Tests 15.11.2018, 11:51 Uhr

Test: Apple iPhone XR

Der neuste Spross befindet sich mit den teuren Geschwistern fast auf Augenhöhe.
Das iPhone Xs verkörpert Apples Definition eines modernen High-End-Smartphones. Doch sein Preis ist für viele Interessenten eine zu grosse Kröte, um sie einfach zu schlucken.
Um diese potenziellen Käufer nicht zu verlieren, schicken die Kalifornier das iPhone XR in den Ring: Es zeigt gegenüber dem iPhone Xs zwar kleine Schwächen – aber für die viele Interessenten ist keine davon gross genug, um das iPhone XR vorneweg zu verschmähen.
Auf diese Farbpalette könnten selbst iPhone-Xs-Besitzer neidisch werden
Quelle: Apple, Inc.
Das Wichtigste aber: Eben diese Kompromisse drücken den Preis bei gleicher Speichergrösse um satte 320 Franken. Und deshalb ist dieser Test gespickt mit Vergleichen. Den Test zum iPhone Xs (Max) finden Sie hier.
Mit einer Display-Grösse von 6,1 Zoll liegt das iPhone XR zwischen dem iPhone Xs mit 5,8 Zoll und dem mächtigen iPhone Xs «Max» mit seinen 6,5 Zoll. Die Abmessungen liegen nur wenig über dem kleineren iPhone Xs, allerdings sind die Ränder des LC-Displays ein wenig breiter – nicht viel, aber im Vergleich sofort erkennbar.
Das iPhone XR (links) ist ein wenig grösser als das iPhone Xs; das gilt auch für die Ränder
Quelle: Apple, Inc.
Das iPhone XR ist ausserdem gerade einmal 0,6 Millimeter dicker. Das klingt nach nichts, aber dieses Nichts ist im direkten Vergleich deutlich zu spüren. Der Eindruck verflüchtigt sich jedoch, sobald man die beiden Geräte voneinander trennt. Wie nicht anders zu erwarten, fehlt die Klinkenbuchse für Kopfhörer. Es liegt auch kein entsprechender Adapter bei; der kostet im Apple Store 9 Franken.

RAM und Batterie

Genau wie das iPhone X vom letzten Jahr kommt das iPhone XR mit 3 GB RAM – das ist 1 GB weniger, als im stärkeren iPhone Xs verbaut ist. Heute ist in der Praxis nichts davon zu spüren; doch in zwei oder drei Jahren bleiben dem iPhone XR vielleicht neue Funktionen verwehrt, die das iPhone Xs dann noch stemmen kann.
Die Batterie wiederum hält gemäss Apple rund 30 Minuten länger als beim iPhone X vom letzten Jahr. In unserem Test führte sie bei normaler Nutzung problemlos durch den Tag und behielt eine Reserve von fast 50 Prozent. Wer sich jedoch die langen Pendlerfahrten mit aufwendigen 3D-Spielen versüsst, sollte das Haus nicht ohne Netzteil verlassen. Aber das verwundert auch nicht weiter.
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Display und Kameras

Das Display

Das LC-Display des iPhone XR ist schlichtweg hervorragend, mit satten, lebendigen und natürlichen Farben. Im direkten Vergleich zum iPhone Xs wirkt das iPhone XR sogar einen Tick natürlicher – aber das liegt immer noch innerhalb dessen, was als Geschmacksache durchgeht. Die Auflösung liegt hingegen mit 326 ppi ein wenig unter dem iPhone Xs mit 458 ppi, doch das tut dem Gesamteindruck keinen Abbruch.
Für Fans des mobilen Films wiegt vielleicht schwerer, dass das Display des iPhone XR zwar HDR-Inhalte wiedergeben kann, selber jedoch nicht HDR-fähig ist. Hingegen deckt es den erweiterten Farbraum P3 komplett ab – und ist damit in der Lage, die Fotos und Videos korrekt wiederzugeben, die Apple einfach mit «grossem Farbraum» anpreist.

Kein 3D-Touch

Gestrichen wurde auch die Funktion «3D-Touch» – also die Möglichkeit, durch stärkeren Druck zusätzliche Funktionen aufzurufen, was etwa einem Klick mit der rechten Maustaste entspricht. Allerdings hat sich 3D-Touch nie richtig durchgesetzt – vermutlich deshalb, weil es keine sichtbaren Bedienelemente gibt und deshalb von vielen Anwendern unentdeckt blieb. Die iPads wurden gar nicht erst damit ausgestattet und es ist davon auszugehen, dass Apple die Technik früher als gedacht in den Ruhestand schickt. Der Verlust wird sich in Grenzen halten.
Der vielleicht gewichtigste Unterschied ist jedoch das Fehlen einer grossen «Max»-Version: Wem das Display nicht genug gross sein kann, erreicht mit 6,1 Zoll das Ende der Fahnenstange.

TrueTone

Geblieben ist hingegen die TrueTone-Technologie, bei der die Farbtemperatur der Umgebung gemessen und die Darstellung auf dem Display entsprechend angepasst wird. Die Darstellung wird dabei im Dämmerlicht so viel besser, dass es nach einer sehr kurzen Gewöhnung kein Zurück mehr gibt.
Apples TrueTone-Display (rechts): einmal am eigenen Auge erfahren, geht es nicht mehr ohne
Quelle: PCtipp / ze

Die Kameras

Nach dem Display richtet sich die Aufmerksamkeit bei den meisten Interessenten auf die einzelne Kamera. Sie entspricht einem relativ starken Weitwinkel von 26 Millimetern (auf Kleinbild umgerechnet). Damit fehlt dem iPhone XR das Normalobjektiv mit 52 Millimetern, das jedem Fotomodel schmeichelt. Geblieben ist jedoch die Möglichkeit, das Motiv durch eine gefällige Unschärfe vom Hintergrund freizustellen – und das gelingt in den meisten Fällen sehr gut.
Die einzelne Kamera ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal
Quelle: Apple, Inc.
Die hintere Kamera ist optisch stabilisiert, was vor allem Videos zugutekommt. Diese werden maximal in 4K mit 60 fps aufgezeichnet. Wird die Bildrate in den Einstellungen auf 30 fps reduziert, greift die Smart-HDR-Funktion. Intern werden dann 2 × 30 fps mit unterschiedlicher Belichtung aufgezeichnet und ohne Wartezeit neu berechnet: Die Signalverarbeitung der A12-CPU stemmt diese rechenintensive Aufgabe mühelos.
Die Front-Kamera für Selfies ist mit Apples TrueDepth-Kamera ausgestattet: Sie stellt Porträts durch die Tiefenkarte noch besser frei und sorgt ausserdem dafür, dass das iPhone XR nur schon vom Hinsehen zuverlässig entsperrt wird.
Finger war gestern: Die Face ID hat sich seit dem iPhone X bestens bewährt
Quelle: Apple, Inc.
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Leistung, Ausstattung und Fazit

Leistung und Ausstattung

Das sind die wichtigsten Unterschiede zu den Xs-Modellen. Wenn es jedoch um die Leistungsfähigkeit geht, befindet sich das iPhone XR mit seinen grossen Brüdern auf Augenhöhe. Dazu zählt natürlich auch die rasendschnelle CPU «A12 Bionic», die praktisch alle Mitbewerber im Regen stehenlässt. Zusammen mit Apples Systemunterstützung für rund fünf Jahre nach dem Kauf ist diesem Gerät wohl ein langes Leben beschieden.
Wenige Kompromisse, viel Geld gespart
Quelle: Apple, Inc.
Ebenfalls mit an Bord sind die erwähnte TrueDepth-Kamera für die Entsperrung und das kabellose Laden durch den Qi-Standard. Die Resistenz gegen Wasser erreicht jedoch nur die Zertifizierung nach IP67 (geschützt bis zu einem Meter Tiefe bis zu dreissig Minuten), während das iPhone Xs nach IP68 abgedichtet ist (selbe Zeit, doppelt so tief).

Die Preise im Vergleich

Das iPhone XR positioniert sich preislich und leistungsmässig hinter dem iPhone Xs. Viele Interessenten werden mit den Kompromissen leben können, sparen dabei aber 320 Franken: Bei 64 GB Speicher sind es 879 Franken statt 1199 Franken; bei 128 GB werden 949 Franken statt 1389 Franken fällig. Die pfiffigen Farben gibt es obendrauf.

Fazit

In der Schweiz neigen wir dazu, uns gerne das Beste und das Schönste zu leisten – und das wäre wohl das iPhone Xs. Das ändert jedoch nichts daran, dass das iPhone XR das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Wenn Sie also mit der einzelnen Kamera und den kleinen Kompromissen beim Display leben können, wartet hier ein Spitzengerät. Beim Tempo spielt es ganz vorn mit und auch sonst bietet es alles, was man von einem aktuellen iPhone erwarten kann.

Testergebnis

Display, Tempo, Face ID, Kamera, mitgelieferte Software, Bildqualität, wassergeschützt nach IP67
Etwas breitere Ränder im Vergleich zum iPhone Xs, kein HDR-Display

Details:  6,1-Zoll-LC-Display (IPS) mit 326 ppi, A12-Bionic-Chip mit «Neural Engine», Farbraum P3, TrueTone-Display, Kamera mit 12 Mpx und optischem Bildstabilisator, 7-Mpx-Frontkamera mit True-Depth-Sensor, Videos bis 4K mit 60 fps, WLAN-AC, Bluetooth 5.0, eSIM

Preis:  Fr. 879.– (64 GB), Fr. 949.– (128 GB), Fr. 1069.– (256 GB)

Infos: 
www.apple.com/chde

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