Final Cut Pro auf dem iPad: ein fast perfekter Erstling
Die Ablösung für iMovie
Obwohl FCP viel mehr bietet als iMovie, wirkt es in keiner Weise komplizierter, im Gegenteil. FCP kommt ausserdem mit vielen Vorlagen für Titel, Überblendungen und Effekte, die auch jedem Amateur-Video gut zu Gesicht stehen. Weitere Vorlagen von Drittanbietern werden folgen.
Ausserdem kann FCP 4K-Videos in 60 fps ausgeben. Es war für mich ein ständiges Ärgernis, dass die neueren iPhones zwar mit dieser Auflösung filmen und sich die Clips in iMovie schneiden lassen – aber beim Export auf 4K mit 30 fps reduziert werden. Bis anhin half nur der Griff zu einer anderen Lösung wie LumaFusion.
Für iMovie sprechen jetzt nur noch zwei Eigenschaften: die Hardware-Anforderungen und die iPhone-Version. Zurzeit ist ein M1-SoC, wie es von FCP verlangt wird, den besten und neusten iPads vorbehalten. Für die schwächeren Modelle gibt es weiterhin den kleinen Bruder. Der ist sogar am iPhone brauchbar; doch selbst Apple wird es kaum schaffen, auf den kleinen Displays eine genauso funktionale und durchdachte Oberfläche für FCP zu gestalten.
Wenn Sie hingegen ein qualifiziertes iPad Ihr Eigen nennen und sich nicht vom Abonnement beeindrucken lassen, gibt es nur einen Rat: Vergessen Sie iMovie.
Die bessere Video-Umgebung?
An FCP 1.0 gibt es nur sehr wenig zu kritisieren – abgesehen davon, dass es erst jetzt auf den Markt kommt. Apple hat bei der Oberfläche ganze Arbeit geleistet. Einige wenige Dinge funktionieren noch nicht wie erwartet. Dazu gehört die mangelhafte Zusammenarbeit mit externen Displays. Oder dass die Beta-Version abschmiert, wenn man versucht, bei einem Video im Kino-Modus den Fokus zu verlagern.
Dass sich Projekte auf die Mac-Version verschieben lassen, aber nicht in die andere Richtung, ist hingegen zu verzeihen. Das würde bedingen, dass beide Ausgaben im Funktionsumfang deckungsgleich sind. Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass der zweigleisige Austausch überhaupt kommen wird.
Was bleibt, ist eitel Sonnenschein. Und so stellt sich zum Schluss die Frage, ob FCP auf dem Mac oder am iPad die bessere Wahl ist.
Das aktuelle, grosse iPad Pro wiegt 684 Gramm, während das Magic Keyboard mit stolzen 690 Gramm sogar noch etwas mehr auf die Küchenwaage bringt. Das führt zur Überlegung, wieso man nicht gleich zu einem ähnlich gelagerten MacBook Air mit M2-SoC greifen soll, das mit seinen 1240 Gramm erst noch weniger wiegt.
Die Antwort hängt natürlich von den persönlichen Vorlieben und Anforderungen ab, sodass es kein richtig oder falsch gibt. Auch die Frage, ob FCP am iPad wirklich alle Profi-Gelüste befriedigt, soll hier unbeantwortet bleiben; für diese Abwägung ist der kostenlose Testmonat gedacht.
Persönlich würde ich ohne zu zögern zum iPad Pro mit Magic Keyboard und Apple Pencil greifen, weil es ungeschlagen flexibel und doch so einfach zu bedienen ist. Die Mac-Version wirkt zwar gleichermassen mächtig und eindrucksvoll – doch vor allem erwürgt sie jegliche Motivation jener Video-Cutter, die damit nicht ihr tägliches Brot damit verdienen müssen.
FCP für das iPad bietet hingegen nicht nur zahlreiche Profi-Funktionen, sondern kann mit dem besten Gewissen jedem Amateurfilmer aufs Auge gedrückt werden, der am liebsten seine Kinder mit dem iPhone filmt. Und plötzlich macht Videoschnitt sogar richtig Spass.
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