Auf Biegen und Brechen
22.06.2020, 14:11 Uhr

Test: Apple Magic Keyboard für iPad Pro

«Leichtfüssig und geschmeidig» ist etwas anderes. Und doch trifft die neue Tastatur mit ihrem integrierten Trackpad einen Nerv.
Die Abgrenzung zum Notebook wird zunehmend unscharf
(Quelle: Apple, Inc.)
Das iPad Pro ist eine einzige Machtdemonstration, um dem Rest zu zeigen, wo der Hammer hängt: Von der Verarbeitung der High-End-Videos über aufwendige 3D-Pläne bis hin zu medizinischen Anwendungen schrecken die Apple-Geräte vor keiner Aufgabe zurück. Alles ist Zucker, alles fliesst.
Allerdings hört der Spass auf, sobald längere Texte getippt werden müssen: Dann steht der Anwender vor der Wahl zwischen einer externen Tastatur oder einem gefährlich hohen Blutdruck, der schnell in einen Tobsuchtsanfall ausarten kann.
Nun herrscht an externen Tastaturen ja kein Mangel, denn grundsätzlich funktioniert jedes Bluetooth-Keyboard. Logitech und andere Hersteller bieten ebenfalls eigene Hüllen mit integrierter Tastatur an. Doch Apple geht einen Schritt weiter: Das «Magic Keyboard» für das iPad Pro ist gleichzeitig eine schützende Hülle, eine hintergrundbeleuchtete Tastatur und kommt sogar mit einem integrierten Trackpad. Tastatur und Trackpad werden seit iPadOS 13 perfekt unterstützt. Und weil sich die Abmessungen des iPad Pro 2020 nicht vom Vorgänger aus dem Jahr 2018 unterscheiden, ist das Magic Keyboard auch mit diesen Geräten kompatibel.

Erstkontakt

Die erste Begegnung mit dem Magic Keyboard offenbart die Grenzen der deutschen Sprache. Es gibt in unserem Wortschatz leider keine Emotion mit der Bezeichnung «Uff!»; sie würde das Gefühl beschreiben, das beim ersten Anheben der Schachtel in die Glieder fährt. Das Uff! wird beim Auspacken nicht weniger: Die Küchenwaage attestiert ihr ein Gewicht von 705 Gramm. Zusammen mit dem iPad mit seinen rund 640 Gramm entsteht eine Kombo von 1345 Gramm. Zum Vergleich: Ein aktuelles MacBook Pro mit 13 Zoll wiegt mit seinen 1400 Gramm praktisch gleichviel. Kein Wunder, sucht man das Gewicht auf der Produktseite von Apple vergeblich.
Das iPad Pro ist das Gerät auf der linken Seite
Quelle: PCtipp.ch
Dafür entschädigt die beleuchtete Tastatur mit einem sehr angenehmen Tastenhub; damit tippt es sich ausgezeichnet!
Die Tastatur lässt nichts zu wünschen übrig
Quelle: PCtipp.ch
Die Funktionstasten am oberen Rand fehlen, aber der Grund liegt auf der Hand: Diese würden sich bereits unter dem iPad befinden, wenn es über der Tastatur schwebt, was den Zugang massiv erschwert. Alternativ hätte Apple die anderen Tasten verkleinern können – doch das wäre ein denkbar schlechter Kompromiss, denn diese Funktionstasten sind unter iPadOS nicht wichtig genug. Immerhin ist es möglich, in den Einstellungen die Sondertasten neu zu belegen, um zum Beispiel die Funktionalität der fehlenden Escape-Taste an die Feststelltaste (Capslock) zu delegieren.
Die Sondertasten lassen sich in den Einstellungen des iPads vertauschen
Quelle: PCtipp.ch
Das Magic Keyboard wirft sich – durch Magnete gehalten – dem iPad Pro wie von selbst an den Hals und bezieht auch den Strom von dort. Trotzdem verfügt es über einen eigenen USB-C-Anschluss, der allerdings nur dazu dient, das iPad Pro zu laden. Dessen UBS-C-Anschluss bleibt dadurch frei und kann sich mit anderem Zubehör verbinden.
Der USB-C-Anschluss dient nur dazu, das iPad Pro zu laden
Quelle: PCtipp.ch

Das Trackpad

Es reicht eine leichte Berührung des Trackpads, damit der Mauszeiger eingeblendet wird – oder besser gesagt: der Mauszeiger 2.0, so wie ihn sich Apple vorstellt. Wenn er über ein anklickbares Bedienelement geführt wird, pulsiert dieses einmal, was die Treffsicherheit praktisch auf 100 Prozent erhöht. Nach spätestens zwei Minuten wird der Umgang mit dem Magic Keyboard zur zweiten Natur – und zu einer wahren Freude. Dass es diese Form der Interaktion auf den Mac schaffen wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Denn auf dem iPad wird der Mauszeiger zur virtuellen Fingerkuppe; am Mac fehlt jedoch ganz klar die Präzision, die in vielen Anwendungen unerlässlich ist.
Die Qualität des Trackpads würde jeden PC-Anwender in Ekstase versetzen – aber für Apple-Verhältnisse reicht es nur gerade für das Prädikat «sehr gut». Es fühlt sich alles richtig an, die Eingaben sind präzise, die Multi-Touch-Gesten durchdacht. Wer allerdings schon einmal mit dem Trackpad an einem MacBook oder dem externen «Magic» Trackpad gearbeitet hat, versteht diese Bezeichnung: Sie fühlen sich wirklich fast schon magisch an. Aber von diesen Geräten auf den knappen zweiten Platz verwiesen zu werden, ist keine Schande.


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