Tests 07.01.2020, 09:41 Uhr

Nikon Z50 im Test

Warum man sich die Nikon Z50 kaufen sollte, ist einfach zu beantworten. Die Frage lautet mehr: Wer soll sich die Z50 kaufen?
Die Zeit der billigen Einsteigerkameras ist vorbei. Diese wurden längst von Smartphones abgelöst. Die neue Einsteigerkamera kostet rund 900 Franken und bietet mehr, als die Mittelklasse vor zehn Jahren zu träumen wagte. Nachdem Nikon letztes Jahr den Sprung in den spiegellosen Markt erst so richtig wagte, folgt jetzt eine APS-C-Variante, die noch ein wenig nach ihrer passenden Zielgruppe suchen muss.
Kompakt und leistungsfähig geht heutzutage auch beides
Quelle: Nikon

Äusseres und Bedienung

Nikon bleibt sich auch bei den APS-C-Mirrorless-Modellen treu. Schon die Vollformat-Modelle Z6 und Z7 trugen die Design- und Bedienungsphilosophie von Nikon-DSLRs weiter. Die Z50 ist im Prinzip einfach eine leicht geschrumpfte Z6. Das ist auch gut so, denn ein funktionierendes System kann man gut und gerne leben lassen. So ist die Z50 für jeden bisherigen Nikon-Nutzer sofort verständlich und auch neue Nutzer sollten schnell damit klarkommen. Im Vergleich zu den grösseren Geschwistern ist die Z50 ein wenig einfacher gehalten. Einige Knöpfe fallen weg, allem voran der Joystick auf der Rückseite. Konzeptuell bleibt aber alles gleich. Die Rädchen sind am gleichen Ort platziert, der Ein-/Aus-Kippschalter ist um den Auslöser geschlungen, direkt daneben gibt es Zugriff auf Video, ISO und Belichtungskorrektur.
Die Bedienelemente der Z50 sind Nikon-Nutzern direkt bekannt
Quelle: Nikon
Wie bisher setzt Nikon auf zwei Bedienrädchen, eines auf der Front unter dem Auslöser und eines in Daumenreichweite auf der Rückseite. Dies im Gegensatz zu vielen Konkurrenten, die ihre Blendeneinstellungen auf dem Objektiv anbringen und dafür ein ISO-Rad verbauen. Die Vorteile der Nikon-Variante zeigen sich vor allem bei den neuen DX-Objektiven, die mit einem zusätzlichen Blendenrad wohl kaum so kompakt ausgefallen wären.
Der Griff der Z50 ist gross genug, was bei einer kompakt gehaltenen Kamera sehr angenehm ist
Quelle: Nikon
Ebenfalls wie gewohnt ist die Software. Zwar wird auch Nikons Menüstruktur durch immer mehr Funktionen auf den Prüfstand gestellt. Allerdings funktioniert das System noch immer und ist relativ leicht zu verstehen. Die wichtigsten Funktionen können zudem auf ein Schnellzugriffsmenü gepackt werden.
Kein LCD auf der Oberseite, dafür ein Modusrad
Quelle: Nikon
Etwas enttäuschend ist der Touchscreen der Z50. Das Display an sich ist komplett in Ordnung. Allerdings verwendet Nikon die Touch-Funktion nur für bestimmte Dinge. Eine vollumfängliche Touch-Steuerung, wie man sie vom Smartphone gewöhnt ist, gibt es nicht. Um Platz zu sparen, hat Nikon zudem einige Buttons statt physisch als Touch-Buttons neben das Display gepackt. Glücklicherweise benötigt man diese Funktionen nur selten und kann die Buttons relativ gut ignorieren.
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Ausstattung

Ausstattung

Das Display der Z50 lässt sich für Vlogs und Selfies nach unten klappen
Quelle: Nikon
Die Nikon Z50 richtet sich nicht an professionelle Fotografen, sondern mehr an Amateure und moderne Content-Ersteller. Entsprechend ist die Kamera mit diversen Features ausgerüstet, die vor allem für diese Zielgruppen attraktiv sind. Allem voran der drehbare Bildschirm. Dieser lässt sich um 180 Grad nach unten drehen, wodurch Selfies und Vlog-Aufnahmen vereinfacht werden. Die Z50 ist zudem mit WiFi und Bluetooth ausgerüstet. Kombiniert mit der passenden Companion-App können so Fotos und Videos einfach auf ein Smartphone übertragen werden.
Die Anschlüsse der Z50 findet man unter dieser Haube
Quelle: Nikon
Für Fans von Kabelverbindungen gibt es USB (Micro-B), HDMI (Type-D) und einen Mikrofon-Eingang. Gespeichert wird auf eine einzelne SD-Karte. Für eine Kamera dieser Preisklasse sind zwei SD-Slots nicht mehr selbstverständlich, würden aber gern gesehen. Allerdings ist bereits die SD-Kompatibilität gut, da die Vollformat-Modelle von Nikon nach wie vor auf den Kompatibilitätsalbtraum XQD setzen.
Eine Schwäche der Z50 ist der Akku. Zum einen verwendet Nikon einen neuen Akku für die Z50. Ältere Batterien können nicht mehr verwendet werden. Zum anderen hält der EN-EL25 nicht gerade lange durch. Das CIPA-Rating liegt bei gerade einmal 300 Bildern. An einem kalten Wintertag sinkt dieser Wert noch ein gutes Stück. Für lange Ferientage braucht es daher entweder eine längere Ladepause oder mindestens einen zweiten Akku.
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Bildqualität

Bildqualität

Für die Z50 verwendet Nikon einen ähnlichen Sensor wie in der D500 mit 20,9 Mpx, im APS-C-Format und mit viel Lichtstärke. Hätte man vor 10 Jahren noch gesagt, eine Kamera unter 1000 Franken könne bis 10'000 ISO gute Bilder schiessen, wäre man gnadenlos ausgelacht worden. Die Nikon Z50 beweist, dass sich der Kameramarkt verändert hat und die Technologie einen weiten Weg hinter sich hat.
Der Sensor der Z50 leistet ausgezeichnete Arbeit für die Preisklasse
Quelle: Nikon
Auch bei niedrigen ISO-Werten schlägt sich die Z50 besser als vergleichbare DSLRs der letzten Dekade und der gleichen Preisklasse. Schärfe und Details sind erstaunlich gut, bedenkt man den Preis der Kamera – und noch mehr: den Preis der Objektive. Wie üblich hält sich Nikon mit Farben ein wenig zurück und überlässt die künstlerische Entfaltung mehr dem Fotografen. Entsprechend wirken JPGs direkt aus der Kamera etwas unspektakulär. Besonders im Vergleich mit einigen sehr sättigungsaffinen Smartphone-Herstellern. Dafür sind die Bilder akkurat. Die Z50 macht einen ausgezeichneten Job, das abzubilden, was das Auge sieht. Wer dann doch mehr Farbaction will, kann immer noch auf einen der diversen Kreativ-Modi zurückgreifen.
Mehr Bilder in Originalgrösse gibt es wie immer auf unserem Flickr-Account.
Beispielbild mit dem Standardzoom-Objektiv
Quelle: PCtipp
Trotz der maximalen Blendenöffnung von ƒ/6.3 liefert das neue Tele-Objektiv für DX-Sensoren ordentliches Bokeh
Quelle: PCtipp
Bei 3200 ISO bemerkt man noch praktisch kein Rauschen
Quelle: PCtipp
Natürliche Farben und viel Detail gibt es bei der Z50 zur Genüge
Quelle: PCtipp
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Objektive

Objektive

Grundsätzlich ist die Z50 mit allen Objektiven ihrer Vollformat-Geschwister kompatibel. Wie aber schon bei den Spiegelreflex-Modellen sind die Vollformat-Objektive nicht immer ideal auf die Anforderungen einer APS-C-Kamera angepasst. Beispielsweise entspricht die Standard-Brennweite von 50 mm auf einem APS-C-Sensor 75 mm und ist damit etwas tief im Tele-Bereich.
Nikon hat dafür speziell zwei auf APS-C abgestimmte Objektive lanciert. Diese sind sowohl in Sachen Brennweiten passender für den kleineren Sensor, als auch preislich passender für ein kleineres Portemonnaie. Zum Start der Z50 sind zwei Zoom-Objektive neu erhältlich: ein 16-50 mm ƒ/3,5-6,3 Standardzoom und ein 50-250 mm ƒ/4,5-6,3. Beide verfügen über optische Bildstabilisierung.

Standard-Zoom

Das erste Standard-Zoom-Objektiv (16-50 mm ƒ/3,5-6,3) für die Nikon Z50 und folgende APS-C-Kameras ohne Spiegel ist kompakt gehalten. Im eingefahrenen Zustand steht die Linse nur wenige Zentimeter vom Body ab und überragt nur knapp den Griff der Kamera. Um das Objektiv zu verwenden, muss dafür die Optik erst ausgefahren werden. Das erinnert zwar eher an günstige Kompaktkameras und wirkt vergleichsweise billig, ist aber funktional gesehen sehr sinnvoll. Und wenn man den Preis und die Zielgruppe des Objektivs bedenkt, passt das schon so, wie es ist.
Das neue Standard-Zoom von Nikon ist besonders kompakt
Quelle: Nikon
Optisch macht das Objektiv einen ordentlichen Job. Scharfe Bilder sind kein Problem und die Verzerrungen gegen den Rand halten sich in Grenzen. Die grösste Schwäche der Linse ist die maximale Blendenöffnung. Bei 50 mm auf einem APS-C-Sensor hätte man eigentlich schon eine ordentliche Portrait-Linse, aber mit maximal ƒ/6,3 wird es mit Bokeh schwierig. Zudem wird so der ISO-Wert stärker in die Höhe getrieben, was allerdings bei der Z50 kein besonderes Problem darstellt. Dank eingebauter optischer Bildstabilisierung liegen auch längere Belichtungszeiten drin.

Tele-Zoom

Für das erste APS-C-Teleobjektiv (50-250 mm ƒ/4,5-6,3) mit Z-Mount gelten grösstenteils die gleichen Faktoren wie beim Standard-Zoom. Auch dieses Objektiv ist für ein Tele enorm kompakt und vor allem leicht, wirkt daher aber auch ein wenig billig. In Sachen Bildqualität kann es aber durchaus überzeugen. Schärfe und Verzerrungen sind kein Problem.
Für die Preisklasse liefert das DX-Tele eine erstaunlich gute Bildqualität
Quelle: Nikon
Die maximale Blendenöffnung von ƒ/6,3 bei 250 mm ist grenzwertig, aber wird durch andere Stärken der Kamera kompensiert. Zudem wäre ein lichtstärkeres Objektiv in diesem Format schlicht nicht machbar. Für rund 350 Franken ist das 50-250 mm schon fast geschenkt.

FTZ-Adapter

Die Nikon Z50 ist neben der neuen zwei Objektive und den bestehenden Z-Linsen auch mit älteren Nikon-Objektiven kompatibel. Dafür sorgt der FTZ-Adapter. Dieser ist in einigen Bundles mit enthalten, aber nicht immer. Achten Sie beim Kauf darauf, ob der FTZ-Adapter inbegriffen ist oder nicht. Mit diesem Adapter können Sie sämtliche Nikon-Objektive mit F-Mount auf der Z50 und anderen Z-Mount-Kameras von Nikon verwenden. Das ist vor allem interessant für bestehende Nikon-Nutzer, die bereits eine breite Sammlung an DSLR-Objektiven besitzen.
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Video und Fazit

Video

In Sachen Video bietet die Nikon Z50 etwa Standardkost. UHD bis 30 FPS oder Full HD bis 120 FPS sind verfügbar. Dazu bietet die Kamera einen einfachen Video-Editor in der Kamera an, mit dem Sie einfach kurze Schnitte anbringen können. Die Videos lassen sich dann direkt über die Companion-App auf ein Smartphone übertragen und auf Social Media teilen.
Für ein externes Mikrofon ist ein entsprechender Anschluss vorhanden. Ein Kopfhörer-Anschluss fehlt hingegen. Ansonsten sind alle relevanten Features für einfache Videoaufnahmen vorhanden: Zebra, Focus Peaking, HDMI-Output, automatischer AF und sogar eine Timelapse-Funktion.
Ein Popup-Blitz gehört ebenfalls zum Programm
Quelle: Nikon

Fazit

Eine gute DSLM ist bei Nikon keine Überraschung mehr. Nach den ausgezeichneten Vollformat-Modellen kann auch die erste spiegellose APS-C-Kamera überzeugen. Die Z50 beweist, dass starke Bildqualität auch bei preiswerteren Kameras möglich ist und eine kompakte Kamera dennoch ergonomisch sein kann. Allem voran macht die Kamera schlicht Spass. Die Frage lautet fast mehr: Wem soll die Z50 Spass machen? Denn für Foto-Profis ist die Kamera nicht gedacht und der Markt darunter wird mehr und mehr von Smartphones abgegraben. Kauft sich eine ambitionierte Vloggerin eine Z50? Oder springt sie direkt auf eine «professionellere» Kamera? Am ehesten bietet sich die Z50 derzeit Nutzern von älteren APS-C-DSLRs an, besonders aus dem Hause Nikon. Für diese Nutzer lohnt sich das Upgrade und die alten Objektive können weiter genutzt werden. Wo die Nikon Z50 eine Nische finden könnte, ist im Bereich Wildlife-Fotografie. Aber nur mit einer Tasche voller Akkus im Gepäck.

Testergebnis

Bildqualität, Ergonomie, Preis
Akku

Details:  29,0 Mpx, APS-C, ISO 100-51'200, HDMI-D, USB-B, 3,5 mm Mikrofon-Eingang, Popup-Blitz, Touch, 1 × SD

Preis:  Fr. 917.- (Body only)

Infos: 
nikon.ch

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