen Fotos, Videos und alles Bunte hinreissend aus, mit kräftigen Farben und knackigen Kontrasten.
Damit stellt sich die Frage, wo und für wie viel Geld es ein solches Display zu kaufen gibt. Mir fällt dazu nichts ein, ausser dem 27 Zoll grossen Studio Display, das allein jedoch mehr kostet als ein gut ausgestatteter iMac M3.

Die Webcam

Zum Display gehört auch die Webcam, die bei den meisten anderen Display aufgesetzt und separat verkabelt werden muss. Sie löst in Full-HD, also mit 1920×1080 Pixel auf und profitiert direkt von der Signalverarbeitung des M3-Chip. Das Bild ist heller und wirkt natürlicher. Vor allem aber lassen sich in jeder Videochat-Software die Einstellungen für den Folgemodus, die künstliche Unschärfe für den Porträtmodus oder das Studiolicht subtil steuern. Die «Reaktionen» wiederum zünden zum Beispiel im Hintergrund ein Feuerwerk, wenn die Kamera zwei Daumen-hoch erkennt. Wem’s gefällt …
Effekte für Videochats
Die Webcam profitiert bei den Farben und den Effekten ebenfalls vom M3
Quelle: PCtipp

Lautsprecher

Und dann sind da noch die Lautsprecher. Wo andere Displays und All-in-One-Rechner nur ein gequältes Knarzen von sich geben, zeigt sich der iMac von seiner besten Seite. Sechs verbaute Lautsprecher erzeugen einen satten Klang mit überraschend kräftigem Bass und klaren Mitten. Nichts scheppert oder klingt «nach Monitor». Die Lautsprecher unterstützen ausserdem Apples «Spatial Audio», wenn Videos mit einer Dolby-Atmos-Spur abgespielt werden. Oder anders gesagt: Was bei anderen Rechnern in einem Lautsprecher-Aufbau mit Kabelsalat endet, gehört hier zum Lieferumfang.
Und noch ein Bonus für die Audiophilen mit einem Faible für High-End-Kopfhörer: Die Klinkenbuchse erkennt die Impedanz des angeschlossenen Kopfhörers und kann den Spannungspegel automatisch modulieren, um Kopfhörer mit hoher Impedanz anzusteuern. Dadurch bleibt die Leistung und der Dynamikumfang erhalten, ohne dass ein externer Kopfhörerverstärker erforderlich ist.

Leistung

Dass die Leistung erst jetzt thematisiert wird, hat seinen Grund: Es gibt sie im Überfluss. Im Mittelpunkt steht Apples brandneues M3-SoC (System on Chip), bei dem ein Bauteil alle Rechnerfunktionen übernimmt: von der CPU über die Grafikeinheit bis zu den spezialisierten Bereichen wie die Neural Engine (maschinelles Lernen) oder Sicherheitsfunktionen wie die «Secure Enclave», die Kreditkarten oder biometrische Daten sicher wegsperrt.
Die Software Photomator
Photomater setzt sehr stark auf die «Neural Engine» im M3, um zum Beispiel Motive automatisch freizustellen
Quelle: PCtipp
Und das M3 liefert: Video- und Bildverarbeitung flutschen in Echtzeit. Der iMac bearbeitet auch problemlos Video-Rohdateien im ProRes-Format und in 4K – Filme also, die mit professionellen Kameras oder dem iPhone 15 Pro gedreht wurden.
Doch Leistung hat viele Gesichter. Die schnellen Thunderbolt-4-Anschlüsse hatten wir schon. Als kabellose Schnittstellen kommen Wi-Fi 6E sowie Bluetooth 5.3 zum Einsatz. Die SSD wiederum liest mit ca. 2.8 GB und schreibt mit 2.9 GB pro Sekunde.
Das Tempo der SSD reicht für den Heim- und Bürobereich locker
Quelle: PCtipp

Spielen? Am Mac?!

Was hier aus Mangel an Erfahrung nicht gewertet werden kann, ist die neue Tauglichkeit als Gamer-PC – denn hier ändert sich die Situation gerade massiv zum Besseren, auch wenn die Konsequenzen noch nicht absehbar sind. Früher hätte jeder ernsthafte Spieler dankend abgewunken und dem Mac einen muskelstrotzenden PC zur Seite gestellt. Doch die Zeiten ändern sich. Mit macOS 14 hält zum einen der «Spielemodus» Einzug. Sobald ein Spiel im Vollbild geöffnet wird, schaltet er sich automatisch zu und überlässt fast die ganze Rechenleistung dem aktuellen Game:
Der Gaming-Modus wird aktiviert
Der Spielemodus schaltet sich automatisch zu
Quelle: PCtipp
Dazu muss der Entwickler jedoch in seinem Spiel den richtigen Schalter umlegen, damit es als solches erkannt wird. Umgekehrt könnte sich jede beliebige Anwendung als Spiel ausgeben und so die ganze Rechenleistung vereinnahmen. Das Thema bleibt spannend.
Auschnitt aus einem Autorennspiel
Games und Macs schliessen sich schon lange nicht mehr aus
Quelle: PCtipp
Andere Voraussetzungen sind schon seit Jahren gegeben: So lassen sich die Controller der Xbox, Playstation, Switch und alle «MFi-Controller» (Made for iPhone/iPad) mit dem Mac verbinden und ohne Probleme einsetzen – wenn das Spiel auf die Steuerung mit Controllern vorbereitet ist.
Roter Controller für die Xbox
Auch der Xbox-Controller harmoniert hervorragend mit dem iMac
Quelle: PCtipp
Doch vor allem stellte Apple vor einigen Monaten das «Game Porting Toolkit» vor. Es hilft Entwicklern, bestehende Spiele für die Apple-Geräte zu portieren. Das Toolkit enthält Bibliotheken, APIs und spezifische Tools, die auf die besonderen Eigenschaften und Anforderungen der Apple-Plattformen zugeschnitten sind. Allerdings wird es bestimmt noch ein halbes Jahr dauern, bis sich die Folgen dieses Treibens bemerkbar machen.

Kaufberatung und Fazit

Die Zielgruppe des iMac M3 ist bestimmt nicht die grösste; das weiss die Diagonale von 24 Zoll zu verhindern. Das Display überzeugt hingegen mit seiner hohen Qualität und der gestochen scharfen Wiedergabe. Und wenn die Anwendungen vornehmlich im Vollbild-Modus ausgeführt werden, sehen 24 Zoll plötzlich nach sehr viel mehr aus.
Durch seine kompakten Abmessungen passt der iMac am besten an einen Ort, wo der Rechner hübsch aussehen und gleichermassen kompakt sein soll. Wer kennt sie nicht, die hässlichen schwarzen Plastikkisten mit ihrem Kabelsalat, die einen Hotel-Empfang oder eine Praxis zuerst einmal abwerten? Das passiert hier garantiert nicht.
Der iMac in sieben Farben
Der Computer für etwas mehr Farbe im Leben
Quelle: PCtipp
Im Kinder- und Jugendzimmer bietet der iMac erst recht alles, was das Herz begehrt: Auf dem Display und mit diesen Lautsprechern kommt fast schon ein wenig Kinostimmung auf. Gespielt wird mit Controllern, der Platz wird optimal genutzt und dass der kleine iMac perfekt in die Umgebung passt, kann gar nicht oft genug betont werden.

Keine Liebe für den Kleinsten

Der iMac ist in drei Grundkonfigurationen zu haben, die alle mit demselben M3-SoC ausgestattet sind – und demzufolge sind alle Konfigurationen gleich schnell. Dieses Kriterium ist also abgehakt.
Trotzdem sollten Sie einem Bogen um das kleinste Modell für 1349 Franken machen, denn hier wurde an allen Ecken und Enden gespart. Das fängt mit der Farbe an, die nur in vier statt in sieben Varianten zur Auswahl steht. Das Modell kommt ohne Ethernet im Netzteil; wer es trotzdem will, muss 30 Franken mehr bezahlen. Auf der Standard-Tastatur fehlt Touch ID; der Aufpreis für diesen Fingerscanner kostet 80 Franken. Und vor allem bietet dieses Modell nur zwei Thunderbolt-4-Anschlüsse, während die anderen beiden Grundkonfigurationen zwei zusätzliche USB-C-Anschlüsse bieten.
Bei den anderen beiden Konfigurationen können Sie nichts falsch machen, ausser, sie zu knapp zu bemessen. Denn wie bei fast allen Macs lässt sich hier nichts mehr nachträglich aufrüsten.
RAM. Viel zu reden gibt oftmals die kleinste Speicherkonfiguration mit 8 GB. Dabei wird selten erwähnt, dass dieser «gemeinsame Speicher» bei Apple ganz anders funktioniert, als bei den Mitbewerbern – und diese 8 GB reichen weit. Trotzdem empfehle ich ein Upgrade auf 16 GB (+220 Franken), während für 24 GB (+440 Franken) schon sehr gute Gründe vorhanden sein müssen: Heimvideos und Bildverarbeitung gehören nicht dazu, die funktionieren auch mit 16 GB problemlos.
SSD. Die SSD gehört für mich in den Bereich «Komfortfunktion». Es gibt den Speicherplatz, den ich brauche – und denjenigen, den ich mir gönne, damit auf externe Festplatten oder USB-Sticks verzichtet werden kann. Die standardmässigen 256 GB empfehle ich höchsten für das Sekretariat oder einen Empfang, wo meistens nur kleine Dateien gespeichert werden – oder überhaupt keine, weil alles über Server läuft. 512 GB (+220 Franken) sollten es mindestens sein, doch gerade für Fotografen oder Videofans fängt der Komfort bei 1 GB (+440 Franken) an. 2 TB (+880 Franken) sind dann für die meisten Anwender überbordender Luxus.

Eine grundsolide Konfiguration

Mit modernen Bedürfnissen an SSD-Speicher und RAM für Medien, Spiele und Fotos empfehle ich folgende Konfiguration: Die mittlere oder grösste Grundkonfiguration (es spielt keine Rolle) mit 16 GB RAM, 1 TB SSD sowie dem Magic Trackpad anstelle der Magic Mouse. Diese Zusammenstellung liegt bei 2279 Franken und damit 930 Franken über der billigsten Grundkonfiguration. Doch mit diesen Upgrades halten Sie schlussendlich ein Gerät in den Händen, das auf Jahre hinaus Freude machen wird.

Fazit

Der iMac ist nicht für jedermann. Doch wenn sein Profil und seine Spezialitäten zu den Anforderungen passen, kann man sich keinen besseren All-in-One-PC vorstellen.

Testergebnis

Abmessungen, Display, Design, Lautsprecher, Tempo, Software
Display nicht höhenverstellbar, Maus

Details:  4.5-K-Display mit 4480×2520 Pixel bei 218 ppi, M3-SoC, 16 GB RAM, 1 TB SSD, 2× Thunderbolt 4, 2× USB-C, 3.5-Millimeter Audio, Bluetooth 5.3, Wi-Fi 6E, macOS 14

Preis:  2279 Franken

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