TW-Gaming-Earbuds 03.03.2023, 10:00 Uhr

Logitech G Fits im Test

Die True-Wireless-Kopfhörer wollen mobile Gamer bei jeder Tätigkeit mit Audio versorgen. Ob das klappt?
Passen sollen die G Fits dem Namen nach besonders gut. Wir probieren es aus.
(Quelle: Logitech)
So oder so sind die Logitech G Fits ein Erlebnis. Das beginnt schon bei der Einrichtung. Während man die meisten Kopfhörer aus der Packung nimmt, verbindet und dann benutzt, müssen die G Fits erst angepasst werden. Und zwar physisch. Die G Fits nehmen ihren Namen äusserst ernst und verwenden ein spezielles Gel, das sich dem Ohr des Anwenders anpasst. Für diesen Vorgang ist die G-Fits-App für Android oder iOS nötig. Für die Anpassung legen Sie die Kopfhörer so ein, dass sie bequem liegen und möglichst viel Bassvolumen übertragen. Die Fits-App lässt dafür extra Musik laufen. Sobald die Fits sitzen, starten Sie den Härtungsvorgang. Dabei wird das Gel der Kopfhörer für rund eine Minute mit UV-Licht beleuchtet. Das wärmt zunächst das Ohr auf merkwürdige Art und Weise, und lässt dann das Gel verhärten. So werden die G Fits perfekt Ihrem Ohr angepasst. Der Vorteil: Die G Fits halten wirklich gut, und isolieren bestens gegen Aussengeräusche. Der Nachteil: Weitergeben oder -verkaufen können Sie vergessen. Das ist bei In-Ear-Kopfhörern zwar nur schon aus hygienischen Gründen eher unpopulär, aber dennoch etwas, das Sie bedenken sollten.

Halt und Komfort

Die G Fits halten dann auch, was sie versprechen: Die Kopfhörer sitzen perfekt, dichten bestens ab, und sind bis jetzt die einzigen Earbuds, die in meinen Ohren wirklich fest sitzen. Ob das für andere Ohren auch gilt, ist schwierig zu sagen. Unter anderem auch, weil man die Stöpsel ja auch nicht wirklich ausprobieren kann. Bekannte zum Testtragen rekrutieren geht auch nicht, da meine G Fits ja jetzt auf meine Ohren angepasst sind.
Die helle Spitze der G Fits verhärtet sich per UV-Licht in Ihrem Ohr
Quelle: Logitech
Beim Komfort zeigt sich ein zweigeteiltes Bild. Im ersten Moment fühlen sich die Fits etwas merkwürdig an. Im Vergleich zu anderen Earbuds schiebt man sich eher viel Masse ins Ohr. Das führt unter anderem dazu, dass die Buds so gut halten, ist aber ungewohnt. Nach einer kurzen Weile gewöhnt man sich daran und die Fits liegen schön bequem im Ohr. Dabei hilft in meinem Fall auch, dass die Fits so gut halten und ich nicht alle dreissig Sekunden nachdrücken muss, damit der Hörer nicht aus dem Ohr fällt. Im Gegenteil: Nach etwa fünf Minuten habe ich vergessen, dass ich Stöpsel im Ohr habe, und kann mich komplett aufs Gaming konzentrieren. So soll das sein.
Über längere Zeit hinweg werden die Fits nicht wirklich unbequem, aber es macht sich eine Art Völlegefühl im Ohr bemerkbar. Entfernt man die Hörer, merkt man erst, wie vollgestopft das Ohr war. Das ist einerseits ein Zeichen, dass die Abdichtung wirklich gut funktioniert, aber auch etwas unangenehm. Für den stationären Gebrauch, etwa beim PC-Gaming, ist mir gerade deswegen ein Over-Ear-Kopfhörer lieber.

Anwendung und Ausstattung

Die Stärke der G Fits liegt dann auch nicht unbedingt im stationären Gebrauch, sondern in der Flexibilität. Anders als die meisten True-Wireless-Earbuds können die G Fits nicht nur Bluetooth, sondern auch die deutlich schnellere Funkverbindung Lightspeed, die Logitech auch sonst für ihre kabellose Gaming-Peripherie verwendet. Diese Verbindung bietet deutlich weniger Latenz und ist gerade für Anwendungen mit Input, primär Gaming, ideal. Allerdings funktioniert Lightspeed nur mit einem USB-Dongle. Dieser wird als USB-A-Dongle mit einem USB-C-Adapter geliefert. Meiner Meinung nach würde eine umgekehrte Konfiguration besser funktionieren: also ein USB-C-Dongle mit einem USB-A-Adapter. Denn: Der USB-A-Stecker dürfte vor allem am Desktop-PC der Anschluss der Wahl sein, da diese dort breit verfügbar sind. Braucht man am Desktop den zusätzlichen Adapter, stört das auch nicht gross. Schliesslich ist der Desktop schon ordentlich gross und bleibt hauptsächlich stationär. Laptops und andere Mobilgeräte setzen heutzutage mehr auf USB-C, weshalb dort USB-A-Steckplätze rar geworden sind. Da der Dongle aber mit USB-A daherkommt, braucht man jetzt den Adapter und verlängert den Dongle um fast das Doppelte. Die Konstruktion ragt dann schön prekär über den Oberschenkel hinaus. Aber bleiben wir doch positiv: Dass Logitech überhaupt einen Adapter mitliefert, ist schon nicht mehr selbstverständlich. Ebenfalls nichts auszusetzen gibt es beim Dongle, was die Verbindung angeht. Dongle einstecken, Fits aus der Ladeschale nehmen, läuft.
Dongle und Adapter (unten links) sind nicht gerade kompakt
Quelle: Logitech
Etwas hakeliger wird es bei der Bluetooth-Verbindung. Wobei dort hauptsächlich die G-Fits-App etwas merkwürdig ist. Die Kopfhörer an sich lassen sich schnell und einfach verbinden. Allerdings weigert sich die Fits-App regelmässig, die Verbindung zu erkennen. Ein paarmal Bluetooth ein- und ausschalten löst das Problem kurzfristig. Auf längere Zeit muss Logitech da aber nachbessern, sollte das ein weiter verbreitetes Problem sein. Sobald sich die Fits-App und die Fits-Kopfhörer aber vertragen, erhält man einige nützliche Optionen, mit denen man die Kopfhörer noch weiter anpassen kann. Praktisch für Gamer: Bei der Bluetooth-Verbindung lässt sich ein spezieller Gaming-Modus aktivieren, der die Latenz verringert. Via Mobile darf man sogar am Equalizer der G Fits schrauben. Dafür bietet Logitech einige nützliche Presets an, wobei das relativ flache Standardprofil ein solider Allrounder ist. Zum Sound der G Fits gleich noch mehr. Am PC gibt es leider keine grossen Einstellungsmöglichkeiten. Lediglich die Lautstärke des Mikrofons kann angepasst werden.
Schön einfach ist der Wechsel zwischen Bluetooth und Funkverbindung. Dafür tippen Sie einfach dreimal kurz auf die pillenförmige Aussenseite der Kopfhörer. Diese bestätigen den Wechsel mit einem kurzen Jingle. Wie bei praktisch allen In-Ear-Kopfhörern werden diese Tippkombinationen für die gesamte Steuerung verwendet. Schön ist dabei, dass man die genauen Funktionen in der Smartphone-App einstellen kann. Beispielsweise einmal rechts tippen, um zu überspringen, zweimal links tippen, um Musik zu pausieren. Die Standardeinstellungen sind dabei zwischen Funkverbindung und Bluetooth unterschiedlich. Erstere sind mehr auf Kommunikation beim Gaming ausgelegt, Zweitere auf Musikhören.
Das Tragecase der G Fits macht eine gute Figur
Quelle: Logitech
Das ist dann auch das zentrale Verkaufsargument der G Fits. Sie funktionieren bei Tag als auditiver Begleiter und bei Nacht als Gaming-Headset. Und das sogar, ohne die Tragenden sofort als Gamer™ zu outen. Die G Fits sind dezent genug, um sogar für Businesszwecke durchzugehen. Der Akku hält mit rund zehn Stunden Musik (Bluetooth) oder 6,5 Stunden Gaming (Funk) ordentlich lang durch. So lange sollte man Earbuds ohnehin nicht ohne Unterbruch im Ohr haben. Mit der Ladeschale wird die totale Laufzeit etwa verdoppelt. Hier hilft es Logitech, dass die G Fits kein aktives Noise-Cancelling haben. Das lässt die eher lange Akkulaufzeit erst zu. Und: Die starke Abdichtung der Fits filtert schon ordentlich viele Aussengeräusche heraus. Funktional gesehen schafft Logitech den Spagat zwischen Lifestyle-Kopfhörer und Gaming-Headset ganz gut. Doch wie steht es mit dem Klang?

Klang und Mikrofon

Neben all diesen Features sollten die G Fits natürlich auch gut klingen. Und hier wird es für die G Fits langsam eng. Hinter all dem UV-behandelten Gel und der superschnellen Funkverbindung kommt eher wenig Sound nach. Die Fits klingen nicht schlecht, aber auch bei Weitem nicht so gut wie andere Kopfhörer in der gleichen Preisklasse. Daran kann auch der Equalizer in der Fits-App nichts mehr rütteln. Den Fits fehlt es an Bass, die Hochtöner scheppern zu sehr. Gerade in sehr hohen Frequenzen (Schlagzeug-Cymbals, metallische Geräusche in Games) klingen die Fits, als wären sie 100 Franken günstiger. Im Vergleich zu den preislich vergleichbaren AirPods Pro von Apple haben die Fits keine Chance. Bei den Apple-Earbuds gibt es mehr Bass, mehr Detail in den Mitten, und deutlich sauberer definierte Höhen. Aber: Mit AirPods zocken geht halt auch nicht wirklich gut.
Klanglich ginge noch mehr
Quelle: Logitech
Keine grossen Überraschungen bringt das Mikrofon der G Fits mit sich. Es erledigt seinen Job gerade eben. Ihre Gesprächspartner werden Sie verstehen, mehr aber auch nicht. Das ist für True-Wireless-Kopfhörer etwa normal. Auch hier können die G Fits eher mit günstigeren Modellen mithalten, aber wie gesagt: Der Preis der G Fits kommt nicht vom Sound her.

Kaufberatung • Fazit

Bei innovativen Produkten fragt man sich oft: Wer soll das kaufen? Ich bin mir nicht sicher, ob die supercoole Lifestyle-Zielgruppe, die von Peripherieherstellern so gerne umworben wird, auch wirklich existiert. Ich kenne jedenfalls keine trendigen Teenager mit neonleuchtenden Zimmern, die im Haute-Couture-Äquivalent der Strassenkleidung kompetitive Handygames spielen und dabei unablässig zu elektronischer Tanzmusik ihr Äusseres farbkoordinieren. Schon gar nicht solche, die spontan knapp 300 Franken für Earbuds hinblättern. Wobei: Wenn man sich dann das reguläre Gaming-Headset sparen kann, ergibt das finanziell durchaus Sinn. So oder so: Sollen die G Fits Sie den ganzen Tag begleiten, von Pendeln bis Feierabend-Dota, muss man Earbuds wirklich mögen. Ich persönlich hatte nach gut drei Stunden, mit Unterbruch, genug und freute mich wieder auf meine grossen Bügelkopfhörer. Für stationäres Gaming ist das bequemer und qualitativ deutlich besser. Auch unterwegs gibt es für das gleiche Geld deutlich besseren Sound als bei den G Fits.
Die Ladeschale verwendet USB-C. Ein Kabel ist dabei, ein Ladeadapter nicht
Quelle: Logitech
Am ehesten funktionieren die G Fits wohl für Pendler mit grösseren Distanzen, die gerne mal eine Nintendo Switch oder einen Laptop dabeihaben. Dann ist es praktisch, nur ein Paar Kopfhörer für alle Zwecke zu brauchen. In meinem Fall würden die G Fits wohl am ehesten herhalten, nachts noch ein Stündchen an die PlayStation zu können, ohne den halben Wohnblock aufzuwecken.

Fazit

Die Logitech G Fits wollen alles, und tun es auch ganz ordentlich. Wer unbedingt Allrounder-Earbuds möchte, die von Musik über Gaming bis zum Telefonieren alles abdecken sollen, fährt mit den G Fits nicht schlecht. Der Aufgabenspagat führt aber auch dazu, dass die G Fits in jeder Kategorie mit preislich vergleichbaren Kopfhörern den Kürzeren zieht. Kombiniert mit einigen kleineren Macken macht das die G Fits zu guten Earbuds, allerdings mit einer limitierten Zielgruppe.

Testergebnis

Halt, Flexibilität
Klang, Bedienung

Details:  True-Wireless-Earbuds, Bluetooth, Lightspeed (Funk), USB-A-Dongle, USB-A auf USB-C-Adapter, USB-A auf USB-C-Kabel, Ladeschale (UBS-C), 10h Laufzeit (Bluetooth), 6,5h Laufzeit (Lightspeed)

Preis:  Fr. 279.-

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