Test: Fujifilm X-T3
Bildqualität und RAW-Verarbeitung
Die Bildqualität
Die X-Serie geniesst zurecht einen hervorragenden Ruf bei der Bildqualität. Das verdankt sie vor allem der Objektivlinie, die unterdessen jede wichtige Brennweite abdeckt. Es gibt auch keine mittelmässigen Fujinon-Objektive – sondern höchstens solche, die «nicht ganz so exzellent» sind.
Der X-Trans-Sensor arbeitet ausserdem mit einer anderen Farbanordnung als dem üblichen Bayer-Muster. Gemäss Fujifilm verhindert diese Anordnung die Bildung von Moirés. Dadurch kann der Anti-Aliasing-Filter weggelassen werden, und das führt wiederum zu schärferen Fotos. Doch auch diese Eigenheit ist in den letzten Jahren in Grund und Boden diskutiert worden.
Die Farbfilter-Anordnung von Fujifilm (rechts) ist ein wenig eigenwillig
Quelle: Fujifilm
Filmsimulationen und Color Chrome
Wenn Sie im JPEG-Format fotografieren, dann werden die Filmsimulationen zum wichtigsten Thema, denn sie haben massgeblich zum Ruf der X-Serie beigetragen. Diese Profile orientieren sich an den Analogfilmen von Fuji und bieten sehr spezielle Farbgebungen, die in der Branche ihresgleichen suchen. Im Internet finden sich unzählige Beispiele, Diskussionen und Lobhudeleien.
Die Auswahl ist über die Jahre stetig gewachsen und umfasst in der X-T3 unterdessen 16 Simulationen. Dazu gehören weiche Abbildungen, knallige Farben oder eindrucksvolle Schwarzweiss-Aufnahmen.
In der Vergangenheit hat Fujifilm neue Filmsimulationen oft auch für ältere Kameras über ein Firmware-Update nachgeliefert. Doch einige Effekte sind scheinbar so rechenintensiv, dass sie neusten Prozessor benötigen. Dazu zählt in der X-T3 die Funktion «Color Chrome». Sie steht nicht für eine weitere Filmsimulation, sondern für einen Effekt, der zu einer Simulation dazu geschaltet wird.
Color Chrome soll helfen, die Farbtiefe und den Kontrast von sehr bunten Motiven zu reproduzieren, auch wenn diese im Schatten liegen. Das demonstriert Fujifilm so:
Bei mir verursachte der Effekt jedoch nur ein Stirnrunzeln. Die Schatten werden etwas tiefer und die Lichter ein wenig angehoben? Das trifft es vermutlich. Aber selbst wenn die stärkere der beiden Effektstufen verwendet wird, ist die Wirkung bei einigen Motiven so subtil, dass kaum ein Unterschied auszumachen ist. Und während man bei einer Filmsimulation wie «Velvia» genau weiss, was einen erwartet, verhält sich Color Chrome eher wie ein Überraschungsei. Immerhin kann der Effekt nichts falsch machen, wenn er aktiviert ist.
ISO-Verhalten
Gegenüber der X-T2 zeigt die X-T3 nur eine moderate Verbesserung beim Rauschverhalten. Die Einstellung am mechanischen ISO-Rad reicht bis 12'800 ISO, lässt sich aber in den Einstellungen bis 51'200 ISO pushen. Jedoch sollte alles, was über 12'800 ISO liegt, durch einen hohen Leidensdruck gerechtfertigt werden.
Besonderheiten der RAW-Verarbeitung
Früher haben die RAW-Dateien der X-Serie viel zu reden gegeben und für jede Menge Kopfzerbrechen gesorgt, weil sich der Sensor nicht am allgegenwärtigen Bayer-Muster orientiert. Doch das Thema hat sich unterdessen weitgehend erledigt. Einige Punkte sind dennoch wichtig.
Kompatibilität. Weil die RAWs immer noch ein wenig eigenwillig sind, können nicht alle Programme damit umgehen. Die wichtigsten beiden, Lightroom und Capture One Pro, verstehen sich damit jedoch prächtig und verwenden ihre eigene RAW-Engine.
Apple-Converter. macOS und iOS teilen sich denselben RAW-Converter von Apple. Viele Programme und Apps bieten keine eigene Interpretation der RAW-Daten, sondern stützen sich auf diese zentrale Einrichtung. Der Converter versteht sich zwar mit den RAW-Dateien der X-T3 – aber nur, wenn sie unkomprimiert abgespeichert werden. Dabei ist der Unterschied erheblich: Eine verlustfrei komprimierte RAW-Datei aus der X-T3 wiegt etwa 37 MB, eine unkomprimierte jedoch satte 58 MB.
Capture One Pro für Fujifilm
Wenn Sie heute nicht in der Stimmung sind, sich einen RAW-Converter anzuschaffen, dann bietet sich eine sehr interessante, kostenlose Alternative an. Genau wie Sony spannt jetzt auch Fujifilm mit Phase One zusammen, den Machern der populären Profi-Software Capture One Pro (Test).
Die neuste Version von Capture One Pro wird unter dieser Adresse kostenlos heruntergeladen. Die Software ist in Deutsch lokalisiert. Der Funktionsumfang wurde jedoch abgespeckt. So erkennt Capture One Pro nur RAW-Dateien, die mit einer Fujifilm-Kamera geschossen wurden. Was die Qualität der Umsetzung betrifft, ist diese Version aber so gut wie die Vollversion – und die geniesst ein sehr hohes Ansehen bei Fotografen jeder Gewichtsklasse.
Die Funktionen wurden natürlich genau dort beschnitten, wo es irgendwann wehtut. Der Fujifilm-Version fehlen viele Werkzeuge, die die Vollversion so attraktiv machen: das Arbeiten mit Sitzungen, Ebenen, die Korrektur der Hauttöne, die anpassbare Oberfläche, Filmkorn und andere Spezialitäten. Eine vergleichende Tabelle finden Sie hier.
Doch was geblieben ist, kann sich immer noch sehen lassen. Capture One Pro versteht sich nicht nur mit den RAW-Dateien, sondern wendet auch die begehrten Filmsimulationen auf Knopfdruck an; die Resultate sind von den JPEGs kaum unterscheiden. So entfällt auch die Notwendigkeit, die RAWs in der Kamera neu zu entwickeln, wenn eine andere Filmsimulation gewünscht wird.
Die kostenlose Fujifilm-Version kann für einmalig 121 Franken oder für 9 Franken pro Monat auf «Capture One Pro Fujifilm» aufgerüstet werden. Damit erhalten Sie alle Funktionen der Vollversion – aber auch hier mit der Einschränkung, dass nur RAW-Dateien aus diesen Kameras verstanden werden. Das Angebot ist gemäss PhaseOne gerade ein Aktionspreis. Die Vollversion, die mit allen RAW-Dateien umgehen kann, kostet einmalig 333 Franken oder 23 Franken pro Monat. Alle Pakete finden Sie hier.
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