Test: Apple TV 4
Apps und App Store
Die Apps entscheiden das Spiel
Die wichtigste Neuerung ist zweifelsohne der App Store, durch den sich die Box in alle Richtungen erweitern lässt.
tvOS. Apple TV läuft unter tvOS, das wiederum auf iOS basiert. Das macht das Leben der Entwickler natürlich sehr viel einfacher. Eine App kann gleichzeitig für das iPhone, das iPad und Apple TV angeboten werden, wenn das in den Absichten des Entwicklers liegt. In der Praxis sind das vor allem Apps, die nichts kosten und möglichst viele Anwender erreichen wollen. Typische Beispiele sind die Apps für kostenpflichtige Dienste wie Netflix oder Spotify – aber auch Gratisspiele, die sich über In-App-Käufe finanzieren. Hingegen ist es nicht möglich, reine iOS-Apps auf Apple TV zu verwenden, weil der Programmcode ein anderer ist.
Fehlende Übersicht. Die «Ordnung» im App Store ist zurzeit absolut unbefriedigend. Zwar gibt es einen Bereich mit vorgestellten Apps, aber bis zu diesem Zeitpunkt lassen sich nicht einmal die einzelnen Kategorien aufrufen. Immerhin soll sich das bereits in den nächsten Tagen ändern.
Ausserdem werden zurzeit nur die von Apple vorgestellten Apps angezeigt, aber nicht das ganze Sortiment. Das dürfte einige Entwickler ziemlich frustrieren: Wer es nicht in die Ränge schafft, existiert auch nicht. Dabei wären die Schnittstellen bereits vorhanden. Die Website slidetoplay.com zeigt die Neuzugänge aller Apps nach Kategorien sortiert – es liegt also nur an der Implementierung durch Apple.
Spiele und Controller
Egal, von welcher mobilen Plattform die Rede ist: Am meisten Geld fahren immer die Spiele ein. Deshalb soll Apple TV die Konsole für Gelegenheitsspieler sein, die es nicht auf komplizierte Steuerungen und epische Spielwelten abgesehen haben. Das sind die Fakten:
Remote als Controller. Die mitgelieferte Remote muss zwingend von allen Spielen als Eingabegerät unterstützt werden. Dazu dienen nicht nur die Tasten, sondern auch der Gyrosensor, mit dem die Position der Steuerung im Raum ermittelt wird. Kurz, das Vorgehen erinnert an Nintendos Fuchtel-Controller Wii Remote.
Controller. Hingegen bleibt die Unterstützung klassischer Gamepads der Gnade des Entwicklers überlassen. Zwei dieser Eingabegeräte lassen sich über Bluetooth verbinden. Apple selbst pusht den «Nimbus» von Steelseries, dessen Ergonomie und erst recht die Verarbeitung schwer beeindrucken. Allerdings funktionieren auch alle anderen Controller, die MFi-zertifiziert sind («Made For iPhone»), wie zum Beispiel der C.T.R.L. iMobile von Mad Catz.
Grafik. Und wie gut sehen die Spiele aus? Das hängt natürlich von den Fähigkeiten der Programmierer ab, doch der schnelle Prozessor und Metal befördern Apple TV schnurstracks in die Klasse der «echten» Konsolen. Die Grafik ist aufgrund fehlender Vergleichstitel schwer zu quantifizieren. Doch was Titel wie Oceanhorn oder Galaxy on Fire vorlegen, entspricht mindestens einem sehr gut gemachten Game für die Sony PlayStation 3 oder die Xbox 360. Die aktuelle Wii U dürfte sich etwa auf Augenhöhe befinden.
Handschlaufe. Da der Controller bei einigen Spielen herumgeschwungen wird, sollte er am Handgelenk gesichert sein. Apple bietet dazu eine einfache Handschlaufe, die «Remote Loop». Sie wird einfach mit dem Lightning-Anschluss verbunden, über den die Fernbedienung auch geladen wird. Die Schlaufe hält bombenfest, weil der Stecker mit zwei Widerhaken fixiert wird, die erst auf Knopfdruck eingezogen werden. Gehört diese 15-Rappen-Schlaufe zum Lieferumfang? Nein – aber sie kann im Apple Store als 15-Franken-Schlaufe bestellt werden.
Vernachlässigtes GameCenter. Leider wird Apples GameCenter kaum unterstützt – also jene Online-Identität, über die persönlichen Erfolge, Freunde und Speicherstände synchronisiert werden. Das GameCenter ist zwar aktiv, aber nur für die Apple-ID des angemeldeten Benutzers.
Wenn jemand anderes spielen und dabei GameCenter verwenden möchte, muss er den aktuellen Benutzer abmelden und sich danach mit der eigenen Apple-ID anmelden. Mit der E-Mail-Adresse. Und dem Kennwort. Ohne Tastatur und nur mit der Remote. Lieber schaue ich den Zehennägeln beim Wachsen zu, als mir das ein einziges Mal anzutun.
Noch mehr Apps
Doch schliesslich gibt es noch mehr Kategorien, als nur Spiele. Besonders interessant sind:
Spartenkanäle. Kochkurse, Arte-Beiträge und mehr: Diese Kanäle widmen sich einem bestimmten Thema und bieten Beiträge auf Abruf.
Filme und Fernsehen. Natürlich sind auch Videoportale wie YouTube, Netflix oder Teleboy an Bord, weil sie auch in der Schweiz verfügbar sind. Andere Dienste wie der amerikanische Kabelanbieter «HBO» werden aufgrund des Standorts nicht eingeblendet, weil sie bei uns nicht abonniert werden können.
Mediacenter. Wer seinen NAS mit Apple TV verbinden möchte, wird hier glänzende Augen bekommen – vermutlich. Denn noch beschleicht einen das Gefühl, dass die Apps von Drittanbietern mit der heissen Nadel gestrickt wurden, um beim Start dabei zu sein. So brachten wir das bekannte (oder besser: berüchtigte) Mediacenter PLEX natürlich nicht zum Laufen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. VLC ist dem Vernehmen nach bereits in der Entwicklung, genauso wie die Client-Apps für die populären NAS-Geräte von Synology. Kurz, dieses Thema ist hochspannend, aber vermutlich erst in ein paar Wochen spruchreif.
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