Tests
18.07.2016, 10:12 Uhr
Smarte Drohnenwelt: 3DR Solo im Testflug
Mit ihrer einfachen Ausstattung und den äusserst vielseitigen Aufnahmefunktionen wird die 3DR Solo fast schon zum Ferienbegleiter. PCtipp begab sich auf einen Testflug.
Erst kürzlich hat DJI mit der Phantom 3 einen kompetitiven Nachfolger im hart umkämpften Drohnenmarkt lanciert. 3D Robotics will das toppen mit der möglicherweise smartesten Drohne, die es bis dato auf dem Markt gibt. Und die «3DR Solo», wie sie sich nennt, ist fast schon beängstigend: Nicht nur wegen ihres Aussehens, das eher einer Terminator-Drohne als einer Pizza-Drohne gleichkommt. Einerseits wegen der schieren Menge an Funktionen – andererseits auch wegen ihrer offenen Linux-Plattform, die versierten Codern vollen Zugriff auf das System erlaubt, was mit der Zeit noch mehr Apps von Drittanbietern ermöglichen könnte. Überzeugen soll die Ready-to-Fly-Drohne mit ihrer universellen GoPro-Halterung vor allem auch Einsteiger.
Direkter GoPro-Zugriff über die App
Der Onboard-Controller der 3DR offeriert vollen Zugriff auf die GoPro-Kamera, sodass auch Neulingen in wenigen Minuten atemberaubende Flugmanöver gelingen sollen. Die Angst vor Kollateralschäden soll erst gar nicht aufkommen, versichert man uns. So kann man das Fluggerät beispielsweise mit einer Stopp-Taste in der Luft bremsen, wenns brenzlig wird. Ereignet sich infolge eines Hardware-Versagens ein Aufprall an einer Wand, hat man eventuell Glück. Der Hersteller wird dann die Blackbox des Controllers auswerten. Hat der Anwender rechtzeitig versucht, die Stopp-Taste zu drücken, besteht eventuell noch Anspruch auf Garantie.
Augmented-Reality-Ansicht
PCtipp hatte bereits das Vergnügen, das unbemannte Flugobjekt zusammen mit dem Hersteller auszutesten. Mit Abmessungen von rund 50 cm von einer Propellerspitze zur anderen und einer ungefähren Masse von 1,5 kg ist die Solo nicht gerade ein Leichtgewicht. Unterhalb befindet sich das Kamera-Frame, an das die GoPro angebracht wird. Optional und fast Pflicht ist aber das 3D-Achsen-Gimbal, das mit einer Action-Cam ab GoPro Hero 4 Black geschmeidige Aufnahmen und Rotationen in allen Richtungen ermöglicht. Sowohl mit der Standard- als auch mit der Gimbal-Halterung wird ein HDMI-Kabel mit der Kamera verbunden. Speziell: In der Augmented-Reality-Ansicht der App kann man mit den Fingern sogar die virtuellen Grenzwände markieren, bevor die Drohne abhebt. Die Solo orientiert sich hierbei an den GPS-Koordinaten.
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Controller für Einsteiger
Controller für Einsteiger
Wie bei der Phantom 3 braucht man für den Smart-Controller ein Tablet (mit einer Diagonalen von bis zu 8,5 Zoll) oder ein Smartphone beliebiger Grösse. Die App ist in wenigen Minuten eingerichtet. Die Steuerungseinheit mit der universellen Halterung ist mit grossen Tasten ausgestattet. Auch die Kollisionsabfrage der Steuerungsknüppel kann überzeugen. Sie reagieren weder zu weich noch zu hart auf ruckartige mechanische Bewegungen. Das ganze Steuerungsboard ist schon fast ein wenig einem Arcade-Spielcontroller nachempfunden. Hält man den Fly-Button etwas länger gedrückt, entsendet man den Vogel in die Lüfte. Danach wird mit den beiden Horizontal- und Vertikal-Joysticks gesteuert. Mit der Pause- bzw. Stopp-Taste bringt man den Quadrocopter zum Stehen, während die Flugblätter weiterrotieren.
Return-Home-Modus
Praktisch ist der «Return to Home»-Modus: Verliert man das Fluggerät aus dem Blickfeld, pfeift man es damit per Knopfdruck direkt wieder an Ort und Stelle zurück. Geht dem Gefährt plötzlich die Batterie aus, manövriert es sich selbstständig wieder zurück. Oben links und rechts am Controller befinden sich zwei Trigger-Buttons, um die Kamera in verschiedene Blickwinkel zu versetzen. Die Auflösung variiert je nach GoPro-Kamera, die man verwendet. Mit einer Hero 4 Black sind verwacklungsarme 4K-Aufnahmen kein Problem.
Testflug mit der 3DR Solo über der Pferderennbahn (Schachen, Aarau):
Übung macht den Meister
Der 5200-mAh-Akku reicht für ca. 20 Minuten, abhängig von der GoPro-Kamera, die zum Einsatz kommt. Die 3DR Solo kann dabei bis zu 88 km/h schnell werden und Windstärken von bis zu 40 km/h entgegenhalten. Man merkt: Die beiden schnellen 1-GHz-Prozessoren im Controller und in der Drohne sorgen zusammen für äusserst präzise Flugbahnen. Die Solo ist extrem einfach zu fliegen. Lässt man die Steuerung los, schwebt sie im Äther, und es kann nichts passieren. Ein bisschen Übung wird Unerfahrenen dennoch abverlangt, um mit den beiden Sticks geschmeidige Manöver einzuleiten. Als Anfänger mag es sich empfehlen, vor jedem Flug mit der App die maximale Flughöhe und Geschwindigkeit festzulegen.
Flug-Modi: Cable, Orbit und Follow
Vielseitig und spassig sind die verschiedenen Flug-Modi: Im «Cable»-Modus fliegt die Drohne eine schnurgerade Linie. Dabei manövriert man den Vogel zunächst zu einem Startpunkt und drückt auf den A-Knopf des Controllers. Den Endpunkt markiert man nach abgeflogener Strecke mit der B-Taste. Wenn die Solo sich danach pfeilgerade auf der Linie entlang bewegt, hat man fantastische Aufnahmemöglichkeiten, um eine Gegend aus verschiedenen Perspektiven einzufangen. Der Orbit-Modus bringt die Solo auf eine Umflaufbahn mit veränderbarem Radius und Flughöhe. So fliegt man, während die Kamera immer auf das Objekt gerichtet bleibt. Das ermöglicht atemberaubende Landschaftsaufnahmen.
Der «Follow»-Modus zentriert die Kamera immer auf den Piloten, egal, wo er sich gerade befindet. Zu guter Letzt wäre da noch der «Selfie»-Modus, um aus einer vorbestimmten Höhe und Entfernung vom Steuermann ein Selbstbildnis inmitten einer malerischen Umgebung zu inszenieren. Sogar ein «Boat-Modus» soll mit von der Partie sein, um die smarte Drohne von einem Schiff wieder einfangen zu können.
Unser erster Eindruck
Die 3DR Solo ist eine geniale Ready-to-Fly-Drohne, die atemberaubende Bilder und Videos schiesst und sich auf den Flugbahnen sehr stabil verhält. Neue Piloten dürfte aber der Preis ein wenig abschrecken: Zusammen mit einer neuen GoPro-Action-Kamera inklusive Zubehör wie Dreiachsen-Gimbal sowie drei Akkus und Rucksack kann der Hightech-Spass schnell um die 2000 Franken kosten. Ein teures, aber gleichermassen faszinierendes Hobby! Ob man die 3DR Solo wirklich an jeden Ferienstrand mitnimmt, sei mal dahingestellt. Immerhin haben die Hersteller etwas überlegt bei der grosszügigen Ausstattung der Zusatzfächer am Rucksack. Ohne Abschirmung von Einzelakkus in einer Tasche steht man an Flughäfen bekanntlich vor Problemen. Auf jeden Fall setzt die 3DR Solo in technischer Hinsicht neue Massstäbe.
Die 3DR Solo ist bereits bei einigen Melectronics- und Media-Markt-Filialen über den Schweizer Distributor Thali.ch erhältlich. Auch Galaxus wird die Artikel voraussichtlich ab Mittwoch an Lager haben. Ab Ende Juli sollen laut Hersteller weitere Partner folgen. Der Strassenpreis beträgt 1199 Franken.
Autor(in)
Simon
Gröflin
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