Tests
09.03.2012, 15:27 Uhr
Test: iPhoto für iPad und iPhone
Mit iPhoto für iOS-Geräte schliesst Apple eine wichtige Lücke im eigenen App-Portfolio. Es herrscht (fast) ungetrübte Freude.
Nach Garage Band und iMovie schafft es auch die Mac-App iPhoto auf das iPhone und iPad. (Aber nicht auf den iPod touch.) Die Neuentwicklung verwaltet Bilder, offeriert zahlreiche Retuschemöglichkeiten und bietet neue Formen der Präsentation.
Editierfunktionen
Natürlich finden sich in iPhoto zahlreich Automatismen, mit denen Fotos mit einem Tipp schöner, harmonischer und kontrastreicher werden. Allerdings stehen auch ausgebuffte Korrekturpinsel zur Verfügung, die gezielt Schatten aufhellen, Kontraste anpassen und rote Augen wegeputzen. Genauso einfach verschwinden störende Elemente und Hautunreinheiten aus den Fotos, indem der Retuschepinsel bemüht wird.
Für globale Änderungen stehen diverse Schieberegler zur Auswahl. Sie korrigieren nicht nur einen verpatzten Weissabgleich, sondern verändern auch die Lichtstimmung, machen den Himmel blauer und die Vegetation saftiger. Dabei lassen sich Hauttöne ausdrücklich von der Manipulation ausschliessen. Durch Drücken auf dem Display wird ausserdem ein Regler eingeblendet, mit dem sich die jeweilige Korrektur in der Intensität anpassen lässt. Das kennen wir zwar schon von Nik Snapseed, aber das tut der Nützlichkeit keinen Abbruch.
Was immer man im Schilde führt, es darf ruhig geklotzt werden. Alle Korrekturen lassen sich nachträglich widerrufen – entweder nach Kategorie, oder indem gleich das ganze Bild in den Originalzustand zurückversetzt wird. Noch besser: Effekte und Korrekturen eines Bildes lassen sich kopieren und auf andere Fotos anwenden, so dass zum Beispiel ein Farbstich während eines Shootings schnell ausmerzt ist.
Fast alle Bearbeitungsschritte werden von liebevoll gestalteten Werkzeugen begleitet. Da sich die Bedienung von iPhoto jedoch sehr stark auf Multitouch-Gesten stützt, sollten man in der ersten Zeit regelmässig den Hilfe-Bildschirm einblenden; denn woher sollte man sonst wissen, dass das Drücken mit zwei Fingern eine äusserst praktische Lupe einblendet?
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Exporte – und ein wenig Star Trek
Exporte – und ein wenig Star Trek
Für den Export stehen die üblichen Wege offen: Publikation auf Twitter, Flickr, Facebook oder der Versand per E-Mail. Spannender ist hingegen die Möglichkeit, Bilder direkt zwischen verschiedenen iOS-Geräten auszutauschen, wobei auf jedem Gerät iPhoto vorausgesetzt wird. Bei diesem «Beamen» (so lautet die offizielle Bezeichnung) baut das sendende Gerät automatisch eine Verbindung über Bluetooth auf. Sobald der Empfänger seine Erlaubnis gibt, wird das Bild in der höchsten Auflösung übertragen. Apropos: Die Obergrenze bei der Auflösung liegt bei beachtlichen 19 Megapixeln.
Journale
Doch erst die Journale sorgen für eine gepflegte Präsentation. Dabei handelt es sich um automatisch generierte Collagen, auf denen die Bilder frei angeordnet und skaliert werden können; iPhoto achtet automatisch darauf, dass alle Elemente in Reih ’und Glied bleiben.
Ein Journal wird lebendig, sobald weitere Informationshäppchen hinzugefügt werden. Zur Auswahl stehen das Wetter, der Aufnahmeort auf der Karte (falls das Foto mit GPS-Daten versehen ist) oder das Datum in Form eines Kalenderblattes. Ausserdem lassen sich Texte für Notizen, Zitate und anderes einfügen.
Das fertige Journal wird anschliessend auf dem iPad betrachtet oder zu iTunes exportiert; von dort aus lässt es sich auf den Rechner übertragen, wobei das Journal als voll funktionstüchtige HTML-Datei aufgebaut wird, die sich zusammen mit den Bildern auf einem beliebigen Webserver publizieren lassen.
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der Workflow
Der Workflow
Zum Schluss werfen wir einen Blick auf den Workflow. Dieser bestimmt, wie komfortabel sich die Fotos überarbeiten unter die Leute bringen lassen. Leider wird die ganze Sache an diesem Punkt ein wenig harzig, weil sich iPhoto genauso verhält wie jede andere App im Store.
Genauer: iPhoto greift immer auf die interne Fotosammlung zu. Und genau wie jede andere App kann iPhoto die bestehenden Bilder nicht bearbeiten, sondern lediglich eine Kopie öffnen. Diese Kopien tauchen nach der Bearbeitung in iPhoto erst dann in der Fotosammlung auf, wenn man sie ausdrücklich als neue Bilder sichert.
Am liebsten wurde man also nur noch in iPhoto arbeiten, doch manchmal ist dieser Export in die geräteweite Fotosammlung zwingend notwendig. Weil die modifizierten Bilder eben nicht in der Fotosammlung gespeichert werden, können andere Apps auch nicht darauf zugreifen. Wer zum Beispiel ein Bild aus iPhoto auf einem Dienst wie Tumblr publizieren will, muss dieses zuerst in der Fotosammlung speichern, bevor die nächste App darauf zugreifen kann.
Photo ist also denselben Restriktionen unterworfen wie alle anderen Apps. Allerdings wird hier deutlich, dass sich Apple selbst in die Quere kommt. Nachdem man sich eine Weile mit iPhoto auseinandergesetzt hat, wünscht man sich, dass es die reguläre Foto-App komplett ersetzen könnte – und zwar mit unbeschränkten Schreib- und Leserechten in der Fotosammlung. Doch das bleibt fürs Erste Wunschdenken.
Fazit: Die Arbeit mit iPhoto ist eine wahre Freude. Die Werkzeuge sind bestes Augenfutter, die Resultate überzeugend und die Funktionen geben alles her, was man für die Verbesserung von Fotos benötigt. Nur die strikte Trennung zwischen iPhoto und der geräteweiten Fotosammlung trüben den Spass ein wenig. Ungeachtet dessen ist die App ein Muss für alle, die es mit der Fotografie ernst meinen.
Testergebnis
Handhabung, Oberfläche, Funktionsreichtum, Preis
Keine nahtlose Integration in die Fotosammlung
Details: Für iPad 2 und iPhone 4 oder neuer, ab iOS 5.1, u.a. in Deutsch
Preis: Fr. 5.–
Infos:http://itunes.apple.com/ch/app/iphoto/id497786065?mt=8
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