Test: Sony a6400
Autofokus, Qualität und Ergonomie
Der Autofokus
Im Zusammenhang mit der a6400 wird immer wieder der Autofokus herausgehoben und gelobt – aber das sagt nichts über das Gefühl aus, wenn Sie die Kamera in den Händen halten. Der Autofokus ist schnell – und zwar unfassbar schnell! Er ist so schnell, dass die Verzögerung ausserhalb eines Labors kaum messbar, ganz bestimmt aber nicht spürbar ist.
Das gilt erst recht für den Augenautofokus, der mit Abstand der Beste ist, den ich je testen durfte. Es macht Spass, den grünen Fokusfeldern im Sucher dabei zusehen, wenn sie in affenartigem Tempo über das Gesicht rasen, nur um praktisch im selben Sekundenbruchteil die Augen ins Visier zu nehmen.
Das funktioniert im Test sogar mit herantrottenden Tieren und mit Nachführfotos, zumindest mit schottischen Windhunden. Dessen ungeachtet soll ein Update im Sommer dafür sorgen, dass der Augen-Autofokus offiziell mit Haus- und Wildtieren funktioniert. Für solche Kunststücke arbeitet die a6400 mit einem hybriden AF-System, das 425 Phasen- mit 425 traditionellen Kontrasterkennungspunkte kombiniert, die 84 Prozent der Bildfläche abdecken.
Bildqualität
Die a6400 fotografiert mit einer Empfindlichkeit von bis zu 32’000 ISO, im Automatikmodus sind es bis zu 6400 ISO, ein fast schon klassischer Wert. Dabei sind über das ganze Spektrum RAW-Aufnahmen möglich – ein Plus für alle, die Fotos zum Beispiel mit einer spezialisierten Software oder in Photoshop entrauschen möchten.
Bilder bis 6400 ISO sind absolut brauchbar und zeigen nur wenig Verlust in den Details. Bei 12’800 ISO schmieren die Details sichtbar zu; bei 25’600 ISO wird das Bild interessanterweise kaum schlechter. Alles, was darüber liegt, wirkt jedoch ein wenig grenzwertig. Der Gipfel wird bei der a6400 neuerdings bei gepushten 102’400 ISO erreicht. Allerdings gehen dann auch die letzten Details im Rauschen unter.
Ergonomie: jetzt wird’s persönlich
Die a6400 ist in fast jeder Beziehung eine fantastische Kamera, die vor Qualität und Agilität nur so strotzt. Ich würde sie so gerne besitzen und mit ihr älter werden, aber das geht leider nicht. Das weiss ich deshalb so genau, weil mich der An- und Verkauf der a6300 und einigen Objektiven ein vierstelliges Lehrgeld gekostet hat. Der ganze damit einhergehende Frust lässt sich mit einem einzigen Wort benennen: Ergonomie.
Wie eingangs erwähnt, liegt die a6400 hervorragend in der Hand – und damit ist alles Positive zur Ergonomie gesagt. Der Rest ist bestenfalls Mittelmass. Hier einige Müsterchen:
Menüs
Die Menüstruktur hätte vermutlich schon vor zehn Jahren antiquiert gewirkt: endlos lang, überladen mit Einstellungen, aber ohne Hilfstexte. Allein die grundlegenden Kameraeinstellungen erstrecken sich über 23 Bildschirmseiten!
Der einzige Rettungsanker ist das Schnellmenü, das sich frei gestalten lässt und auf diese Weise den relativ bequemen Zugriff auf jene Funktionen bietet, die dem Fotografen wichtig sind.
Multifunktionsrad
Direkt neben dem Wahlrad für die Bildmodi befindet sich ein frei definierbares Funktionsrad – und das ist dort denkbar schlecht platziert, besonders für linksäugige Fotografen. Für dieses Rad gäbe es nur einen geeigneten Ort: vorne unter dem Auslöser, direkt beim Zeigefinger. Aber dort ist nichts dergleichen.
Zu viel Beschriftung
Die meisten anderen Tasten lassen sich frei belegen, doch leider sind die Knöpfe und Rädchen auf der Rückseite fast schon exzessiv beschriftet. Das führt in einer langen Eingewöhnungszeit zu Verwirrungen. Weniger wäre auch hier mehr gewesen.
Videotaste
Die dedizierte Videotaste auf der Seite ist so angebracht, dass man sie nicht aus Versehen betätigt. Leider ist es auch schwierig, sie mit voller Absicht zu drücken. Selbst wenn das Wahlrad für den Aufnahmemouds auf «Film» steht, muss diese fummelige Taste anstelle des regulären Auslösers gedrückt werden.
Das waren einige Beispiele, die eines zeigen: Die verantwortlichen Ingenieure bei Sony sind entweder komplette Ignoranten oder haben mit der Fotografie einfach nichts am Hut.
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