Tests 11.03.2013, 06:35 Uhr

Test: Nikon 1 J3 mit Adapter FT1

Die kleine und leichte Systemkamera haben wir unter anderem auch mit dem Objektivadapter FT1 für Nikon-Spiegelreflexsysteme getestet.
Die Nikon 1 J3 ist eine spiegellose Kamera mit auswechselbarem Objektiv. Sie gehört zur jüngsten Generation des Nikon-1-Systems und ist dort das mittlere Modell: Klar einfacher und günstiger als die V2, aber etwas besser als das Modell Nikon 1 S1.
Interessant für alle Kameras der Familie Nikon 1 ist der Bajonettadapter FT1. Mit ihm lassen sich Objektive für Nikon-Spiegelreflexkameras anschliessen. Den Adapter haben wir zusammen mit der Nikon 1 J3 getestet.
Die Nikon 1 J3 mit dem getesteten Kit-Objektiv 10-30mm
Äusserlichkeiten
Vom Design her ist die J3 eine Mischung aus den früheren Modellen V1 und J1, nur kleiner und leichter. Ohne Objektiv ist sie sogar kleiner als so manche Kompaktkamera. Sie scheint aber nicht so hochwertig verarbeitet zu sein wie die V1: Bei unserem Testgerät liess sich die Bildschirmplatte oben rechts leicht nach innen drücken. Das verursacht zwar keinen Schaden, lässt aber gewisse Zweifel an der Langlebigkeit aufkommen.
Dank des relativ kleinen Sensors sind auch die Objektive kleiner und leichter als bei anderen Systemen. Das von uns ausprobierte 10-30 mm mit Bildstabilisator bringt ohne Deckel gerade mal 114 Gramm auf die Waage, ohne im Mindesten billig zu wirken. Betriebsbereit (mit Objektiv, Akku und Speicherkarte) bringt das Gerät 356 Gramm auf die Briefwaage.
Bedienung
Die Nikon 1 J3 hat ein Wählrad für den Kameramodus, auf dem sich aber nicht die üblichen Kameramodi wie P, A, S und M befinden, sondern die Betriebsarten bewegter Schnappschuss, bester Moment, Automatik, Kreativmodus und Filmmodus. Bewegter Schnappschuss macht Mini-Filmchen von ein paar Sekunden, die sich mit Hintergrundmusik hinterlegen lassen. Bester Moment schiesst eine schnelle Folge von 20 Fotos und wählt automatisch fünf aus, die am besten sein sollten. In der Automatik lässt sich nicht nur die Helligkeit regulieren, sondern auch die «Bewegungsunschärfe» und die «Hintergrundunschärfe», was nichts anderes bedeutet, als dass dort Blende beziehungsweise Belichtungszeit manipuliert werden. Im Creative-Modus hat man dann dasselbe nochmals, einfach dass Hintergrundunschärfe jetzt wie gewohnt «Zeitautomatik» heisst und die Blende bzw. Belichtungszeit direkt am Rad verstellt werden kann (im Automatik-Modus muss man dazu ins Menü). Dazu kommen Motivprogramme wie Nachtaufnahme, Gegenlicht, Panorma und Selektive Farbe (eine Farbe, der Rest schwarzweiss).
Die Konzeption des Modusrades finden wir nicht gelungen, zumal sich sonst nur sehr wenige Dinge mechanisch ansteuern lassen und es am Rad durchaus noch Platz gehabt hätte für die üblichen vier Modi.
Die J3 hat sehr wenig Tasten und Räder, weshalb man das Menü durchhangeln muss, wenn man zum Beispiel ISO-Empfindlichkeit oder Weissabgleich manuell einstellen will. Dort findet man diese Einstellungen merkwürdigerweise unter «Bildverabeitung» und nicht unter «Fotografieren». Aufnahmedaten wie Blende, Belichtung oder ISO werden nicht standardmässig in der Bildwiedergabe angezeigt, man kann dies aber in den Tiefen des Menüs aktivieren.
Die Kamera bietet nicht besonders viele, aber doch einige Einstellungsmöglichkeiten für Fortgeschrittene. Zum Beispiel ist die Belichtungsmessung und die ISO-Automatik konfigurierbar, es gibt eine manuelle Korrektur der Belichtungsautomatik und der Blitzstärke, die Rauschreduzierung lässt sich abschalten (für Langzeitbelichtung separat), und selbstverständlich lassen sich Bilder auch im RAW-Format abspeichern. Da man jedoch für all diese Dinge ins Menü wechseln muss, ist die J3 trotzdem eher auf fröhliches Schnappschuss-Knipsen ausgelegt.
Auf der nächsten Seite: Leistung bei Fotos und Videos

Bedienung Die Nikon 1 J3 hat ein Wählrad für ...

Leistung
Die Bildqualität ist nicht überragend, aber für den Alltagsgebrauch ganz okay. Im Sonnenschein meistert die Kamera grosse Helligkeitsunterschiede ordentlich, auch wenn sie manchmal Flächen im Gegenlicht überbelichtet. Problematisch: Ohne Sucher sieht man in der Sonne nicht so genau, was man fotografiert. Eine Streulichtblende für das getestete Objektiv gibt es zwar, sie wird jedoch nicht mitgeliefert.
Testbild bei Sonnenschein: Grosse Helligkeitsunterschiede werden recht gut bewältigt
Bei wenig Licht (zum Beispiel spärliche Beleuchtung in Innenräumen) wird es mit dem Kit-Objektiv schwierig, gute Bilder zu machen. Dessen Lichtstärke reicht trotz Bildstabilisator nicht aus, um mit tiefer ISO ohne Stativ zu fotografieren. Und bei hohen ISO-Werten zeigt sich deutlich der Nachteil des relativ kleinen Sensorformats in Form von Farbrauschen und nachlassender Schärfe.
5000 ISO verkleinert (ohne Rauschreduzierung)
Ein Beispiel einer Aufnahme im Schummerlicht bei 5000 ISO, einmal mit Rauschreduzierung (oben) und einmal ohne (unten). Die Unterschiede sind nur erkennbar, wenn man auf 100 Prozent vergrössert (untere beide Bilder). Wie immer bei hohem ISO gilt: ab einer gewissen Verkleinerung verschwindet das Rauschen vollständig.
Beispielbild Kit-Objektiv im Weitwinkel bei 10 mm
Mit dem Nikkor-1-Objektiv 10 mm Pancake (27 mm Kleinbild-Brennweite) mit Lichtstärke F 2,8 und dem 18,5 mm Standardobjektiv (ca. 50 mm Kleinbild) mit F 1,8 sollte man aber auch bei wenig Licht klar kommen. Das Standardobjektiv gibt’s für unter 200 Franken, das Pancake ist mit etwa 240 Franken auch nicht besonders teuer. Dumm nur, dass die Nikon 1 J3 gar nicht ohne Kit-Objektiv erhältlich ist.
Mit dem Kit-Objektiv lassen sich auch kleine Objekte gut einfangen
Für das 10-30mm-Objektiv spricht die kurze Naheinstellgrenze von 20 Zentimetern. Zieht man davon noch die Länge des Objektivs ab, kommt man schon recht nahe ans Motiv heran und bringt so einen verschwommenen Hintergrund zustande.Die Kamera ist schnell, was die Serienbilder betrifft: für einen kurzen Moment kann sie bis zu 60 Bilder pro Sekunde aufnehmen, mit nachgeführtem Autofokus 15 Bilder. Der Autofokus funktioniert auch bei wenig Licht meistens recht gut. Es gibt einen Einzel-Autofokus für statische Motive und einen kontinuierlichen für bewegliche, sowie die Automatik, die selbst erkennt, ob sich ein Motiv bewegt. Einschalten, Ausschalten und Wechsel zwischen Aufnahme und Wiedergabe geht ebenfalls zügig vonstatten.
Im Test erhitzte sich die Kamera manchmal auffällig stark, der Grund ist uns unbekannt.
Video
Indem man auf die separate Videoaufnahmetaste drückt, startet auch im Fotomodus ein Video – gut, wenn es schnell gehen muss. Daneben gibt es einen eigenen Videomodus, in dem sämtliche manuellen Betriebsarten der Kamera auch für bewegte Bilder zur Verfügung stehen.
Bei Videos stehen sowohl Autofokus als auch manueller Fokus zur Verfügung. Der Autofokus funktioniert anstandslos. Beim Scharfstellen von Hand muss man mit dem 10-30mm Kit-Objektiv am Rädchen auf der Rückseite der Kamera drehen. Das ist auf dem Video gut hörbar und kann auch die Aufnahme verwackeln. Manueller Fokus empfiehlt sich so nur in Kombination mit dem Objektivadapter FT-1 und Objektiven für Spiegelreflexkameras (mehr dazu auf der nächsten Seite).
Zusätzlich gibt es ein spezielles Video-Objektiv für das Nikon-1-System, das einen motorbetriebenen Zoom und einen angeblich besonders leisen Autofokus hat.
Das integrierte Mikrofon zeichnet in Stereo auf und der Pegel ist manuell justierbar. Einen Anschluss für ein externes Mikrofon hat die Nikon 1 J3 aber nicht.
Neben den gewöhnlichen Videoaufnahmen sind auch Zeitlupenaufnahmen mit 400 oder gar 1200 Bilder pro Sekunde möglich, mit den üblichen Einschränkungen: es braucht recht viel Licht, der Ton ist aus, die Auflösung reduziert, das Bildformat länglich, und die Aufnahmezeit beträgt maximal 3 Sekunden. Beim Betrachten dehnen sich die drei Sekunden auf 40 Sekunden respektive 2 Minuten aus.
Auf der nächsten Seite: Der Bajonettadapter Nikon FT-1

Der Bajonettadapter Nikon FT-1

Der Objektiv-Adapter Nikon FT1
Wir konnten den Bajonettadapter FT1 zusammen mit der Nikon 1 J3 ausprobieren. Er gehört nicht zum Lieferumfang, sondern kostet 250 bis 300 Franken extra. Nikon-Fotografen, die bereits Objektive für Spiegelreflexkameras besitzen, können diese mit dem Adapter auch an Nikon-1-Kameras verwenden. Der Adapter hat einen Standfuss mit Stativgewinde, um mit den im Vergleich zur Kamera übergrossen Objektiven klar zu kommen. Mit dem Adapter können Vollautomatik und «Best Moment Capture» nicht verwendet werden. Die restlichen Modi (inklusive Video) funktionieren.
Mit Nikkor 35 mm F 1,8 DX
Wir schraubten zuerst das Nikkor 35 mm F 1,8 DX an den Adapter. Aus dem Crop-Faktor von 2,7 resultiert mit dieser Linse eine Kleinbild-Brennweite von etwa 95 mm. So entsteht eine kompakte, lichtstarke und weniger als 600 Gramm schwere Ausrüstung, die sich gut für Porträtaufnahmen eignet. Durch die Brennweitenverlängerung sind auch leichte Makroaufnahmen möglich. Wer bereits ein richtiges Makroobjektiv hat, wie zum Beispiel das Nikkor 40mm Micro, kann entsprechend Aufnahmen mit besonders starker Vergrösserung erzeugen. Allerdings lässt sich das Fokus-Messfeld nicht bewegen, sondern bleibt immer im Zentrum, wenn man mit dem Adapter arbeitet. Makros müssen so in manchen Fällen manuell fokussiert werden.
Die Lichtstärke des 35mm-Objektivs ermöglicht vom Hintergrund abgesetzte Hauptmotive
Mit Nikkor 55-300mm DX
Teleobjektive wie das Nikkor DX 55-300mm erreichen an Nikon-1-Kameras Kleinbild-Brennweiten von über 800 mm. Solche Teleeffekte bleiben ambitionierten Hobbyfotografen normalerweise versagt: Die nötige Profiausrüstung ist zu teuer und zu schwer, Superzoomkameras wären leicht und günstig, liefern aber keine gute Bildqualität. Das System Nikon 1 könnte hier eine Brücke schlagen.
Der Autofokus verirrt sich leicht in der Tiefe des Raums
Das Fotografieren im Supertelebereich ist zwar möglich, aber mit gewichtigen Einschränkungen. Der Autofokus pumpt oft sinnlos hin und her, ohne fündig zu werden. Der kontinuierliche Autofokus kann mit dem Adapter ebenso wenig verwendet werden wie der Mehrfeld-Autofokus und die Motivverfolgung. Die Lichtstärke der Objektive bleibt zwar erhalten, aber bei dem kleinen Sensor der Nikon-1-Kamera kann das trotzdem zu wenig sein.
Vögel fotografieren mit dem FT1: Etwas besseres als das hier (3200 ISO) kam nicht zustande - dann war der Akku leer
Sport und Action machen so keinen Spass. Vielleicht hat man Glück und lichtet einen Vogel formatfüllend ab, der sonst zu weit weg wäre. Wir hatten bei unserem einzigen Versuch kein Glück: Die Vögel hielten sich ausschliesslich im Schatten auf, da sie dort Futter fanden. Wer auf Lauer liegt, hat mit der Nikon 1 J3 nicht viel Zeit. Der Akku ist viel schneller leer als bei einer Spiegelreflexkamera, denn wenn die Kamera in Bereitschaft ist, muss der Bildschirm permanent eingeschaltet sein.
Immerhin: Bei statischen Objekten funktionieren die Supertele-Aufnahmen ganz gut, und die Bildqualität ist allemal besser als bei Superzoomkamera mit 800 mm. Dank des Vergrösserungseffekts wird zudem auch das 55-300mm zum Makro-Objektiv.

Autor(in) David Lee



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