Test: Lytro Illum
Nachbearbeitung und Bildqualität
Nachbearbeitung
Die Bilder aus der Lytro müssen zuerst durch die kostenlose Desktop-Software für Mac oder Windows aufbereitet werden, da diese Raw-Dateien von keiner anderen Software interpretiert werden können. Eine Option, die Bilder gleichzeitig im JPEG-Format zu sichern, fehlt.
Die Kamera ist mit einer USB-3.0-Schnittstelle ausgerüstet, und das hat seinen guten Grund: Jede Aufnahme wiegt ungefähr 55 MB, sodass die Transferzeiten nach einem ausführlichen Shooting nicht zu unterschätzen sind. Noch mehr Zeit benötigt jedoch die erste Aufarbeitung der Bilder durch die Software: Ein schneller iMac mit i7-Prozessor benötigte unter Volllast ganze 5 Minuten, um 15 Bilder für die erste Verwendung aufzubereiten – und das, obwohl diese vorgängig auf die Festplatte kopiert wurden. Immerhin können die Fotos während dieser Zeit bereits betrachtet, sortiert und bewertet werden.
Anschliessend wird der Spielplatz eröffnet. Die Lytro-Software macht einen sehr aufgeräumten Eindruck und bietet alle wichtigen Regler für die Belichtung, den Weissabgleich, den Kontrast usw. Das ist auch gut so, denn ein Ausweichen auf Photoshop & Co. gibt es erst, nachdem die Fotos im JPEG- oder TIF Format exportiert wurden.
Der interessanteste Aspekt betrifft die Fokussierung: Die Blende kann stufenlos zwischen ƒ1.0 und ƒ16 justiert werden. Ein Doppelklick auf eine Bildstelle definiert dabei den Punkt der maximalen Schärfe.
Das Spiel mit einer geringen Schärfentiefe übt natürlich den grössten Reiz aus, doch leider können die Ergebnisse bei offener «Blende» am wenigsten überzeugen. Beim oberen Bild wurde mit der Lytro auf das Gesicht fokussiert und nachträglich am Rechner Blende ƒ1.2 gewählt. Das untere Bild wurde bei gleicher Brennweite und Blende ƒ1.2 mit einem Fujinon-Objektiv aufgenommen.
Die Lytro kann nicht einmal ansatzweise mithalten und zeigt unschöne, nicht zu übersehende Artefakte an den Gesichtskanten. Dazu kommen Abbildungsfehler in der Ecke, die dem Streulicht geschuldet sind. Die mitgelieferte Sonnenblende ist also keine Option, sondern ein Muss.
Bei Blende 4 verbessert sich die Situation:
Kurz, was die Qualität der Fotos anbelangt, kann die Illum mit keiner Kompaktkamera mithalten. Die Fotos wirken durchs Band ein wenig unscharf, bei offener Blende kommt es ausserdem zu Artefakten.
Tricksereien
Die Lytro-Anwendung kann nicht nur massgeschneiderte JPEG- oder TIF-Dateien exportieren, sondern hat auch noch andere Tricks auf Lager:
3D-Bilder. Da sich die Perspektive ein wenig verschieben lässt, werden auf Knopfdruck anaglyphe oder farbige 3D-Bilder möglich. Doch das hatten wir schon.
Videos. Spannender sind die Videos, die sich in der maximalen Auflösung von 1080p exportieren lassen. Allein für diese Kategorie hält die Software eine ganze Reihe an Einstellungen bereit. So kann die Schärfe gleichmässig oder sprunghaft über ein Objekt geführt werden. Auch die gleichzeitige Animation der Perspektive ist möglich, was besonders aufwendig wirkende Streifen ermöglicht. Der Export-Dialog lässt erahnen, was alles möglich ist:
iPad-App. Die hauseigene App baut eine Verbindung mit dem Wifi-Modul der Kamera auf. Anschliessend können Bild übertragen, die Fokussierung verändert und die Resultate in Umlauf gebracht werden. Das ist alles schön und gut – aber eine Möglichkeit zur Fernsteuerung wäre uns lieber gewesen.
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